Sonntag, 3. Dezember 1978
Der sudanesische Wirtschafts- und Finanzminister Mustafa muss seinen
Aufenthalt in Österreich auf einen Tag verkürzen, da sein Schwager
gestorben ist und er nach London zurückfliegt. Dies ist für alle
Beteiligte angenehm, insbesondere für die Firma Haid. Diese wird sich
etliche Kosten ersparen. Ein konkretes Geschäft ist derzeit äusserst
schwer zu machen, da die Österreichische Kontrollbank nicht mehr
bereit ist, Sudan einen grösseren Kredit zur Verfügung zu stellen.
Die Sudanesen haben jetzt bereits 2,4 Mia Schilling und halten
ihre Zahlungsverpflichtungen nur sehr schleppend ein. Vom Inter-
nationalen Währungsfonds haben sie 60 Mio Dollar bekommen, von den
Saudis 300 Mio. Auf der Fahrt herein konnte ich schon feststellen,
dass sich bei der Zurverfügungstellung von saudi-arabischem Geld
eine Verzögerung ergeben hat. Angeblich müssen die Saudis die
Ägypter jetzt stärker unterstützen. Nachdem wir Mustafa ins Hilton
gebracht hatten, habe ich mit Dautzenberg in meinem Büro die Mög-
lichkeiten durchbesprochen. Wir versuchten auch von der Österreichi-
schen Kontrollbank jemand zu erreichen, hatten aber leider nicht
deren Privatnummern. Dautzenberg möchte unbedingt, dass wir weitere
Aktivitäten, auch wenn es nur Scheinaktivitäten sind, in Sudan auf-
rechterhalten. Die beste Lösung wäre, wenn zwei Experten nach
Sudan führen, um die feasibility study, die Dautzenberg schon fertig
hat, dann formell zu beenden und den Sudanesen zu präsentieren. Meinen
Vorschlag, doch jetzt sofort die notwendigen Unterlagen Mustafa
zur Verfügung zu stellen, hält Dautzenberg für falsch. Wenn nämlich
Haid diese feasibility study abgibt, kann sie nicht den Zuschlag be-
kommen. Da Staatssekretär Nussbaumer den Sudanesen die feasibility
study zugesagt hat, glaubt Dautzenberg, er wird auch die zwei Experten
bezahlen. Sollte dies nicht der Fall sein, hat er mir streng vertrau-
lich mitgeteilt, würde die Firma Haid auch noch diese Kosten über-
nehmen.
Bei der Abendveranstaltung im Intercontinental vom Deutschen Reise-
büro der 6. Akademie hatte eine ausgesprochen gute Stimmung geherrscht.
Dr. Krebs, für Vizebürgermeister Sandner eine Begrüssungsrede
haltend, hat einen sehr lockeren Ton angeschlagen und riesigen
Applaus geerntet. Zum Glück war ich der nächste Redner und konnte
daher auf diese Art weiter fortfahren. Dr. Glaser, der Vorsitzende
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der Geschäftsführung, versicherte mir, dass man auf diese Weise
ihre etlichen hundert Reisebürovertreter am besten ansprechen kann.
Überrascht war ich, als dann der Touristikchef Stöhrer vom Deutschen
Reisebüro die Sponsoren vorstellte. Alle Länder Europas und viele
sonstige Private, in der Summe waren es 90, die allerdings nicht
alle anwesend waren und sprachen, wurden vorgestellt. Man sieht, wie
bei so einer Veranstaltung, die, wie mir Glaser mitteilt, doch Millio-
nenbeträge kostet, alle sich den Reisebüros wohlwollend und gross-
zügig zeigen, nur damit diese den Gast womöglich ihr Land einreden.
dafür tatsächlich von Österreich die Camerata Pannonica, mittelal-
terliche Musik spielend, und die Wienerwaldsängerknaben, mit einem
viel zu kleinen Chor, insgesamt nur 15 Leute, den richtigen Eindruck
hinterliessen, bezweifle ich. Besser hat dann schon Niederösterreich
im Fischer von Erlach-Saal und Oberösterreich im 12. Stock des Inter-
continentel anschliessend ein wahrscheinlich sehr reichliches Abend-
essen gegeben. An diesen beiden Veranstaltungen habe ich nicht mehr
teilgenommen. Ich frage mich, ob es nicht zweckmässiger ist, neue,
andere – und wie ich glaube und hoffe – wirkungsvollere Veranstaltun-
gen zu organisieren. Diesen wahrscheinlich 400 Teilnehmern Wien
nahezubringen ist wichtig. Ob die herkömmliche Art die einzig richtige
ist, bezweifle ich.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Darüber sollten wir tatsächlich eine kleinere
Gruppe finden und einsetzen, die neue Vorschläge macht.