Mittwoch, der 25. April 1979

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Mittwoch, 25. April 1979

Beim Betriebsbesuch und gleichzeitig Überreichung des Dekretes
zur Führung des Staatswappens im Lenzing waren interessante
Details zu erfahren. 1977 hat Lenzing mit 6 Mio. S Verlust abge-
schlossen, 1978 schon ein positives Ergebnis von 35 Mio. S
und dieses Jahr erwarten sie sogar 125 Mio. Überraschend
für mich war nur, dass sie trotz Umsatzsteigerung von 2,710,000.000
im Vorjahr auf 3 Mia. in diesem Jahr nur zu einem Cashflow
vom 140 Mio. kommen. Die Investitionen betragen aber 250 Mio. und
können daher nicht von diesen allein gedeckt werden. Umwelt-
schutzmassnahmen haben sie für 2 Mia. S bereits investiert,
für die Abluft Viskose aber bräuchten sie noch 300 Mio. und
für die Abwasserreinigung noch 200 Mio. Diese Beträge können
nicht aufgebracht werden. Von 3.800 Beschäftigten mit der Acryl-
faser 150 dazu ca. also 4.000 haben sie 160 in der Forschung und
Entwicklung tätig. Dort ist der Aufwand 70 – 80 Mio. Die Zukunft
der Lenzinger liegt aber im Kohlenstoff-Faser-Projekt. Hier
gibt es nur 9 Betriebe in der Welt, hauptsächlich USA und
Japan, der einzige europäische Betrieb ist Port du Lee
ein Höchstbetrieb in England, de sich mit diesem Projekt beschäftigt
Für die Forschung auf diesem Gebiet für eine Pilot-Anlage
müssten sie 50 – 60 Mio. S bekommen. Ich hätte nicht geglaubt,
dass bei einem so grossen Betrieb mit einem so riesigen Umsatz
solche verhältnismässig kleine Beträge nicht aufzubringen sind.
Ich werde ein diesbezügliches Memo von der Betriebsleitung
bekommen und dann mit Firnberg besprechen. Abhängig ist die
Ertragslage, da allein in der Zellwolle von 100.000 t Produktion
80.000 t in den Export gehen, die Ertragslage von Dollar-
Relation. 10 Groschen auf oder ab beim Dollarkurs gibt 4 Mio. S
mehr oder weniger Erlös.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Die Sektion soll überlegen, ob über den
Forschungsfonds mehr zu erreichen wäre.

Bei der Staatswappendekretüberreichung bei der Fa. Stanzel in
Marchtrenk war LH-Stv. ja sogar Staatssekr. Schober anwesend.
Die Firma ist ein bedeutendes Unternehmen für Geflügel-Produktion
und hat einen beträchtlichen Exportanteil. Mit 300 bäuerlichen


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Betrieben besteht eine enge Produktions- und Verkaufsabsprache.
Interessant für mich war, dass dieser Familienbetrieb imstande
war, eine landwirtschaftliche Geflügelproduktions-Genossenschaft
aufzukaufen. Dies ist genau entgegen der sonst derzeit herrschenden
Tendenz, dass die Landwirtschaftsgenossenschaften die Privaten
verdrängen.

Die erste Betonschüttung im Kraftwerk Melk ist nach 8 Monaten
Aushebung der Baugrube möglich gewesen. Dies ist eine phantastische
Leistung und wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, kann
bereits im Winter 1982 der erste Donau-Strom in Melk gewonnen
werden. Schwierigkeiten hat die DoKW wie mir der kaufmännische
Direktor mitteilte, hauptsächlich in Zukunft mit den Geldmitteln.
Durch die beabsichtigte finanzielle Heranziehung der Sonder-
gesellschaften zur Verlustabdeckung der Verbund durch das
Kernkraftwerk wird sich die Liquiditätslage der DoKW wesentlich
verschlechtern. Ich habe eine diesbezügliche Zusammenstellung
verlangt, die ich in den nächsten Tagen bekommen soll.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte setz Dich mit der DoKW ins
Einvernehmen.

Die Leder-, Schuh- und Bekleidungsindustrie wurde von mir eingeladen,
um mit ihnen die neuerdings von Staatssekretär Beil zugesagten
70 Mio. S Importe von diesen Konsumgütern zu besprechen.
An und für sich ist dies ein grosser Erfolg, denn die DDR hat
1977 nur für 7 Mio. S importiert. Im vergangenen Jahr haben sie
für 25 Mio. S Schuhe und Leder und für 50 Mio. S Bekleidung gekauft.
Auch heuer können wir mit einem solchen Rahmen rechnen. Die Ver-
treter der einzelnen Branchen waren über diese Mitteilung sehr
erfreut. Die konkrete Aufteilung erfolgt in Berlin, wobei
klar ist, dass wie bei allen Konsumexporten die Fa. Krauss & Co.
eingeschaltet werden muss. Ob und inwieweit diese Mitteilung
in die Presse gehen wird, kann man schwer feststellen. Für die
Branche war es sicherlich eine positive Überraschung. Zweckmässig
war es, dass auch die Gewerkschaft Textil und Bekleidung einge-
laden wurde, denn damit sehen die Unternehmer-Vertreter die
enge Kooperation, die hier ja tatsächlich besteht. Die Textil-


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arbeitergewerkschaft hat übrigens zu den Fachverbänden
und vor allem einmal zu den Firmen ganz gute Beziehungen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: In Hinkunft wenn wir solche Veranstaltungen
machen, immer die Gewerkschaft mit einladen.

Der Zentralvorstand der Gewerkschaft Druck und Papier hat mich
überraschenderweise zu einem Referat eingeladen, das ich
natürlich sehr gerne übernommen habe. Zuerst dachte ich, es
handelt sich nur um eine Fraktionssitzung und habe die An-
wesenden mit Genossinnen und Genossen angesprochen. Oho, rief
sofort der Vorsitzende und auch andere Teilnehmer. Dies war
weniger darauf zurückzuführen, dass die drei christlichen
Gewerkschafter, die auch anwesend waren, übergangen werden
sollten, sondern sicherlich eher, um mich indirekt zu
warnen, nicht allzu freizügig und offen, insbesondere über
unsere politischen Probleme zu referieren. Es gab dann
eine verhältnismässig gute Diskussion von 10 Diskussionsteil-
nehmern, das einzige offene Problem, das ich nicht beantworten
konnte war, die Frage vom Vorsitzenden Brunner, wieso sie
ihre Berufsbilder auf Grund des Berufsausbildungsgesetzes
noch nicht bekommen haben. Ich versprach Brunner, sofort
Sekt.Chef Jagoda über dieses Problem zu befragen und ihm
dann Bescheid zu sagen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Jagoda verbinden.

Die Bürgerversammlung im Gewerkschaftshaus von der soz.
Partei der Josefstadt war wie erwartet eine reine Partei-
veranstaltung. Wir haben deshalb auf der Landstrasse diesmal
überhaupt keine Versammlung in diesem Sinne gemacht, denn
auch dort konnten, wenn auch natürlich wesentlich mehr
nur immer wieder unsere Genossinnen und Genossen begrüssen.
In der Altergasse, Gewerkschaftshaus, haben wir den grossen
Vorteil, dass wenn wir wie ich sofort voraussagte, nur eine
kleine Anzahl von Teilnehmern erwarten können, nicht den
Saal benützen müssen, sondern eben in unser Vorstandszimmer
gehen können. Dieser war mit den 30 Personen voll und hatte
deshalb auch optisch einen wesentlich besseren Eindruck
auf die Genossinnen und Genossen gemacht, als wenn wir dieses
kleine Häuflein im grossen Saal untergebracht hätten.



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NR Annelies Albrecht sprach als die zuständige Abgeordnete
über den Konsumentenschutz und ich über die Wirtschaftsfragen.
Da ich in der Bezirksorganisation in der Josefstadt schon
etliche Referate auch bei Bezirkskonferenzen, die natürlich
durch die Parteiaktivität die Abstimmung Neuwahlen usw.
besser beschickt sidn, schon öfters gesprochen habe, war
die Diskussion nicht sehr überragend. Annelies Albrecht
hat dort einen sehr guten Ruf und ist auch wirkliche eine
intelligente und liebenswerte Genossin. Wenn man die
Versammlungen am Land und in der Stadt vergleicht, so
muss man feststellen, dass je kleiner die Ortschaft ist,
um so grösser im perzentuellen Anteil die Teilnahme der Be-
völkerung. Dies ist glaube ich auch deshalb leicht erklärlich,
weil man eben doch im ländlichen Gebiet bei einer Anwesenheit
eines Ministers und Nationalrates erwarten kann, als in der
Stadt. Ich bin sehr gespannt, ob ich jetzt bei den weiteren
Aktivitäten in den Wiener Bezirken denselben Eindruck haben
werde wie ich ihn nicht nur in der Josefstadt sondern ganz
allgemein jetzt empfinde. Interesse erweckt nur noch
Bundeskanzler Kreisky, der allerdings in einem ganz starken
Ausmass, sowohl am Land als auch in den Städten. Ob dies
die Wahlergebnisse bereits signalisiert oder insbesondere in
Wien dann so wie 1966 die grosse Enttäuschung kommt, wird sich
am 6. Mai zeigen. Ich bin von den von den Meinungsforschern
jetzt schon von der absoluten Mehrheit noch nicht restlos über-
zeugt. Noch immer kann ich nicht abschätzen, wie es in Wien
wirklich läuft. Da ich aber in den vergangenen Jahrzehnten
stets auf die Meinungsforschung gebaut habe und eigentlich
noch nie enttäuscht wurde, müsste tatsächlich jetzt bereits
der Umschwung eingetreten sein.

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Tagesprogramm, 25.4.1979

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


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