Samstag, der 9. Juni 1979

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Samstag, 9. Juni 1979

Auf Einladung des Bürgermeisters und vor allem auch der Fremdenver-
kehrsverantwortlichen in Lunz habe ich mich gerne bereit er-
klärt, eine ihrer schönsten Wanderungen, die Drei-Seen-Tour mit-
zumachen. Empfangen wurde ich natürlich durch Blasmusik und einen
riesigen Frühstück, dann hatten wir eine wirklich sehr schöne Wan-
derung, statt 6 Stunden 4 Stunden. Empfangen wurden wir dann wieder
mit einem riesigen Buffet und einem Harmonikaspieler. Fuhren dann
über dem See zurück zum Ausgangspunkt und mussten dort neuerdings
essen. Diese Drei-Seen-Tour ist nicht nur äusserst interessant und
sehr schön, sondern könnte auch, entsprechend propagiert, ähnlich
wie die Madrisser in Vorarlberg eine gewisse Attraktion sein. Ob
allerdings der Fremdenverkehrsverein imstande ist, sie so zu propa-
gieren, wie die Vorarlberger dies machten, kann ich nicht beurtei-
len. Fotografiert wurde genug und ich darf mit ruhigem Gewissen
sagen, mein Möglichstes dazu beigetragen zu haben. Vor dem Ab-
schied hatte mir der Bürgermeister, ein alter Sozialist, der mit
7 Stimmen mehr regiert, mitgeteilt, dass sie in ihrem Ort in Lunz
wenige Projekte haben, die dringendst einer Lösung bedürfen. Die
Firmen sind teils nach der Steiermark ausgewandert, weil sie dort
eine grössere Unterstützung durch die Landesregierung bekommen,
teils arbeitet eine kleine Papierfabrik auf vollkommen unzuläng-
licher Basis. Die meisten Lunzer müssen auspendeln, die jungen Leute
wandern auf alle Fälle ab. Bei 2.700 Einwohnern, 500 Zweitwohnungs-
besitzer, bringen für die Gemeinde nur eine Belastung und keinerlei
wirtschaftlichen Aufstieg. Während einer kurzen ÖVP Zeit wurde
noch dazu ein falsche Skiprojekt gestartet. 17 Mio wurden dort in-
vestiert, die Gemeinde musste die Haftung übernehmen. Jetzt haben
sie das Restaurant, welches bei der Talstation die zu tief liegt
errichtet wurde, mit 7 Mio. Schilling Kosten, 2 Mio Schilling Defi-
zit. Also insgesamt 9 Mio. Aufwand, um 4 Mio. endlich jemand verkaufen
können. Dieser möchte es aber jetzt auch schon wieder weiterver-
kaufen. Ich habe dem Bürgermeister vorgeschlagen, er soll mir die
einzelnen Projekte schriftlich mitteilen und wir werden dann im
Rahmen unserer Investitionsförderung versuchen, ob wir nicht einen
Kleinstbetrieb dort hinbringen können. Ich dachte primär, dass wir
vielleicht Dir. Matousek von VW hier einschalten können.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte wenn der Brief kommt, soll Gröger
einiges versuchen.

Tätigkeit: MR HM


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    Tätigkeit: MR HM


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      Tätigkeit: Leiter VW-Einkaufsorganisation Wien


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