Freitag, der 28. September 1979

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Freitag, 28. September 1979

Bei der Firma Fehrer überreichte ich Dr. Fehrer den ersten
Innovationspreis. Die offizielle Verleihung erfolgt erst im
November, doch braucht Fehrer die Propaganda, die er damit machen
möchte, bereits bei einer deutschen Ausstellung. Selbstverständlich
war ich sofort bereit, ihm diese Auszeichnung in seinem Werk in
Linz zu überreichen. In meiner Ansprache erwähnte ich, dass Fehrer
sicherlich ein eigenartiger Mensch ist, der bis jetzt alle engeren
Beziehungen zu der Handelskammer, Industriellenvereinigung und viel-
leicht auch sogar zur Österreichischen Volkspartei abgelehnt hat.
Seine Spinnmaschine, die eine Revolution auslösen müssen, wurden
bis jetzt ausschliesslich vom Ausland gekauft. Durch meinen Besuch
vor 3 Jahren und meiner Intervention dann bei der österreichischen
Textilindustrie und vor allem auch bei der Handelskammer hat dazu ge-
führt, dass jetzt einige Vorarlberger Betriebe sich für dieses neue
System interessieren und auch einzelne schon Maschinen gekauft habe
oder in Verhandlung stehen. Ein wenig konnte ich auch dazu bei-
tragen, dass er mit seiner Produktion nicht ins Ausland gehen wird,
obwohl er dafür viele Angebote hat, sondern versucht mit VÖEST-Al-
pine zu einer Kooperation zu gelangen. GD Apfalter war ebenfalls
dort, um wie er hofft, Fehrer für Aufträge für die VÖEST-Alpine zu
gewinnen. Da die Firma Schwierigkeiten mit Patenten und Lizenzen
im Ausland hat, hat Apfalter ihm sofort die VÖEST-Alpine-Patent- und
-Lizenzabteilung zur Hilfeleistung angeboten. Fehrer arbeitet jetzt
an der Idee, eine Spinn- und Webmaschine in einem zu konstruieren.
Dies entspräche ungefähr dem Strangguss-System in der Stahlindu-
strie. sollte dies gelingen, wäre es tatsächlich eine ungeheure
Revolution. Die gesamte Belegschaft war mit Musikkapelle dann im
Hof versammelt, um eine kurze Ansprache zu hören und dann, was mich
am meisten beeindruckt hat, fast alle einzeln Fehrer zu der Aus-
zeichnung gratulierten. Er führt ein sicherlich sehr patriarchalisches
System, sowohl habe ich das Gefühl gegen seine 5 Frauen , 3 Töchter
arbeiten im Betrieb, als auch gegen und vielleicht in dem Fall für
die Belegschaft.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Sektion soll unbedingt mit seinen Leuten
Kontakt halten.



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Die Elektrobau Linz, erhält die Genehmigung zur Führung des
Staatswappens und auch für 29 Angehörige konnte ich Orden über-
reichen, die der Bundespräsident verliehen hat. Jetzt haben bei
allen Ansprachen und vor allem bei den inoffiziellen Gesprächen
jedermann nur diesen österreichischen Betrieb gelobt. Vor nicht
allzu langer Zeit, die öffentliche Verwaltung wurde erst 1974 auf-
gehoben, hat eine Gruppe, insbesondere die ÖVP orientiert war,
versucht, diesen Betrieb der ASEA Schweden zu verkaufen. Da viel-
leicht protokollwidrig vorerst vorgesehen war, dass ich die Orden
verleihe, konnte ich, bevor ich dies namens des Herrn Bundespräsiden-
ten tat, in einer kurzen Ansprache darauf verweisen, dass die Ar-
beiter und Angestellten die einzigen waren, die stets zu den Be-
trieb gestanden sind und alle Versuche, ihn ans Ausland zu verkaufen,
abgewehrt haben. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Vranitzky von
der CA, hielt die Festrede, welche sehr gescheit war. Vranitzky
war immer, wie Androsch selbst gesagt hatte, sein Denker, aber doch
leider heruntergelesen wurde. Ich selbst nahm selbstverständlich,
ohne mich in den Wahlkampf einzumischen, der jetzt gerade in Ober-
österreich ausgetragen wird, in launigen Bemerkungen auch auf meine
Vorredner, wie z.B. Landesrat Trauner, natürlich Wahlkampf orientier
Bezug. Bevor ich das Buffet aufsuchte, ging ich dann mit Bürger-
meister Hillinger und in späterer Folge allein durch den Betrieb.
Bei dieser Gelegenheit kam ich bei der Feuerwehr vorbei, wo ich
selbstverständlich sofort Platz nahm und mit ihnen ein Gulasch
gegessen habe. Abgesehen davon, dass es mir viel besser schmeckte al:
das kalte Buffet, hat es, wie man mir dann sagte, sofort wie ein
Lauffeuer den Betrieb durcheilt, der Minister ging nicht zum Buffet,
sondern schaute sich den Betrieb an und hat ausserdem sich sofort zur
Feuerwehr, d.h. zu die Belegschaftsangehörigen hingesetzt.

Bei dieser Gelegenheit hat mich GD Beurle von der Brau AG, die auch
6% der Aktien dieses Betriebs besitzt, angesprochen und meint, er
hätte jetzt mit dem Gewerkschaftsbund die Preiserhöhung für Bier
50 Schilling für Fass und 55 Schilling für die Flasche, weitgehend
abgesprochen. Er glaubt, dass leitender Sekretär Hofstetter dafür
eintreten würde, wenn Dr. Zöllner von der Arbeiterkammer auch diese
Erhöhung akzeptieren könnte. Ich habe ihm keinerlei Zusagen ge-
macht, sondern nur erklärt, ich werde diesbezüglich mit Zöllner
sprechen lassen.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte versuche, ob auf dieser Basis eine


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Einigung auch mit der Arbeiterkammer möglich ist.

Die Pressekonferenz im Quelle-Kaufhaus, Versandabteilung, gab mir
Gelegenheit, da mich ein Reporter darüber fragte, der Hoffnung
Ausdruck zu geben, dass die Quelle mehr österreichische Produkte
in ihren Katalog aufnimmt. Die Behauptung, dass sie als deutsches
Unternehmen nur Importware führt, ist falsch. Der Generaldirektor
versprach mir, diesbezügliche Aufstellungen zu schicken. Insbe-
sondere wird er aber neuerdings seine Abteilungen anweisen, wenn
irgendwie möglich, österreichische Produkte zu führen. Da mich die
oberösterreichische Partei, insbesondere Bürgermeister Hillinger zu
den 3 Betrieben begleitet hat und es eigentlich von mir im Sinne
ihrer Wahlkampfführung verlangte, war ich ausser bei Elektrobau
Linz bereits bei allen zumindestens das zweite Mal. Ich hatte aber
für die Begründung dieses Besuches, nicht nur das Bestreben mehr
österreichische Waren in den Quelle-Katalog unterzubringen, sondern
auch, wie mir im letzten Moment einfiel, die Nahversorgung als
gute Begründung. Da immer mehr, gerade im ländlichen Raum die Ge-
schäfte schliessen, konnte ich darauf verweisen, dass die Quelle
mit ihrem Versandgeschäft und insbesondere mit ihren 800.000 Katalo-
gen die sie aussendet, eine gewisse Nahfunktion übernehmen. Noch
wichtiger als dies, gibt dieser Katalog für die Familien, die ihn
bekommen, eine Preisvergleichsmöglichkeit. Überrascht war ich zu
erfahren, dass bei jedem Paket, das sie versenden, 49.50 Schilling
Kosten entstehen, aus Katalogkosten, Versandkosten usw. Neu ist,
dass man jetzt nicht mehr per Nachnahme die Pakete bekommt, sondern
tatsächlich die Quelle das Risiko eingeht, nachdem man das Paket ge-
öffnet, geprüft und probiert hat, dann erst den Betrag einzahlen
muss. Die Quelle hofft heuer 3 Mia. Schilling Umsatz zu erreichen.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte mit Quelle-Leute wegen Aufnahme zu-
sätzlicher österr. Waren im Katalog weiterverhandeln.

Die Diskussion in der Fussgängerzone von Linz war in Wirklichkeit
nur ein Spaziergang mit Bürgermeister Hillinger. Die SPÖ hat mit
den anderen Parteien vereinbart, dass dort in der Fussgängerzone
zwar Musikgruppen spielen, Kinder malen können, Verkauf von selbst
gebastelten Waren erfolgen, nicht aber Politiker über Lautsprecher
diskutieren können und sollen. Ich verteilte mit Hillinger rote
Nelken. Ab und zu fragte ein Passant irgend etwas, aber zu einer
richtigen Strassendiskussion, wie ich es in Wien mache, ist es


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nicht gekommen. Hillinger hatte auch nur eine Stunde Zeit, da er
die neue Städtische Galerie "Lentia 2000" eröffnen musste. Da
weder Firnberg noch Sinowatz kommen konnten, war ich gerne bereit,
für beide ein Grusswort bei dieser Eröffnung zu sagen. Was mich
überrascht hat, war, dass dort hunderte Leute in den sehr eleganten
Räume der Ausstellung in dem grossen Hochhaus, die Linzer sagen
dazu Lulatsch, gekommen waren. Zuerst dachte ich, es war wegen der
Ausstellung, dann stellte ich fest, es war doch auch grösstenteils
auch wegen des Buffets. Die Stadt Linz musste aus den ursprünglichen
Ausstellungsräumen, welche der Kunsthochschule gehören, wegen des-
sen Mehrbedarf ausziehen und hat in dem Hochhaus mit 50 Mio. Schil-
ling ein Stockwerk für die Ausstellung und gleichzeitig auch als
Kommunikationszentrum erworben und errichtet. Die Gemälde des
19. und 20. Jahrhundert, Kokoschka, Klimt usw. die ehemalige ......
Sammlung konnten dort wirklich fabelhaft präsentiert werden. Auch
in dieser Beziehung kommt Linz schön langsam Wien nach, ja es be-
ginnt Wien bereits zu überholen. Mein Gag bei der Ansprache ESG,
die von der Linzer Strassenbahngesellschaft 1920 gegründet wurde,
Linz an der Tramway stimmt also lange nicht mehr.

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Tagesprogramm, 28.9.1979

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)

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Inf. Stand UWG-Verhandlungen, 28.9.1979


Tätigkeit: Jugendstil-Maler


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Finanzminister
    GND ID: 118503049


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Textilmaschinenfabrik Linz


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Linzer Bgm.


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: MR HM


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            Tätigkeit: GD VÖEST


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              Tätigkeit: Unterrichtsminister


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                Tätigkeit: Maler


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Wissenschaftsministerin
                  GND ID: 11869104X


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: AK


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                          Tätigkeit: Dir. Brau-AG


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                            Tätigkeit: Leitender Sekretär ÖGB, SPÖ-NR-Abg.
                            GND ID: 136895662


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                              Tätigkeit: oö. ÖVP-LR


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