Sonntag, 5. April 1981
In Linz, im Kaufmännischen Vereinshaus, wurde der Fa. Hofstetter und
Wienerwald das Dekret zur Führung des Staatswappens überreicht. In
diesem Lokal deshalb, weil dort der Hendlkönig Jahn seine Lehre ge-
habt hat, mit Hofstetter gemeinsam deshalb, weil beide ihre Großel-
tern in Urfahr, 16 Kinder, hatten. Dr. Irmer hielt für Jahn die Laudatio,
der Sohn Hofstetter für seinen Vater. In letzterer wurde besonders die
politische Tätigkeit Hofstetters als Obmann des Freien Wirtschaftsver-
bandes in Oberösterreich herausgestrichen. Natürlich habe ich dann,
da ich die Akten beim Rauffahren sehr genau studierte, etliche Korrek-
turen anbringen können, was allgemeine Verwunderung auslöste. Ich
stand nicht an darauf zu verweisen, daß Jahn für mich ein unerklärli-
ches Phänomen ist. In 25 Jahren hat er ein Wienerwaldimperium mit
Tourotels und etlichen Firmen, die zuliefern, und Reisebüros errichtet.
Selbst eine hauseigene Zeitschrift, die er selbst druckt, 250.000
Auflage, bringt er heraus. Der Umsatz in dieser Druckerei ist 40 Mio. DM.
Jahn ist sofort bereit diese Druckerei stillzulegen und nach Österreich
die Druckaufträge zu vergeben.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mich mit Innungsmeister Maiwald verbinden.
Die eigene Wiwa-Gerätefabrik erzeugt Grills und sonstige Anlagen für
30 Mio DM. Auch hier wäre Jahn bereit, diese Produktion nach Österreich
zu verlegen. Seinen Geschäftsführer in Österreich, Dr. Irmer, hat er
beauftragt mit mir die entsprechenden Verhandlungen darüber zu führen.
ANMERKUNG FÜR MARSCH UND HAFFNER: Bitte sofort mit Irmer über mich
Kontakt aufnehmen.
Natürlich gab es bei meiner Ansprache und dann auch bei der Dankanspra-
che von Jahn entsprechend lustige Bemerkungen. Ohne daß ich es gesagt
habe, ist aber zwischen den beiden Verwandten Jahn und Hofstetter, die
sich alle sehr liebevoll begrüßten, nicht nur die andere politische
Anschauung, sondern auch die Entwicklung eine ganz andere geworden. Der
eine Festwirt und Zeltverleiher, sicher führendes Unternehmen in der
Branche, 200 Beschäftigte 35 Mio. S Umsatz, der andere eben der Hendl -
23.000 Beschäftigte, 10 Mrd. S Umsatz. Jahn behauptete zwar, daß er immer
nach wie vor alleiniger Besitzer und vor allem alleiniger Finanzier
ist, dies kann ich mir aber nicht vorstellen. In 25 Jahren, wo er
seinerzeit begonnen hat, kann man meiner Meinung nach nicht ohne Fremd-
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finanzierung und wahrscheinlich auch Fremdbeteiligung nicht ein sol-
ches Imperium vor allem in Amerika aufbauen.
Die Welser Fremdenverkehrsmesse, alle 2 Jahre abgehalten, verteilt
auch einen Plakatwettbewerbspreis, die Goldene Margerite. Diesmal
erhielt ihn Obergurgl für ein sehr schönes nostalgisches Plakat. Bei
der Preisverleihung konnte ich bei den anwesenden Fremdenverkehrsver-
antwortlichen die Bedeutung der Plakatwerbung kurz herausstreichen,
insbesondere aber über die Vielfalt der eingereichten Plakate, die
meisten waren dort ausgestellt und zu sehen. Insgesamt waren es jetzt
bei dieser zweimaligen Wiederholung 219, beim erstenmal waren es nur
130 Stück. Auch bei der Autofahrer unterwegs-Sendung wurden dann der
Präsident der Welser Messe, LRat Neuhauser, und ich interviewt.
Der Bürgermeister von Wels, Spitzer, war mit der Organisation schein-
bar nicht sehr einverstanden, weshalb er sich dann auch sehr bald ver-
abschiedete. Spitzer wird jetzt sein Mandat zurücklegen, die Verärge-
rung ist deutlich erkennbar.
Beim Besuch der Welser Messe fertige ich selbstverständlich, wenn auch
nur kurze Zeit und ohne etwas zu essen, bei den Fleischhauern und bei
den Bäckern ein. Bei beiden Innungsmeistern bedankte ich mich für
ihre gute Zusammenarbeit.
Gleichzeitig mit der Fremdenverkehrsmesse findet immer eine Veranstal-
tung für Kochen und Servieren durch die Berufsschule statt. Heute waren
die Wiener dran. Selbstverständlich habe ich gewartet, bis die Preis-
verleihung erfolgen konnte und habe diese dann vorgenommen. Die Welser
verstehen immer wieder entsprechende Attraktivität bei ihren Messever-
anstaltungen zu bringen, der Messebesuch ist daher wesentlich besser
als in Wien.
Die Auseinandersetzungen zwischen der Welser und der Wiener Messe ge-
hen weiter. Am Montag findet bei Bundeskammerpräsident Sallinger eine
diesbezügliche Verhandlung wegen der Nutzfahrzeugausstellung statt.
Ich finde es ja für mehr als komisch, daß die beiden sozialistisch
geführten Messen Wien und Wels nicht nur den größten Streit seit eh
und je austragen, sondern jetzt allen Ernstes durch Intervention der
Wiener Messe bei Präsident Sallinger dieser versuchen sollte, die
offenen Streitfragen zu bereinigen. Mir ist dies seit einem Jahrzehnt
nicht geglückt. Ich bin sehr gespannt, ob Sallinger mehr Erfolg hat.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte laß Dir Details über die Aussprache mit-
teilen.
Die von Vecsei, der 18 Monate einmal in Wels gearbeitet hat, organi-
sierte Pressekonferenz war hervorragend beschickt. Natürlich stand
ich für alle Fragen zur Verfügung. Einige Reporter erkundigten sich
auch wirklich um viele Details. Ich bin sehr gespannt auf das Presse-
echo.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Besprich das Ergebnis mit Vecsei.
Tagesprogramm, 5.4.1981
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)