Montag, der 16. März 1981

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Montag, 16. März 1981

SC Kazda und Jagoda teilten mir mit, daß jetzt meinem Wunsch entspre-
chend die Gruppe Preis- und Konsumentenpolitik in der III-Sektion nach
Pensionierung von MR Singer aufgelöst wird. Dafür wird die Abteilung
Tajovski aufgeteilt. Tajovski soll durch die Verringerung seiner Abtei-
lung keinen finanziellen Schaden erleiden, Kazda wird mit dem Bundeskanz-
leramt diesbezüglich verhandeln. Es ist paradox, daß die Personalpoli-
tik im Bundesdienst so festgefahren ist, daß man sich überhaupt nicht be-
wegen kann. Überall eckt man an, selbst notwendigste Maßnahmen können
nur äußerst schwierig getroffen werden, kaum jemanden kann man durch
finanzielle Anerkennung motivieren. Selbst SC Jagoda ist ein wenig ver-
zweifelt, daß er gerade die am meisten belasten muß, die arbeitswillig,
tüchtig, initiativ sind und deren Leistung er kaum finanziell anerkennen
kann. Mit der Zeit haben diese Leute auch den Eindruck, es wäre viel ge-
scheiter nichts zu tun, dann würden sie die selbe Bezahlung bekommen als
die anderen, die dies schon jahrzehntelang machen.

Fremuth erzählt über die Australien-Reise. Dort gibt es keine Chance im
Kohlegeschäft sich einzukaufen. Die Föderationsregierungen haben sich
vorbehalten, die Kohlenkontrakte, insbesondere die Kohlenexportpreise
festzulegen. Derzeit beträgt er 42 australische Dollar pro Tonne. Die
Idee, sich kosteninduzierte Preise in Australien zu sichern, ist nicht
möglich. Beim Export entstehen dadurch entsprechende Gewinne, diese
werden für Ausländer aber mit 45 % Körperschaftssteuer, 30 % Dividenden-
steuer von Staat wieder zum größten Teil abgeschöpft. Nur Staaten wie
Japan und andere Asiaten haben trotzdem Beteiligungen und beziehen den
größten Teil der 70 Mio. t Exportkohle. Gaskoks, deren Vertreter auch mit
war, erwägt trotzdem Beteiligungen aufzunehmen. Fremuth muß zugestehen,
daß es für die E-Wirtschaft nicht in Betracht gezogen werden kann. Diese
von mir schon vor Antritt kritisierte Weltreise hat daher den Erfolg ge-
bracht, den ich mir genau vorgestellt habe. Diese Auskunft hätte jeder
Handelsdelegierte oder dort ansässige Firmenvertreter wie von der Vöest-
Alpine auch geben können. Dies hatte mir GD Apfalter schon vorher gesagt
und ich habe diese Meinung immer für die in Betracht kommenden Stellen
weitergegeben. Satzinger teilte mir dann nachher noch mit, daß Fremuth
meinte, MR Hladik hätte diese Reise besser vorbereiten sollen, dann hätte
man sie sich ersparen können.

SC Peyerl berichtet von seiner Ungarn-Reise betreffend der Kohlelieferun-


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gen für das südburgenländische Kohlekraftwerk. In Ungarn wird die Gruppe
ständig stärker, die meint, dieses Geschäft sei für die Ungarn nicht in-
teressant und man sollte von der Kombination, österreichische E-Wirtschaft
kauft ungarische Kohle direkt an der Grenze, Abstand nehmen. Über die
Preise konnte auch keine wesentliche Annäherung erzielt werden, das unga-
rische Angebot ist 125,–– S, die österreichische letzte offizielle Mittei-
lung 105,––

Ich habe auf die Reaktion der GKT, jetzt den Staat wegen der Nichtinbe-
triebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf zu klagen, insbesondere, daß
dies zum jetzigen Zeitpunkt geschieht, Fremuth einen Vorwurf gemacht.
Dieser konnte mir glaubhaft versichern, daß er von den Landesvertretern
in der Gesellschafterversammlung, insbesondere von der NEWAG und KELAG
hart attackiert wurde, diese bestehen auf der Klage, die TIWAG- und STEWE-
AG-Vertreter haben sich ihnen angeschlossen. Ursprünglich wurde Dr. Barfuß
für ein Gutachten, wie die Angelegenheit steht, aufgefordert, Fremuth
hat dann als Gegengutachter geglaubt, Dr. Wimmer gewinnen zu können, die-
ser hat aber die Meinung Barfuß' nur bestätigt. Ich habe Fremuth darauf
aufmerksam gemacht, daß wenn jetzt durch diese Politik ein langwieriger
Prozeß zwischen immerhin einer 50 %-igen Staatsbeteiligung, wenn auch nur
indirekt, und die Klage dieser Gesellschaft an den Staat Dutzende, Fremuth
meint sogar hunderte Millionen Schilling, Prozeßkosten erwachsen können,
wird dies in der Öffentlichkeit nicht verstanden werden. Ich warnte mit
aller Deutlichkeit davor, daß wir nicht in einen Skandal, aus welchen
Gründen immer, hineinschlittern. Insbesondere forderte ich Fremuth auf,
durch entsprechendes Arrangement mit den beiden Rechtsanwälten nicht in
der Öffentlichkeit nach etlichen Jahren, wo ich sicherlich nicht mehr
verantwortlich bin, die E-Wirtschaft dann den größten Angriffen auszu-
setzen.

Ich informierte Fremuth, daß ich mit Avram, dem Vorsitzenden der rumä-
nisch-österreichischen Gemischten Kommission, wegen einer Lagerung des
Atommülls resp. der abgebrannten Brennelemente Gespräche geführt habe.
Da Rumänien sich einen kanadischen CANDU-Reaktor jetzt aufstellt, kann
es die Abfälle nicht mehr in die SU zurückliefern, dadurch muß es ein
eigenes Atomlager bauen. Hier gäbe es es Kooperationsmöglichkeiten mit
Österreich, wir würden bezahlen und sie könnten für uns den Atommüll
resp. abgebrannten Brennelemente übernehmen. Voraussetzung ist natürlich,
daß Ceausescu, der ein hartes Regime in Rumänien führt, dem zustimmt. Wenn
dieser ein grünes Licht gibt, dann kann es keinerlei Widerstand mehr in


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diesem Land dagegen geben.

Ich informierte Fremuth über die Aussprache mit den Versicherungsleuten.
Fremuth gab mir dann eine Erklärung, die ich eigentlich erwartet habe.
Die Verbundgesellschaft zahlt 200 Mio. S pro Jahr Prämien, selbstverständ-
lich durch die Größe der Beträge des errechenbaren Risikos usw. mit
Sonderkonditionen in den Prämien. Gleichzeitig aber verlangt Fremuth, und
dies glaube ich zu Recht, ein Entgegenkommen bei Finanzierungsfragen.
Die Versicherungen geben heute, und dies weiß ich aus gelegentlichen
Informationen, äußerst günstige Konditionen an zusätzliche neuen Kunden,
die sie damit ködern wollen. Fremuth hat daher mit der Anglo-Elementar
einen Versicherungsvertrag für GKT mit 12 Mio. Prämien bei 2 1/2 Mio. Nach-
laß abgeschlossen. Gleichzeitig auch wurden ihm für 5 Jahre 100 Mio. 1/4
% unter der Bundesanleihe und einmal 100 Mio. DM Anleihe besonders gün-
stig zugestanden. Insgesamt zahlt er für diese rund 800 Mio. S 9,68 %,
die Energieanleihe kostet ihn jetzt aber 10,18 %. Ich schlug Fremuth
vor, wir sollten mit den Versicherungsleuten eine interne Aussprache
haben.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte mit GD Binder und Fremuth Sitzung bei
mir vereinbaren.

Bezüglich des Wunsches der österreichischen Banken, insbesondere Dir.
Schneider von der CA, mit den Polen wegen des Kohleliefervertrages zu
einer Einigung zu kommen, meint Fremuth sehr verärgert, daß die Banken
diese Chance verspielt haben. Er hat von der CA im Flugzeug Finsterwal-
der
getroffen, dieser hat ihm mitgeteilt, die 150 Mio. $ sind in London
wegen Moratorium der Polen von der CA angemeldet worden, wodurch keine
Verhandlungsmöglichkeit mehr besteht. Fremuth ist überzeugt, man hätte
über die freie Verwertbarkeit und über Änderung der Wertsicherungsklausel
den Kohlenvertrag bei entsprechender anderen Verhandlungsführung sehr wohl
etwas erreichen können. Ich werde daher dem Finanzminister entsprechend
schriftlich die Stellungnahme der E-Wirtschaft mitteilen müssen.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Die Abteilung soll ein entsprechendes Schreiben
unverzüglich vorbereiten.

Der bulgarische Außenhandelsminister Ginew ist mit dem Botschafter Han-
delsrat und den Vertretern der Mineralbank, Petkow, erschienen, um Groß-
projekte, die man jetzt von Bulgarien unbedingt nach Europa und ganz spe-


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zifisch nach Österreich geben will, zu besprechen. Mit der Vöest-Alpine
seien eine Dynamo- und Trafo-Blecherzeugung nach 3-jährigen Verhandlungen
technisch gelöst. Dieses Projekt wird 200 Mio. $ kosten und joint venture
sein. Für Trafobleche bräuchte die Vöest aber Unterlieferanten. Das
zweite große Projekt wäre eine Armaturenfabrik, 120 Mio. $ schlüsselfer-
tig. Die Armaturen würden für die Chemie-, Energie- und Ernährungsindu-
strie notwendig sein. Ein Ing. Markow, jetziger Generaldirektor der
dritten Metallbasisfabrik in Burgas, ist in Österreich und möchte etli-
che andere Armaturenfabriken außer Klinger besichtigen. Frau MR Pschorn
hat übernommen, dies zu organisieren. Drittens soll ein Ferro-Wolfram-
Molybdän-Werk entstehen, Viertens in Burgas die viertel metallurgische
Basis, fünftens eine Steinkohlenaufschließung und sechstens eine Mangan-
bergbauaufschließung. Alles das, aber insbesondere die erste Dynamoblech-
fabrik sollte im Prinzip zwischen Vöest-Alpine und den Bulgaren sowie
eine Finanzierung durch die österreichische Kontrollbank bis 12. Mai
fertig sein, damit Kreisky bei seinem Staatsbesuch in Bulgarien so etwas
unterfertigen könnte.

Ich habe sofort mit der Kontrollbank, Dr. Castellez gesprochen, der dar-
über Gespräche führen wird.

ANMERKUNG FÜR MARTIN: Bitte mit MR Pschorn verbinden.

Beim Pressefrühstück haben die Wiener Handelsvertreter Rechberger, Schmid
und Kramer über ihre Tätigkeit berichtet. Sie sind selbständige Kaufleu-
te, nur am Erfolg ihrer Tätigkeit beteiligt und daher nicht mit den
Angestelltenvertretern zu verwechseln. Die sind eigentlich Handelsrei-
sende und haben teils den schlechten Ruf der Vertreter verursacht. Ich
habe ihnen vorgeschlagen, sie sollten eigentlich Handelsagenturen sich
besser nennen. Sie behaupten für 200 Mrd. S Export wesentlich beteiligt
zu sein. Hier liegt eine mächtige Überschätzung vor, doch muß ich doch
anerkennen, daß einzelne von ihnen sicherlich insbesondere in den Staats-
handelsländern wertvolle Vermittlerarbeit übernehmen. Ich habe nicht
gewußt, daß es 11.000 Handelsvertreter gibt, 70 % davon eine Branche
vertretend, nur 20 % 2 Branchen und 10 % dann eigentlich mehrere Branchen.
In Amerika haben viele Klein- und Mittelbetriebe sich zusammengeschlos-
sen und benützen diese Handelsvertretungen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die IV- und die II-Sektion könnten vielleicht ei-
nige Informationen in Spezialfragen über Handelsvertreter erhalten.



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MR Pschorn berichte wieder über die Außenhandelsstatistik des Vorjahrs.
Pro-Kopf-Berechnungen, die zu gar nichts dienen, aber optisch ganz gut
sind, die Inder und Chinesen beziehen pro Kopf 1 S österreichische Ware,
werden von ihm mit großer Begeisterung vorgetragen. Als er dann gefragt
wurde, wie er das Handelsaktivum der Jugoslawen mit 4,8 Mrd., der Polen
mit 2,9 Mrd., der Iraner mit 2,4, der Norweger mit 1,3 Mrd. beurteilt,
konnte er natürlich überhaupt keine Auskunft geben. Ich versuchte zu
analysieren, um darzulegen, daß außer Polen diese Verschuldung gewisser
Staaten nicht kritisch ist. Ausgenommen natürlich sind Staaten, die in
eine Wirtschaftssituation kommen wie die Türkei. Wenn man aber die Aus-
fälle der Österr. Kontrollbank in den letzten 10 Jahren betrachtet, so
ist tatsächlich das Außenhandelsgeschäft verhältnismäßig wenig risiko-
reich. Früher oder später müssen die Staaten ja doch ihre Verpflichtun-
gen erfüllen, einige von ihnen, wie ich zugebe, nur durch Unterstützung
von anderen.

MR Gröger berichtete über die Recyclingergebnisse. Die ÖPG, die 1970
8000 t Altwaren aufgebracht hat, ist in der Zwischenzeit auf fast 100.000
t angestiegen, ein wirklich beachtlicher Erfolg.

Nach dem Pressegespräch wurde ich dann von verschiedenen Redakteuren we-
gen der Mitteilung des Präs. von General Motors im amerikanischen Fern-
sehen, daß die österreichische Investition, das heißt, das neue Werk nur
vorübergehend produzieren wird, gefragt. Ich habe sofort erklärt, da
müßte ich den Wortlaut dieser Erklärung sehen, ich kann mir nicht vor-
stellen, daß man zuerst für 8 Mrd. S investiert und selbst wenn man 1/3
davon geschenkt bekommt, 2/3 in den Rauchfang schreibt. Am Abend konnte
ich dann aus einer Pressekonferenz des Generaldirektors von GM Austria,
der ein direktes Telefongespräch sofort mit seinem Präsidenten führte,
und auch aus den Äußerungen des Präsidenten bei der Pressekonferenz ent-
nehmen, daß von diesem niemals Österreich namentlich erwähnt wurde und
auch daher die Kombination aus einer Falschinformation entstanden ist.

GD Streicher, Aluminiumwerk, informierte ich über meine Aussprache mit
Philips, GD Lap, wegen der Kunststoffplatten für Videorekorder. Streicher
hatte bereits die ersten Erfolge feststellen können. Der Chefeinkäufer
Albrecht hat sich jetzt mit ihm über 900.000 Platten, die sie beziehen
werden, geeinigt. Der Preis wurde auf 217,–– S festgelegt, weil die
60 Mio. S Investitionen einen Preis von 170,–– nur dann ermöglicht hätten,
wenn 1 1/2 Mio. Platten gekauft werden. Gleichzeitig hat Albrecht ihm


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aber mitgeteilt, daß die Kunststoffplatte nicht, wie Lap mir gegenüber be-
hauptete, 52,–– S kosten würde, sondern über 100,–– S.

ANMERKUNG FÜR MARSCH: Bitte diese Frage weiter verfolgen.

GD Bauer teilt mir mit, daß sie wegen angolanischen Erdölbezügen sehr
wohl mit dem angolanischen Minister zusammenkommen möchten. Sie haben
jetzt einen Vizeminister Aristoteles Vantun kennengelernt, der sie für
ein Konsortium für Exploration in Angola gewinnen möchte.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Wenn der angolanische Minister Ribeiro kommt,
erinnern.

In der Parteivorstandssitzung hat Kreisky einleitend von seinem ver-
hältnismäßig kurzen Bericht mitgeteilt, daß er jetzt vielleicht mit
seinem rechten Auge wieder operieren gehen muß. Er berichtete dann über
die VEW. Das Booz-Allen-Gutachten kann man nicht wegschieben, die Firma
hat Welterfahrung, eine derartige Beschäftigungsreduzierung, wie sie
vorschlagen, kommt aber nicht infrage. In Judenburg sollen von 1600
immerhin wenigstens 900 Beschäftigte übrigbleiben. Wenn die gesamte VEW
2000 einspart, wären dies um 500 Mio. S geringere Personalkosten. Durch
Kredittransaktionen soll die Zinsenbelastung von 1 Mrd. um 250 Mio. ge-
senkt werden. Insgesamt würden dadurch 750 Mio sicher erspart werden
können. Der Verlust für 80 beträgt eben diese Zahl. Mit Parteiobmann
Mock hat er Gespräche geführt. Die ÖVP stellt die Hälfte der Vorstände,
weshalb sie auch eine halbe Verantwortung zu tragen hätte. Kreisky ver-
glich dies mit der E-Wirtschaft, wo sie auch überall mitredet, mitreden
will und aber nicht die Verantwortung für die E-Versorgung mitübernehmen
möchte. Das Konferenzzentrum in Wien wird gebaut und er bittet um Ver-
ständnis bei den anderen Bundesländern, denn auch dort hat ja die Regie-
rung immer alles unterstützt, siehe die Innsbrucker Kongreßhalle. Das
AKH-Problem und jetzt insbesondere neue Kontrollbericht zeigt nur, daß
man immer den Wünschen der Ärzte, Architekten und Techniker Rechnung ge-
tragen hat und viel zu leicht nachgegeben hat. Über die Außenpolitik er-
wähnte er nur, daß der sowjetische neue Ministerpräsident Tichonow jetzt
als erstes nach Wien kommen wird. Angst hat er von dem amerikanischen
Engagement in Lateinamerika. Er befürchtet, daß sich dort eine Entwick-
lung abzeichnet, wonach Vietnam ein Kinderspiel dagegen wäre. In der
Diskussion hat sich nur dann der Obmann der SJ zu Wort gemeldet und von
seiner Erfahrung aus der Mittelamerikareise berichtet. Minister Rösch,


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der neben mir sitzt, meinte zu mir, er möchte wissen, wer dies alles
bezahlt und wieso Cap so viel Zeit aufwenden kann. Rösch ist deshalb auch
ein wenig über diese Entwicklung verärgert, weil er es gewesen ist, der
Cap seinerzeit protegierte und sogar in die AK gebracht hat. Dies war
allerdings lang nach meiner Zeit.

Moritz hat dann über die Budget- und Rechnungsabschlüsse vom Renner-
Institut und von der Partei referiert. Die Unterlagen wurden zuerst
ausgeteilt und dann mir immer unerklärlich wieder eingesammelt. Ich
selbst hatte nur eine Frage. Im Budget sind für 81 40 Mio. Gehälter vorge-
sehen. Durch die Lohnerhöhung, die im selben Ausmaß erfolgt wie beim
ÖGB, also 6,98 %, ist der Personalaufwand auf 57 Mio., wie einem Beiblatt
zu entnehmen war, angestiegen. Für mich war also typisch, daß niemand
anderer dies entdeckte, aufgeklärt wurde ich dann, daß eben Personalko-
sten nicht in den Kontogehältern allein aufscheinen, sondern noch verteilt
in andere Sachpositionen. Dies zeigt für mich deutlich den Wert dieser
Buchhaltung, sie möge den Vorschriften vielleicht noch entsprechen,
zweckmäßig ist sie nicht, weil kein Mensch mehr daraus Analysen ableiten
kann. Vielleicht ist dies aber auch beabsichtigt.

Der Parteivorstand beschloß die Entsendung von SC Peyerl in den Ver-
bundaufsichtsrat anstelle von Frank.

Innenminister Lanc berichtete, daß jetzt er sich mit der katholischen
Kirche über die Eintragung in die Personendokumente geeinigt hat. Er
meinte, es hätte jetzt eine Umfrage ergeben, daß 38 % der Bevölkerung
eine pflichtgemäße Abfrage der Religionsgemeinschaften wünschen, 17 %
sind dagegen, 30 % meinten freiwillige Eintragung würe gewünscht.

Der neue peruanische Botschafter Dammert meinte bei seinem Antrittsbe-
suche, er möchte kein Cocktailbotschafter sein. Dies war mir sehr recht,
denn ich habe ihn sofort darauf aufmerksam gemacht, daß die Vöest-Alpine
mit 1,3 Mrd. ein Stahlprojekt abgeschlossen hat, das die jetzige Regie-
rung bis jetzt nicht anerkennt. Dammert meinte, er würde sich sehr dafür
einsetzen, aber es gibt in Lima eine Firma Moraveco, die erzeugt Küchen-
geräte, Möbel, Karosserie usw., die ist bei der Industriebank verschuldet,
sein Sohn ist Direktor dieser Industriebank und man erwartet, daß diese
Firma von der Vöest-Alpine mitsaniert wird. Daran seien mehrere Minister
interessiert. Der Industrieminister allerdings ist ein Esel, den könne
man übergehen. Ein zweiter Sohn von ihm hat Vertretungen. Vier hat er


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ihm bereits angeboten, zwei hat er akzeptiert. Dammert war sicher davon
überzeugt, daß diese Mitteilung auf mich einen überraschenden Eindruck
machen wird, weshalb er auch gleich meinte, Geld käme nicht infrage, er
bezieht vom Staat einen Gehalt und sein Sohn von der Bank, daß er sich
sofort für diese Art der Geschäftsabwicklung einsetzt, erscheint ihm
ganz selbstverständlich. MR Willenpart und Fels haben die Unterlagen
von ihm bekommen.

Ich habe anschließend sofort mit der Vöest-Alpine in Linz gesprochen,
damit sie mit Dammert den Kontakt aufnehmen, um zu sehen, wie sie dort
weiterkommen. Ich habe sie lückenlos informiert, aber ausdrücklich er-
klärt, daß ich mich in diese Art der Geschäftsabwicklung in keinem Fall
einschalten möchte und werde. Ein Rückruf hat dann ergeben, daß Dammert
bereits mit den Wiener Vöest-Vertretern diesbezügliche Verhandlungen
führt.

Gen.Sekr. Kehrer und Dr. Gleißner sowie Dr. Marboe wollten mit Fälbl,
MR Pschorn und mir zu einer endgültigen Bereinigung wegen des tschechisch-
österreichischen langfristigen Vertrages kommen. Die Handelskammer hat
eine Besprechung initiiert durch Fälbl in Prag, war dort bestens aufge-
nommen, konnte sich aber über den Text nicht endgültig einigen. Wichtig
für uns war, daß jetzt genau ausgereizt war, wie weit die Tschechen
gehen können und was wir jetzt als Gegenvorschlag anbieten sollen.
Gleißner ist sehr penibel, Fälbl versuchte ihn zu überfahren, Kehrer
wieder hat als Jurist teilweise große Bedenken. Letzten Endes ist es aber
Fälbl doch geglückt eine gemeinsame Linie auszuarbeiten. Das Ganze ist
mir schon insofern unangenehm, als wir die Tschechen jetzt seit 7 Jahren
wegen dieses Vertrages hinhalten. Gleißner selbst, die Erfahrung habe
ich gemacht in den letzten 11 Jahren, versucht immer extremste Fälle zu
konstruieren, um sie dann juristisch nicht lösen zu können. Fälbl wieder
aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung versucht sich über diese ex-
tremen Fälle hinüberzuschwindeln, weil sie auch in der Praxis niemals
zur Anwendung kommen. Mit Recht konnte er verweisen, daß es nicht
zuletzt durch meine guten Beziehungen zu den Staatshandelsländern immer
wieder gelingt, für alle erträgliche Zustände zu schaffen. Die Vidierung
wird mehr oder minder von allen anerkannt, wir führen sie, ohne daß beim
GATT Beschwerde geführt wird, durch, darüber hinaus gibt es noch Textilquaskontingente, mit der CSSR ein PVC-Übereinkommen, für die Papierliefe-
rung entsprechende Absprache und sogar die Elektromotoren wurden einver-
nehmlich geregelt. Interessant für mich war nur, wie die Handelskammer,
seinerzeit schon Gen.Sekr. Mussil, jetzt Gen.Sekr. Kehrer, immer wieder


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bestrebt ist, mit den Beamten besser auszukommen als wie mit mir. Bei
mir denken sie sich, haben sie doch früher oder später einen Partner,
den so los werden. Die Beamten, sind sie überzeugt, haben sie bis zu
ihrer Pensionierung. Letzten Endes einigten wir uns doch auf Formulierun-
gen, die jetzt in einem Gespräch in Preßburg von Fälbl unter Assistenz
der Handelskammervertreter endgültig vereinbart werden sollen. Auch hier
war interessant, wie Kehrer sogar meinte, sie würden selbstverständlich
auf eine Begleitung Fälbls verzichten, sie haben volles Vertrauen zu
ihm, daß er die optimalste Lösung durchsetzen wird. Genau dies wollte
ich aber nicht, denn wenn der dann zurückkommt, wird es wieder von der
Handelskammer vielleicht nicht akzeptiert und dann heißt es, ich habe
die Verträge festsetzen lassen und unterschrieben, denen die Handelskammer
nicht zugestimmt hat. Die Handelskammer wurde bei mir seit 1970 syste-
matisch eingebunden, dabei bleibt es, für sie gibt es kein Entrinnen.
Wenn sie mit mir kooperieren wollen, und dies muß ich anerkennen, dann
müssen sie auch mit mir die Verantwortung mitübernehmen.

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Tagesprogramm, 16.3.1981

59_0365_02

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: MR HM


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: stv. Ölminister Angola; vmtl. Falschschreibung


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Wiener Städtische Versicherung


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Direktor Kontrollbank


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Vertr. Wr. Handel; Falschschreibung?


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: GD ÖMV


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Außenhandel BWK


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Sekr. Büro Staribacher


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: MR HM


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Beamter HM


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: peruan. Botsch.


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Vertr. Wr. Handel


                          Einträge mit Erwähnung:


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: HM


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Wiener Metallwerke, Vereinigte Metallwerke Ranshofen, GD Austria Metall AG


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: rum. Maschinenbauminister


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Staatpräs. Rumänien


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Beamter HM


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Gutachter


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Dir. CA


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Energie- und Industrieminister, Angola


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: HK


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: sowj. Regierungschef ab 1980


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  GND ID: 115563237


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Beamter HM


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: MR HM


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                                                        Tätigkeit: Abg. z. NR, Klubobmann, ÖVP


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Mineralbank, Bulgarien


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                                                            Tätigkeit: Gen.Sekr.


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                                                              Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                Tätigkeit: Büro des Bundesministers


                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                  Tätigkeit: Chefeinkäufer Philips


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                      Einträge mit Erwähnung:
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                                                                        Einträge mit Erwähnung:
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                                                                          Einträge mit Erwähnung:
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                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                              Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                                        Tätigkeit: Abteilungsleiter HM


                                                                                        Einträge mit Erwähnung:


                                                                                          Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                            GND ID: 118566512


                                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                              Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                  Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                    Einträge mit Erwähnung:
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                                                                                                      Einträge mit Erwähnung: