Samstag, den 21. Oktober 1978
Bei der 3. INTERHOGA, d.h. Internationale Hotel- und Gaststätten-
Ausstellung hatte ich den Eindruck, wird jetzt immer mehr für
die Hoteliers und Gast- und Schankstättenbetriebe mehr zu leisten
sein. Kommerzialrat Fröhlich hat z.B. sehr konkret verlangt,
die Industrie und das Gewerbe müssen sich mehr auf die Wünsche der
Gaststätten-Unternehmer einstellen. Was interessanterweise vor
etlichen Jahren über die Konsumenteninformation und Konsumenten-
forum im Handelsministerium für den Letztverbraucher verlangt
wurde, greift jetzt immer mehr auf die Handels- und Gewerbebetriebe
über. Dort verlangen jetzt die Vertreter, es müßte die Industrie
und das produzierende Gewerbe in der einzelnen Sparte mehr für
den Abnehmer, sprich hier Wirt, machen. KommRat Scheiner wieder
bemerkte, daß besonders die jetzt angekündigte Steuerreform des
Finanzministers bei der Betriebswirtschaftlichen Woche gibt eine
Chance, die notwendigen Korrekturen bei der Getränkesteuer end-
lich durchzuführen. Ich verwies darauf, daß jetzt die vom Handels-
ministerium schon vor langer Zeit eingeleitete Verrechnungsver-
einfachung vielleicht doch zu einem positiven Erfolg geführt
wird.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Würzl soll jetzt sich entsprechend ein-
schalten.
Auf der Schallaburg wurde zwischen Gen.Direktor Weiser und mir
unter Kralik ein sogenanntes Turnier ausgeführt. Ich halte ja nicht
allzu viel von all diesen Betätigungen. Erstens hört man diesen
Sender wahrscheinlich fast überhaupt nicht und zweitens scheint
mir die Vorbereitung dort so, daß selbst manche Turnier-Teil-
nehmer alles von einem Waschzettel herunterlesen. Sowohl Weiser,
er hat mich als Idealgegner gefordert, als auch ich waren daher
nur bereit, bis zu einem gewissen Grad diese eingefahrenen Ge-
leise weiter zu fahren. Wir haben daher verhältnismäßig sehr viel
improvisiert, Weiser war allerdings wesentlich besser vorbe-
reitet, als ich und ich gestehe zu, auch wesentlich mehr
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Kenntnisse gehabt. Auf dem Gebiet der Musik und Literatur wäre
ich hoffnungslos geschwommen. Weiser hat auch eine sprechende
humorvolle Seite durch wirklich gut vorbereitete Gags, die er
mir allerdings vorher nicht verraten hat, eingebaut. Da letzten
Endes nicht die Seriosität und das Wissen beurteilt wurde,
sondern doch auch dann die Show, konnte ich auch mit einigen
Improvisationen mehr Erfolg erzielen als Weiser. Verloren, aber
um einen Punkt, hat er die Partie, daß er gänzlich unvorbereitet
mir drei Namen nannte, die ich charakterisieren sollte, angeblich
hat man im Büro erklärt, ich würde von jedem Mann, mit dem ich
zusammen komme, Aufzeichnungen machen. Dies hat man aber nicht
auf die Inhalte bezogen, die ich ständig abdiktiere, sondern
auf die Personencharakterisierung. Dies mach ich zwar nie, hab
mich aber auch in diesem Fall aus der Affäre durch Gags herausge-
zogen. Weiser nannte mir Generalintendant Bacher bei Antwort
Stehaufmandl, Austria-Spieler Prohaska bei Antwort immer wieder,
immer wieder Austria, leicht gesungen, drittens Karajan, meine
kurze Antwort Maestro. Weiser sollte dann mich schildern und
statt einer kurzen Antwort, erklärte er, er sei ungeheuer beein-
druckt gewesen, als er mein Zimmer das erstemal betrat und das
Kruzifix in der Ecke hängen sah. Er weiß nicht, ob ich ein Gläu-
biger bin, charakterisierte mich aber sofort mit meiner Leiden-
schaft für die Sache einzutreten, als einen Pfarrer-Typus. Nachher
hat er mir sogar gestanden, ich sehe einem Präfekten aus seiner
Kalksburger Studienzeit sehr ähnlich. Die ganze Aussage von ihm
war zu lang, für mich sehr schmeichelhaft, brachte ihm aber nach
Phonometer eben diesen einen Punktverlust. Da dem Sendeleiter
Kralik seine Orchesterbegleitung, in Wirklichkeit sowieso immer nur
ein Klavier, wegen Krankheit ausgefallen ist, engagierte er, nicht
zuletzt auch wegen des Gags, meinen Sohn, der sich dadurch
3.000 S verdient hat. Wichtig für diesen war es aber, daß er
einmal seine Kenntnisse darbieten konnte.
ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte versuch das Band für mich zu bekommen.
mir gegenüber dann er ist ja wirklich sehr talentiert, für mich
eine erfreuliche Mitteilung.
Tagesprogramm, 21.10.1978