Freitag, 2. Feber 1979
Die Vertreter der Firma Wild Heerbrugg erklären mir, warum sie die
Vergrösserung ihrer Kärntner Firma zurückstellen müssen. Durch
die Erhöhung des Schweizer Franken auf fast 9.70 S, der in der
Zwischenzeit wieder auf 8.- S zurückgegangen ist, sind die
Exporte, aber auch die Inlandsnachfrage in der Schweiz nach
zivilen Güter resp. Produktionen sehr stark zurückgegangen, des-
halb haben sie die Aufstockung von 280 Beschäftigten auf 400
in Kärnten zurückstellen müssen. Auch die Zusicherung von LR
Schober, ihnen Zinsenzuschüsse bis 5 % für 300.000.- S pro
Arbeitsplatz zu geben, ergänzt durch die Zusage des Landesarbeits-
amtes, 3 Mill. S Umschulung zu gewähren, bei 100 Mio. S Investitions-
aufwand, haben sie – da die Nachfrage für die Produkte nicht vor-
handen ist – veranlasst, die vorgesehene Investition und Aufstockung
durchzuführen. Bezüglich der militärischen Produktion sind sie ein-
verstanden, dass – wie Staatssekr. Nussbaumer vorgeschlagen hat –
sie eine Drei-Kategorien-Einteilung vornehmen. Die Produkte, die
unbedenklich sind, die Produkte, wo man darüber reden muss, aber
wahrscheinlich doch Exportgenehmigungen bekommen könnten und die
Produkte, die beim besten Willen nicht zum Export zugelassen werden
können. Aber auch diese Frage ist für sie durch die schlechte Ge-
schäftslage in der Schweiz sekundär. Die Schweizer haben mir aller-
dings gesagt, alle weiteren Vorbereitungen, wie Fertigstellung
der Detailplanung, Genehmigungsverfahren mit der Baubehörde usw.
fortzusetzen, damit wenn sich die Situation wie auch die Schweizer
annehmen in unmittelbarer Zukunft verbessern, sofort mit der
Aufstockung der Beschäftigten und den Investitionen beginnen zu
können.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mich bei der nächsten Parteivor-
standssitzung an ein Gespräch mit LH Wagner erinnern.
Die Fa. Stolllack hat die vor einem 3/4 Jahr abgebrannte Halle
sehr schnell wieder aufgebaut und durch mich feierlich eröffnen
lassen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich ihnen auch gleichzeitig
die Genehmigung zur Führung des Staatswappens überreichen. Der
Betriebsrat hat durchgesetzt, dass die gesamte Belegschaft in
die neue Halle 14 gerufen wurde und der Generaldirektor Altvater
ein Deutscher, der seit ca. 3 Jahren die Firma leitet, hat dort
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über die Geschichte der Firma entsprechende Auskunft gegeben.
Wie mir der Betriebsrat mitteilte, wollte vorerst die Firmen-
leitung, Stolllack gehört jetzt dem deutschen Konzern Hoechst,
diesen Verleihungsakt in kleinerem Kreis durchführen. Der
Einfluss des Betriebsrates ist aber jetzt stärker als jemals zuvor.
Als noch Turnauer diese Firma geführt und durch die Erfindung
der wasserlöslichen unbrennbaren Lacke sich für die Condo-Produktion
Ford-Fiat-VW die entsprechenden Absätze aber auch die Vergabe der
Lizenzen erarbeitet hatte, war der Einfluss bedeutend geringer.
Jetzt werden 23.000 t Lacke pro Jahr erzeugt und nur durch den
Brand im Jahre 1978 die Aufwärtsentwicklung unterbrochen. Heuer
erwartet man bereits wieder 650 Mio. S. 56 % davon gehen in den
Export, interessant ist, dass für Ford bereits jetzt ein vollkommenes
Lackprogramm erarbeitet wurde, ganz egal, ob Ford nach Österreich
kommt, was natürlich Stolllack gerne sehen würde
oder auch wo anders produziert wird. Verspätet ist zu der Ver-
leihung dann noch Präs. Igler gekommen, dieser hat zugegeben, dass
die Zulieferung, wie wir sie im Handelsministerium für die
Autoindustrie in den letzten Jahren organisiert haben, sehr wirkungs-
voll ist, auch die Industriellenvereinigung wäre natürlich aber
brennend interessiert, wenn eine grosse Autoproduktionsstätte
in Österreich jetzt noch zusätzlich entstehen könnte. Die Firma
Stolllack nimmt mit ihren wasserlöslichen Lacke-Lizenzen in einem
Ausmass von 10 % der gesamten Lizenzeinnahmen Österreichs aus allen
Erfindungen ein. Jetzt beginnt sie eine neue Produktionsphase
für diese wasserlöslichen Lacke. Durch die neue Erfindung von
den anodischen zu den kataphoretischen, d.h. die Umänderung eben
von den Lackträgern von der Anode zu der Kathode, dadurch neue
besonders gute Eigenschaften bei der Auftragung dieser wasserlös-
lichen Lacke auf die Produkte festgestellt werden konnten, wird
sich die Lackproduktion aber insbesondere die neuen Lizenzvergaben
auch besser auswirken. Der Betriebsrat hat mir auch versichert,
dass durch die Übernahme von der Firma Höchst die 550 Arbeitsplätze
heute sicherer denn je sind.
Beim Jour fixe mit AK und ÖGB hat Gen.Dir. Kienzl seine Erhebungen
der Meinungsumfrage von SWS mit der von IFES ergänzt und ver-
glichen. Nach Kienzls Meinung ist die Situation nicht so kritisch
wie der Jänner-Verfall von IFES zeigt. Im grossen und ganzen
aber muss auch Kienzl zugeben, dass wir im Jänner schlechter abge-
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schnitten haben als im Dezember, allerdings besser als beim
Tiefstand im Oktober. Seiner Meinung nach geschieht bei der
Globalaussage über die Personenbewertung z.B. Gratz von 2,5
auf 1,6, der grosse Fehler, dass man die einzelnen Schichten
nicht berücksichtigt. Es können nämlich durch besondere Verärgerung
von soz. Wählern die Klassifikation besonders hinuntergehen.
Ohne dass das Image wirklich so schlecht im Durchschnitt gesunken
ist. Ähnliches kann sich auch bei der Verbesserung der Kennziffern
ereignet haben, nur natürlich im umgekehrten Sinn, wie z.B. bei
Kreisky. Genauere Analysen sind immer gut nur halt von allen
seltener gegeben, der Trend stimmt halt nur bei IFES immer genauer
und besser als bei SWS.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Vielleicht kannst Du Dir für Eigeninter-
essen die Detailinformationen verschaffen.
Die AK und der ÖGB stimmen zu, dass wir jetzt die interministeriellen
Besprechungen wie GATT-Kündigung von Soja, resp. Kartoffelpro-
dukten unverzüglich in Angriff nehmen sollen. Wichtig erscheint
dabei, dass auf Grund dieser interministeriellen Besprechung
die Landwirtschaftsvertreter dann auch im Waldviertel besser über
unsere Tätigkeit im Handelsministerium informiert werden müssen.
Dort wird noch immer als Wahlschreck und Schreckgespenst meine
Tätigkeit als Kartoffelbauern-feindlich dargestellt. Die Gmünder
Kartoffelindustrie, insbesondere Gen.Dir. Wohlmeyer, weiss ganz
genau, dass er schuld daran ist, wenn er jetzt mit dem Gross-
abnehmer Hofer zu keiner Lösung kommen kann. Hofer ist nicht
bereit, die Preiserhöhung von der österr. Agrarindustrie Gmünd
die notwendig wäre, zu akzeptieren. Wenn Hofer nun entsprechende
Importe tätigt mit der Firma Nähr-Engel in Deutschland, die derzeit
nur 5 % des Österr.-Anteils deckt, sind diesbezügliche Gespräche
im Gange, muss durch eine Meistbegünstigungsklausel von der ÖAI
auf die Firma Knorr, Maggi und Pfanni diese verbilligten Preise
von den Österreich-Produkten bekommen. Dies würde natürlich eine
gigantische Kostenverschlechterung für die ÖAI auslösen. Die vorge-
schaltete Firma Maresi hat deshalb verzweifelt versucht, diese
Importe im Handelsministerium zu verhindern. Ebhart & Herout
wollen und können die Margarine nicht Hofer zu den Preisen zur
Verfügung stellen wie dieser wünscht. Die Vereinigte Fettindustrie
kann die Ölpreise nicht entsprechend senken, die Firma Landgut
nicht die Tiefkühlerbsen und die Inzersdorfer nicht die Gurkenpreise.
Wir müssen uns alle sehr anstrengen, dass wir mit Hofer
zumindestens bis zu den Mai-Wahlen durch gütiges Zureden
die ärgsten Importwünsche dieser Firma zurückstellen können.
Pleschiutschnig wird ersucht, diese möglichen Verhandlungen
mit Hofer konkret zu führen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Auch Goldmann soll sich bitte einschalten.
Wir kommen überein, dass die Arbeitsgruppe Energie der ökonomi-
schen Konferenz am 15. Feber und der Fremdenverkehr in der zweiten
Hälfte Feber unter Führung von Kienzl das neue Konzept besprechen
und letzten Endes dann auch beschliessen soll. Kienzl ist damit
einverstanden und wird mit Haffner die unmittelbaren Vorbereitungen
treffen. Dr. Zolles, ÖFVW, arbeitet auch bereits mit ihm an
einem Konzept.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Wie weit steht jetzt unser neues 10-Jahres-
Programm?
Dr. Lachs, Konsum, hat gehört, dass jetzt die Textilvertreter
erklären, es wird in Trikotagen aus dem Fernen Osten jetzt eine
Kontingentierung eingeführt. Der Erfolg dieser Propaganda ist,
dass angeblich viele Leute jetzt zusätzliche Trikotagen bestellen
und kaufen, weil sie eine Kontingentierung in starkem Ausmass
befürchten und sich deshalb auf Lager entsprechend eindecken.
Eine Rückfrage bei Min.Rat Fischer , Aussenhandelsstelle, ergab,
dass Trikotagen jetzt bereits im Multifaser-Abkommen kontingentiert
sind und gar keine Verschärfung oder sonstige Änderung beabsichtigt
ist. Die Frage ist und bleibt, wie man diesen Gerüchten entgegen-
treten soll und kann.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte mit Meisl besprechen.
Bei der Aussprache mit den VIP-Personen von Reisebüros, Veran-
staltern und sonstigen jetzt bei der ATB anwesenden Personen
im Bristol berichte ich, was vom Vorjahr aus den Beschwerden ge-
worden ist. Teils konnten wir die Wünsche der Reiseveranstalter
erfüllen, teils war dies durch die Haltung von Ländern oder
Organisationen nicht möglich. So wurde eine Fahrplan-Änderung
resp. Zwischenlandung der AUA abgelehnt. Ich erteilte daher
sofort Dir. Papousek, dem AUA-Direktor, das Wort, damit er
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selbst seinen Standpunkt erklärt. Interessant für mich waren
seine Ausführungen, dass er für die nächste Zeit 8 – 26 % Treib-
stoffpreiserhöhung erwartet, die Personalkosten für Flughafen,
Handling usw. werden sich bitte Mitte der Achtzigerjahre ver-
doppeln. Da die Pan Am jetzt aus der IATA ausgetreten ist und
die amerikanische Tarifpolitik open ski sein wird, wird sich
die Ertragslage von AUA wesentlich verschlechtern.
Die skandinavischen Reisebürovertreter resp. Zeitungen haben
über die Ski-Schulen in Tirol sich auch jetzt wieder entsprechende
beschwert. Berglund vom skand. Reisebüroverband hat mir eine
umfangreiche Unterlage gegeben. Selbstverständlich habe ich
die anwesenden Landesamtsfremdenverkehrsverantwortlichen Dr. Lässer
von Tirol und Dr. Oppitz, Salzburg, ersucht, in Detailgesprächen
mit den Schweden die notwendigen Gespräche zu führen. Auch die
Niederländer beschwerten sich über die Skischul-Monopole in
den einzelnen Orten. Interessant für mich war, dass auch der
Fremdenverkehrsdirektor von Steiermark Hofrat Gaisbacher mir gegen-
über meinte, laut traute er sich dies allerdings scheinbar nicht
zu sagen, dass er wegen der Monopolstellung der Skischulen
in den einzelnen Gebieten nicht glücklich ist. Die Belgier und
die Franzosen beschwerten sich über die schlechten Verbindungen der
ÖBB. Ich versprach, dass wir dieses Problem dem Verkehrsminister
klar machen werden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte von Würzl entsprechenden Brief vorbe-
reiten lassen.
Überrascht war ich, dass auch Beschwerden über unfreundliche Zöllner
insbesondere an der Südgrenze Österreichs, also gegen Jugoslawien
und Italien festgestellt wurden. Auch hier versprach ich, den
Finanzminister von der ÖFVW schriftlich davon in Kenntnis zu
setzen.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Zolles soll entsprechendes Schreiben vorbe-
reiten.
Die Aussprache war äusserst freundlich, aber zeigt, dass es immer
Kleinigkeiten sind, die letzten Endes zu Beschwerden führen. Ich
hoffe, dass ich das nächste Jahr wieder berichten kann, wie wir
deren Wünsche und Beschwerden behandelt haben.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Zolles soll wieder so genau Buch führen, wie
er dies heuer getan hat.
Tagesprogramm, 2.2.1979
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)