Samstag, der 24. Februar 1979 bis Sonntag, der 25. Februar 1979

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Samstag, 24. und Sonntag, 25. Feber 1979

Eine Aussprache bei der Wiener Feuerwehr, Branddirektor Santyr und
Brandrat Trehle aus Weidlingbach, zeigt mir deutlich die Schwie-
rigkeiten, die es mit der Aufstellung einer Freiwilligen Feuer-
wehr oder einer ähnlichen Organisation in Wien gibt und wahrschein-
lich auch geben wird. Bis nach dem zweiten Weltkrieg hat es in
Wien, etliche Wiener Feuerwehren, insbesondere in westlichen
Bezirken Wiens gegeben. Damals hatte man Angst vor allem unifor-
mierten Organisationen und deshalb die den Christlich-Sozialen
nahestehenden freiwilligen Feuerwehren, insbesondere der Weinhauer-
gemeinden sobald als möglich aufgelöst und durch Berufsfeuerwehren
ersetzt. Der Branddirektor erklärt mir aber sehr einleuchtend, dass
es notwendig sein wird, für die Serviceleistungen der Feuerwehr,
Hausabdeckung, Keller auspumpen usw. Hilfstruppen zur Verfügung
zu haben, damit eben diese Berufsfeuerwehr für die Brandbekämpfung
nach wie vor einsatzbereit bleibt. Da es mir logisch erscheint im
Hinblick auf die Erfahrungen die man beim Gerngross-Brand machen
konnte, dass aufgrund des Katastrophengesetzes eine Lösung möglich
ist und gefunden werden muss, werde ich, wenn es wieder einmal im
Wiener Vorstand zur Sprache kommen sollte, die Bestrebungen der
Feuerwehr unterstützen. Wie eine Diskussion im Wiener Ausschuss mir
gezeigt hat und der Branddirektor war davon zumindestens über die
Tendenzlage informiert, wird dies sehr schwierig sein. Ich bin,
wie ich dann aber auch am Sonntag nach einer Aussprache mit Mayerhofer
feststellen konnte allerdings der Meinung, dass viele Fachprobleme
in Wien deshalb so schwer zu lösen sind, weil keinerlei Teamgeist in
dem Stadtsenat herrscht, sondern ganz im Gegenteil, jeder gegen
jeden – zumindestens so hat es den Eindruck – arbeitet. Was Not täte
wäre entweder wirklich ein Teamgeist, den niemand sieht, oder eine
starke Führung, die leider auch mit Gratz nicht vorhanden ist. Die
Verunsicherung der Beamten, resp. das ewige desavouiert werden oder
soweit er nicht entscheidet, das ständige einmal so und einmal
anders, bedingt, dass die Verwaltung teils vollkommen gelähmt ist.

Der Gesellschaftsabend des Handelsministeriums war schlechter besucht
als in den vorhergehenden Jahren. Da Bautenminister Moser auf
Aufforderung der Veranstalter, der Obmann ist wegen Ableben seiner


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Frau nicht erschienen und die anderen ersuchten sofort ihren
Chef unbedingt die Eröffnung vorzunehmen, konnte ich meine Gags
nicht anbringen. Ich habe sie aber Moser gesagt und er hat sie
sehr geschickt als Redeunterlage benützt. Er meinte, der Handels-
minister hat ihm mitgeteilt, dass die Privilegien jetzt abge-
baut werden sollen, nicht das Privileg der Schlosshauptmannschaft
beinhaltet, wonach einmal im Jahr das Gesinde seit Kaiserin Maria
Theresiens
Zeit das Schönbrunner-Schloss zur Verfügung hat. Ausser-
dem hofft er genauso wie ich, dass wir nächstes Jahr ebenfalls
wieder eröffnen. Diesen Gag hat mir nachher S.Chef Schmelz bestä-
tigt, hätte ich bereits 1971 bei der ersten Balleröffnung gesagt.
Ich habe ihm keine Antwort gegeben, doch war ich damals sicherlich
fest davon überzeugt, dass ich den nächsten Ball eröffnen werde,
wie diesmal. Mit Bautenminister Moser und S.Chef Schmelz besprach ich
dann auch noch die Möglichkeit der Verbauung der Rennweger-Kaserne.
Da die Hälfte der Aspanggründe der Bundesbahn gehören und das Bau-
tenministerium auf diese Gründe die Bundesdienststellen aus dem
Areal der Rennweger-Kaserne anführen möchte, wäre es notwendig, dass
dort die entsprechenden Verhandlungen abgeschlossen werden. Die
Bundesbahn hat aber damit nicht einmal noch begonnen. Moser würde
bei einem positiven Abschluss mit der ÖBB die gesamte Rennweger-
Kaserne dann zur Verfügung stellen.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Wir müssen einmal mit Lausecker darüber sprechen.

Ein gewisser Brenner, Laudongasse 35, Fa. Tesiker ?? Büroorganisation,
behauptet, er könnte mit Hilfe Staribachers jedweden Ölimport tätigen
und zwar geschieht dies über eine Firma Jens Pichler, der Ölge-
schäfte abgewickelt hat, jetzt aber wegen Autodiebstahl in Deutschland in
Haft war. Also eine äusserst unseriöse Angelegenheit. Ich habe
sofort erklärt, ich werde genau untersuchen lassen, was hinter dieser
Behauptung steckt. Dazu wird es notwendig sein, zu versuchen heraus-
zubekommen, wer dieser Pichler und wer dieser Brenner in Wahrheit
ist und welche Beziehungen sie zum Handelsministerium haben.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte vertraulich mit Jagoda und den einzelnen
Stellen darüber verhandeln.



Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Bautenminister


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: MR HM


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Beteiligungsfirma Pichler


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Unterrichtsminister, Bgm. Wien


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Verkehrsminister


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                GND ID: 102318379X


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Wr. Betriebsansiedlungsgesellschaft, Schwager Staribachers


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: SC Bautenministerium


                    Einträge mit Erwähnung:
                      GND ID: 125942052


                      Einträge mit Erwähnung: