Freitag, der 8. Dezember 1978 bis Sonntag, der 10. Dezember 1978

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Freitag, 8. Dezember – Sonntag, 10. Dezember 1978

Die Österreichische Fremdenverkehrswerbung hat nach Obertauern
Journalisten eingeladen und mich ersucht, mich – was ich sehr
gerne getan habe – zur Diskussion zur Verfügung zu stellen. Über-
rascht war ich nur, dass diesmal unser Pressereferent Hofbauer und
der Geschäftsführer Zolles, die ebenfalls anwesend waren, soviele inlän-
dische Journalisten eingeladen hatten. 40 waren vorgesehen, 60 sind
mit Frauen usw. gekommen. Der geringere Teil davon waren deutsche
Journalisten resp. ein Niederländer, der allerdings in Österreich
akkreditiert ist und hier wohnt. Die Aussprache mit den Journalisten
war typisch. Nach meinem Einführungsreferat, wo ich über die Tendenzen
des Fremdenverkehrs und die Absichten der Österreichischen Fremden-
verkehrswerbung berichtete, entspannte sich dann eine sehr lange Dis-
kussion. Eingeleitet wurde sie durch Vajda vom Trend, der demonstra-
tiv 3 miese Kleiderbügel, 1 Glühbirne mit 15 Watt von seinem Quartier
mitgebracht hat, um zu demonstrieren, wie schlecht überall die Zimmer
ausgestattet sind. Angeblich passierte ihm dies schon einige Male und
er trägt deshalb immer Kleiderbügel für sich und Glühbirnen, damit er
lesen kann, im Reisegepäck bei sich. Da bei dieser Aussprache auch der
Landesrat von der Steiermark Baumgartner und der Fremdenverkehrsdirektor
Oppitz anwesend waren, wurden sehr viele Details von der Presse moniert
und von uns dreien und dann ganz besonders auch Zolles beantwortet.
Interessant für mich war eigentlich, dass anschliessend an diese über
2 Stunden dauernde Presseaussprache 1/2 Dutzend Redakteure dann mit
mir Sonderinterviews wollten. Einmal mehr wurde ich davon überzeugt,
dass es doch nicht möglich ist, mit Pressefrühstück, Pressefahrten,
die Bedürfnisse der Redakteure zu befriedigen. Scheinbar haben sie in
ihren Zeitungen grössere Chancen unterzukommen, wenn sie sozusagen
auf Exklusivinterviews verweisen können. Dies gilt natürlich ganz
besonders für die ausländischen Redakteure.

Bei der Überreichung des Staatspreises in Salzburg hat, für mich ein
Novum, der dort anwesende sozialistische Landesrat Bonimaier verlangt, es
sollte für Salzburg ein eigener Forschungsförderungsfonds für die Klein-
und Mittelbetriebe gegründet werden. Der anwesende Finanzlandesrat
Steidl äusserte sich dazu gar nicht. Wenn im Bund jemand einen solchen
Vorschlag machen würde, die Presse hätte sofort diese Idee aufgegriffen,


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schon allein, um einen Gegensatz zwischen zwei Regierungsmitgliedern
zu konstruieren oder vielleicht sogar wirklich festzustellen. Im
Land kann man scheinbar alles machen. Finanzreferent Steidl wollte
von mir nur eine Zusage, dass ich auch bereit bin, die sehr erfolg-
reichen Aktionen zur Förderung der Qualität des Fremdenverkehrs auf
Privatzimmervermieter auszudehnen. Er hat mir diesbezüglich einen Brief
geschrieben. Ich habe ihm sofort erklärt, dass ich dies unter gar keinen
Umständen machen kann, da ich nur für die Gewerbebetriebe mich zu-
ständig fühle und die Budgetmittel ausschliesslich dafür verwenden
muss.

Beim 25.000 Komfortzimmeraktionsempfängern, einem Pensionsinhaber am
Tauernpass, bei einer Veranstaltung in Radstadt habe ich auf die
Zweckmässigkeit und Erfolg dieser Aktion hingewiesen. Eine Ehren-
urkunde, schön ausgefertigt und ein übergrosser, 1/2 Meter langer
Scheck war ein richtiggehender Gag bei dieser Veranstaltung. Wie erwar-
tet war der Besuch sehr schlecht, trotzdem entspannte sich eine lange
Diskussion. Von 6.000 Eingeladenen waren nicht einma 1/3 Promille er-
schienen. Hätte man mich früher gefragt, so hätte ich die ganze Aus-
zeichnung anders organisiert. Der Freie Wirtschaftsverband hätte nicht
so in Erscheinung treten dürfen, sondern der Bürgermeister hätte eine
solche Einladung verschicken müssen. Vielleicht wäre auch dann nur 1
Promille gekommen, aber den Vorwurf eine politische Veranstaltung abge-
wickelt zu haben, hätte niemand erheben können. Der Besuch wäre auch
sicherlich besser gewesen.

Der Besitzer der Atomic-Skifabrik, Rohrmoser, und sein Manager Dr. Köck
beschwerten sich bitter bei mir, dass die Verkaufspraktiken der Händ-
ler die Skiindustrie Österreichs früher oder später zugrunde richten.
Der Fachverband der Skierzeuger wird jetzt in der nächsten Zeit eine
Tagung abhalten. Ich habe ihnen zugesagt, sie sollten dort entsprechende
Überlegungen anstellen, wie sie sich vorstellen, dass wir dieser Entwick-
lung Einhalt gebieten können. Rohrmoser glaubt, dass das Nettopreis-
verfahren an dieser Entwicklung schuld sei. Ich erwarte von den Ski-
erzeugern entsprechende Vorschläge, die ich dann mit anderen Interessens-
vertretungen diskutieren möchte.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte auf nächstes Jour-fixe AK, ÖGB setzen.

Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Pressechef ÖFVW


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Fremdensverkehrsdirektor Sbg.


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: LR Sbg., FPÖ


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Landesrat Salzburg, ÖVP


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Besitzer Atomic


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Direktor ÖFVW


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Journalist Trend; evtl. Falschidentifikation


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Manager, Atomic


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Finanz-LR Sbg., ÖVP, NR-Abg., Bgm. Leogang


                    Einträge mit Erwähnung: