Montag, der 24. April 1978

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Montag, 24. April 1978

Beim Jour-fixe mit Sallinger und Mussil wurde neuerdings die
Frage der chinesischen Delegation besprochen. Angeblich hat
nicht die Protokollabteilung – Ottahal und seine Leute –
sondern jemand anderer vom Handelsministerium, irgend jemand
von Fachabteilungen erzählt, die Handelskammer bezahlt alles.
Von den 15 Chinesen werden von der Handelskammer mindestens
die 5 Vizeminister und eventuell der Generaldirektor bezahlt.
Die zwei Leihautos sollen von der Firma Mosel gemietet werden.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte das Nötige veranlassen.

Eine lange Diskussion nimmt natürlich wieder die Frage des Preis-
gesetzes ein. Mussil erklärt, unter allen Umständen gegen die Auf
nahme aller Importe in die Preisregelung zu sein. Mein Hinweis,
mit mir wird er dies sowieso nicht verhandeln müssen, sondern im
Parlament gibt es nur einen Initiativantrag des Klubs der SPÖ
und die Entscheidung wird im Handelsausschuss fallen, glaubt er
nicht so recht. Der Entwurf beinhaltet, wie ich ihm erkläre,
alle Wünsche des Gewerkschaftsbundes und der Arbeiterkammer und
ist nicht ausschliesslich vom Handelsministeriumentwurf abge-
schrieben, weil hätte ich einen vorgelegt, dann vorher schon
versucht, mit den Interessensvertretern einen Konsens oder
zumindestetens weitesgehendste Annäherung zu erreichen. Durch die
Taktik der Landwirtschaft wurde ja jetzt die Entscheidung aus-
schliesslich dem Parlament übertragen. Dort bin ich gar nicht so
sicher, ob tatsächlich, z.B. gegen die Einbeziehung aller Import-
waren in die Preisregelung, auch der ÖAAB stimmen wird resp.
die Bauern. Mussil ist sich seiner Sache sehr sicher und meint,
im Parlament würde die Wirtschaft nicht überstimmt werden.
Interessant ist nur seine Bemerkung, wenn die Wirtschaftsgesetze
auslaufen, stört es ihm nicht, die Handelskammer braucht nur das
Schrottlenkungsgesetz, das Handelsministerium aus internationalen
Verpflichtungen die Erdölbevorratung und so könnte man diese beiden
in Kompensation beschliessen.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Aufs nächste Jour-fixe AK und ÖGB setzen.



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Ich bringe die Angriffe der Bundeskammer gegen mich persönlich
zur Sprache, Ohne mich eigentlich darüber zu beschweren. Mussil
meint, er wird alles daran setzen, damit diese noch stärker werden,
nachdem ich nicht bereit bin ihre Politik zu vertreten. In Wirk-
lichkeit notiert er aber auf die Presseaussendung einige Bemerkungen,
d.h. er wird sicherlich mit dem Pressereferenten Steinacker sprechen.
Da er immer, wenn er im Unrecht ist, oder weiss, dass er nicht
richtig gehandelt hat, scheinbar heftig reagiert. Meist allerdings,
wie auch diesmal ironisch übertreibend.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte nimm mit Pressereferenten Kontakt auf.

Ich versuche der Handelskammer klarzumachen, dass ihr Grundsatz-
programm, welches sie unbedingt beschliessen will, um ordnungspoli-
tisch auch wahrscheinlich gegen den ÖAAB in der Öffentlichkeit
sich besser abgrenzen zu können, Abstand zu nehmen, denn der Freie
Wirtschaftsverband, Präs. Mühlbacher, wird auf alle Fälle dagegen
Stellung nehmen.

ANMERKUNG FÜR ALLE: Bitte das Grundsatzprogramm, soweit es jemand
interessiert, sich anzusehen.

Bezüglich der Ölmühle meint Mussil, müsste im Ausgleichsabgabenge-
setz die weiterverarbeitende Industrie berücksichtigt werden. Die
Lebensmittelindustrie kann nicht entsprechend belastet und die
technische Seite für Seife und Lacke muss überhaupt eine Ausnahme
bekommen durch Vergällung ihrer Produkte. Für die Rapsanbaugemein-
schaft resp. die zu gründende Verwertungsgesellschaft, mit der ich
einverstanden bin, wäre das Optimum, was die Handelskammer zustimmen
kann. Für die Bauern sollte die Anbauprämie auch durch eine inner-
staatliche Stützung geschaffen werden. Dies, erkläre ich, wird der
Finanzminister mit Recht unter allen Umständen ablehnen. Durch die
überspitzten Forderungen der Landwirtschaftsseite sehe ich derzeit
überhaupt keine Möglichkeit, dass das Ölmühlenprojekt bald zustande
kommt. Ich schlage deshalb vor, dass Mussil, um die Verwertungsge-
sellschaft auch mit der Ölindustrie abzusprechen und wenn die Olio-
prot-Gesellschaft gescheitert ist oder vielleicht sogar in abseh-
barer Zeit zerfällt, dann die Fettindustrie ihre bisherigen Aktivi-
täten fortsetzt, eine Aussprache mit dieser bei ihm einzuladen,
an der ich persönlich teilnehmen werde.



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ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte den Termin mit Sekretariat Mussil
vereinbaren.

Auf Vorschlag des Generaldirektor Weiser, Energieverwertungs AG,
ersuche ich die Handelskammer mit der Rauchfangkehrerinnung
über die Abgastemparaturmessungen zu sprechen, damit diese mit-
arbeiten. Mussil gibt zu, dass Weiser mit ihm diesbezüglich ver-
handelt hat, nachdem Sallinger sich beschweren will, warum Weiser
sich nicht direkt an die Handelskammer wendet.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Weiser soll neuerdings mit Mussil sprechen.

Mussil ist sehr erfreut von mir zu hören, dass ich seinem Wunsch
entsprechend weder Nordkorea besuchen werde, noch mit Eisenberg
Vietnam resp. China. Die Handelskammer würde nur sehr gerne, dass
ich mit einer Delegation nach Südkorea, Philippinen, Japan fahre.
Dies, erkläre ich, wird im September in der kurzen Zeit, die mir
zur Verfügung steht, kaum möglich sein. Auch bei der Aussprache mit
den Aussenhandelsstellenleitern erkläre ich dies am Nachmittag so-
wohl Gleissner als auch den betroffenen Aussenhandelsstellenleitern.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte kläre mit VÖEST und anderen Firmen ob
und worauf diese besonderen Wert legen.

Beim Pressefrühstück hat Musil vom Österreichischen Wirtschaftsfor-
schungsinstitut die Energieprognose erörtert. 1977 wurde ein Ergebnis
von minus 3% erzielt, 78 wird angenommen, dass wir 4–4.5 % mehr
Energie brauchen werden. Im 10-Jahres-Prognosemodell müssen wir
3.5% ca. rechnen, da die Relation noch immer 1–0.9 BNP Energie-
zuwachs beträgt. Interessant ist, dass das Wirtschaftsforschungs-
institut in ihrem Modell 1990 noch immer ein oder zwei Kernkraft-
werke haben. Wenn daher die Prognose von ihnen wird verlautbart
werden, wird es sicherlich wieder eine riesige Diskussion über den
Einsatz von zusätzlichen Kernkraftwerken geben.

Würzl berichtet über die Wintersaison, die heuer sehr gut gelaufen
ist. Interessanterweise hat es diesmal nicht einmal ein Mittags-
journal-Interview darüber gegeben.

ANMERKUNG FÜR WAIS : Bist Du schon einmal draufgekommen, nach welchen
Gesichtspunkten der ORF wirklich berichtet.



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Ein gewisser Redakteur Moesli, der übrigens schon einmal bei
mir war und die Schweizer politische Korrespondenz von Österreich
auch mit Informationen versorgt, wollte eigentlich meine Zustimmung
für Südafrika-Exportprojekte von Milchpulver, Kartoffelflocken usw.
Ausserdem möchte er das Incoming-Geschäft für die Südafrikaner in
Österreich forcieren. Die südafrikanische Air-Lines, die 30.000
nach Italien, 36.000 nach Österreich und eine grössere Anzahl
jetzt nach Deutschland und Griechenland bringen wird, hätte grosses
Interesse und Möglichkeiten, südafrikanische Touristen in stärkerem
Ausmass nach Österreich zu befördern. Jemand sollte nur dieses
Incoming-Geschäft stärker unterstützen und ich sollte, wie gesagt,
in Südafrika stärker engagieren. Ich erklärte ihm sofort, dass auf
Grund der UNO-Beschlüsse keine Regierung dazu bereit ist, obwohl
alle Staaten mit Südafrika nach wie vor Geschäfte tätigen. An
diesem Zustand, der auch für Österreich der einzige mögliche ist,
wird sich in Hinkunft kaum etwas ändern.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Puffler hat ihn weiter betreut, informiere
Dich bei ihm.

Gerade an seinem 80. Geburtstag konnte ich Komm.Rat Dipl.Ing. Fuchs,
eine kleine Verpackungsfirma, 130 Beschäftigte, auszeichnen. Gegen
härteste Konkurrenz kann er sich auch gegenüber dem Ausland be-
haupten. 150 Mio Umsatz, l/3 davon in Exporten. Unwahrscheinlich
aber um welche gigantischen Mengen es dabei gehen kann. In Österreich
allein werden 100 Mio Bierdeckeln erzeugt.

Bei der Tagung der Aussenstellenleiter Fernost habe ich zum ersten
Mal nicht nur von unseren Abteilungen sinnlose Statistikausdrücke be-
kommen, sondern auch in jedes Land ganz kurz schlagwortartig Projekte,
die dort zur Diskussion stehen. Durch diese neue Information meines
Hauses bin ich nicht mehr ausschliesslich auf die Mitteilung der
Aussenhandelsstellenleiter angewiesen. Die Unterlagen stammen sicher-
lich sowieso von diesen, doch ergibt sich dadurch eine nicht ein-
seitige Berichterstattung, sondern eine Art Diskussion. Fest steht
dabei, dass Nordkorea auch den anderen Staaten nur sehr zögernd
bezahlt, die Moratorien nur teilweise erfüllt und mit grösster Wahr-
scheinlichkeit die heuer beginnende Tilgungsquote wahrscheinlich
wieder nicht bezahlt. Ein Besuch – wurde übereinstimmend festgestellt –
wäre dort derzeit sehr unzweckmässig. Andererseits aber möchten von


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den Philippinen bis Indonesien, insbesondere Südkorea und
auch die anderen Vertreter, dass ich unbedingt eine Asien-Reise
dorthin veranstalte. Ich ließ dort keinen Zweifel, dass ich
dazu kaum kommen werde. In Vietnam wurde mir mitgeteilt, dass
der Vertreter von Maschino-Import, der wichtigsten Aussenhandels-
organisation, den Handelsdelegierten ständig fragt, wer eigentlich
Eisenberg ist, der diese grossen Geschäfte mit Vietnam machen will.
Die Österreichische Kontrollbank soll entsprechende Finanzzusagen
gegeben haben. Niemand weiss aber eigentlich etwas Konkretes.
Angeblich soll Steyr-Daimler-Puch 100 Mio Dollar Kreditzusagen
haben.

ANMERKUNG FÜR MEISL UND HAFFNER: Was ist an den ganzen Behauptungen
wahr?

Architekt Czernin und SChef Schmelz vom Bautenministerium legen
mir als Bezirksobmann der Landstrasse ein neues Projekt vor. Danach
würde die Rennweg-Kaserne nicht, wie jetzt beabsichtigt, 1/3
Bundes-Unterkünfte, 1/3 Wohnungen und 1/3 Park, sondern der Bund
sich aus diesem Projekt überhaupt zurückziehen und die notwendigen
Gebäude auf dem bis jetzt nur für die Universität gemieteten Eck
Landstrasser Gürtel – Aspangbahn Schnellbahn untergebracht werden.
Ich bin mit dieser Lösung natürlich sofort einverstanden und er-
kläre, dass ich überzeugt bin, auf der Landstrasse wird es keinen
Mandatar geben, ob ÖVP, SPÖ, ja nicht einmal Freiheitlicher, der
gegen eine solche Lösung etwas einzuwenden hätte. Die Landstrasse
braucht ein Bezirkszentrum, die Universitätsgründe auf dem anderen
Teil können sicherlich alles unterbringen, wenn Firnberg zustimmt.
Meine Angst, die ich habe ist, dass trotzdem Schmelz erklärt, sie
soviel Universitätsneubauten jetzt durchführen, dieses Gebiet
vom Firnberg-Ministerium 100%ig verlangt werden wird. Ich verspreche
den beiden mit allen Landstrasser SPÖ-Mandataren darüber nicht
nur zu reden, sondern sie auch für dieses Projekt zu begeistern.

Czernin erkundigt sich bei mir, was über die Baukontrolle der Ver-
hundgesellschaft entschieden wurde. Ich verweise ihn diesbezüglich
an Dr. Wais, der mit ihm dann eine längere Aussprache darüber hat.

Czernin teilt mit, dass durch Streit zwischen einem ÖVP-Bürgermeister
in NÖ und einem SPÖ-Bürgermeister in der Steiermark, der allerdings
viel zugänglicher sein soll, der Erlaufsee biologisch umgekippt ist.



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Da vom Standpunkt des Fremdenverkehrs wir an einer Sanierung
dringendst interessiert sind, bringe ich Czernin mit Würzl zu-
sammen, um dieses Problem gemeinsam anzugehen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte erkundige Dich, wie es hier weitergehen
soll.

Der sowjetische Handelsrat Nikolaenko wünscht unbedingt, dass
Fälbl nach Moskau fährt, um die Gemischte Kommission vorzubereiten.
Schweren Herzens gelingt es, ihn umzustimmen und da Patolitschew
sicherlich nicht zur Gasleitungsfeier kommt, dafür den Österreich-
Referenten Simakow zu entsenden, wodurch die Besprechung in Wien
stattfinden könnte.

Klubobmann Fischer, dem ich über die Entsorgung berichten möchte
und mit dem ich beabsichtigte am Sonntag eine Aussprache, die ich
aber dann wegen anderen Verpflichtungen verschieben musste, kommt
Gott sei Dank so spät, dass ich ihm bereits den letzten Stand
aus der Amerika-Delegation mitteilen kann. Dr. Hirsch hat unmittel-
bar nach seiner Rückkunft mir dezidiert erklärt, dass die Amerikaner
eine Lagerung, welcher Art immer, im Nahen Osten, worunter sie
Israel und expressis verbis auch Ägypten verstehen, nicht in Frage
kommt. Da der bilaterale Vertrag zwischen Österreich und Amerika
vorsieht, dass die Amerikaner jedweder Verwendung des Urans oder
abgebrannter Brennstäbe zustimmen müssen, scheidet Ägypten also
vollkommen aus. Fischer und ich haben vor der Vorbesprechung Kreisky
über die weitere Vorgangsweise informiert. Kreisky wieder spricht
sich ganz entschieden gegen eine Lagerung im Iran aus, weil er mit
Recht befürchtet, dass wir dann die gesamte Opposition gegen den
Schah auf uns lenken werden. Momentan sehe ich keine Möglichkeit,
ein Entsorgungskonzept, da auch die Gespräche der GKT mit österr.
Bürgermeistern und Gemeinden nicht recht vom Fleck kommen, vorzulegen.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte lass Dir jetzt einmal genau über die
einzelnen österr. Gemeinden berichten, die dafür in Frage kommen.

In der Ministerratsvorbesprechung berichtet Kreisky über die letzte
IFES-Umfrage. Dabei hat sich herausgestellt, dass am unbeliebtesten
eine kleine Koalition sowohl SPÖ, Freiheitliche als auch ÖVP, Frei-
heitliche wäre. 52% glauben, dass Götz mit Taus eine Koalition machen


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könnte, 66% aber halten es sehr – und eher wahrscheinlich – dass
die SPÖ, d.h. eigentlich, wie sich dann herausstellt, Kreisky,
die absolute Mehrheit bekommt. Kreisky selbst versucht nur immer
wieder seine Person, selbst bei einer Berichterstattung, nicht
in den Mittelpunkt zu stellen, obwohl uns allen klar ist, dass
die SPÖ ohne ihn gar keine Chance hätte. 20% halten es eher unwahr-
scheinlich, dass Kreisky nicht die absolute Mehrheit bekommt. Das
Verhältnis Kreisky – Partei zeigt am besten die Klassifikation. Er
hat 2.49, die Partei 1.82, ja sogar die Regierung mehr, nämlich
1,91. Taus mit 0.67, die ÖVP mit 1.02, Peter mit 0.41, die Freiheit-
lichen mit 0.25. Wirklich überraschend ist, dass auf ersten Anhieb
bereits Götz mehr als Peter hat, nämlich 0.76. Das berühmte Orakel,
wie wählen Sie nächsten Sonntag, gibt wieder 45, 39, 5, 11. Wenn
man die Unentschlossenen halb – halb aufteilt, was möglich ist,
dann hätten wir wieder die absolute Mehrheit. Viel interessanter
aber ist, dass der Begriff Sozialdemokratie positiv mit 59% gewertet
wird, dagegen Sozialismus, damit auch Sozialistische Partei, nur
mit 46%. Dass die Kommunisten negativ waren, war bekannt, aber minus 75%
ist wirklich ein furchtbar schlechtes Image. 47 wollen eine Regierung
Kreisky, Taus/Götz nur 29, keine Angaben 24. Interessant ist, dass
selbst von den Volkspartei-Sympathisanten nur 68 eine Taus-Götz
Regierung wollen, von den Freiheitlichen auch nur 66%. Wenn man
bei den eigenen Anhängern nur 2/3 für eine Lösung hat, so zeigt sich
die gute Strategie Kreiskys, jetzt gegen den Bürgerblock Stellung
zu nehmen.

Schlecht liegen wir, wie er später dann mitteilt, durch die Kern-
kraftwerksdiskussion. 1 1/2 % würden wir bei unseren Sympathisanten
verlieren, 3% bei den anderen. Alle fürchten sich vor dem Kern-
kraftwerk. Das einzige Argument, das noch einigermassen geht, es
steht schon – und es muss deshalb irgendetwas geschehen. Nur 8%
halten es für das sicherste Kernkraftwerk. Niemand glaubt also den
Technikern. 37 wünschen, man sollte alternative Energien suchen.
14% halten eine Betriebsaufnahme für falsch. 14% – und dies ist ein
sehr hoher Prozentsatz – würden auch an Demonstrationen gegen das
Kernkraftwerk teilnehmen. 6% würden die Partei wechseln, wenn es
in Betrieb geht resp. ihr Wahlverhalten überlegen. Tatsächlich
stimmen nur 57% zu, wogegen 20% sich als harter Kern als Kernkraft-
werksgegner deklarieren. Auf die Frage Kreiskys berichtet Fischer,


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dass er glaubt, einen einstimmigen Ausschussbericht zustande
zu bringen, wo allerdings jede einzelne Partei über ihren Stand-
punkt referiert. Eine Entschliessung würde dann nur mit den
sozialistischen und Volkspartei-Stimmen gefasst werden können.
Darin würde die Regierungsverantwortung festgehalten und doch
die Kernkraft, wenn die Sicherheit und Entsorgung gelöst ist,
zugestimmt. Für's letztere sehe ich allerdings jetzt beim besten
Willen jetzt keine Lösung.

Kreisky meint, es dürfte jetzt keine weitere Belastung mehr bis
zu den nächsten Jahren, Oktober 1979, kommen. Androsch erklärt,
dies sei alles von ihm zeitlich so abgestimmt, dass jetzt mit
grösster Wahrscheinlichkeit keine wie immer geartete neue Be-
lastung mehr notwendig sei. Kreisky teilt mit, dass er mit dem
US-Präsidenten der Firma Piper ein Assembling in Wr. Neustadt
mit der letzten einmotorigen Type vereinbart hat. Piper betreibt
auch Ostgeschäfte und bezieht Aluminium aus Polen. Den Vertrieb
wird weiterhin Piper durchführen, da es sich nur um ein Assembling
handelt. In weiterer Folge können dann vielleicht Teile auch in
Österreich produziert werden. Aus der Arbeitsmarktförderung bräuchte
man eine Umschulung für 100 bis 150 Beschäftigte. Später werden
maximal 250 beschäftigt sein. Das ganze Projekt läuft noch strengst
vertraulich, wurde aber bereits auch von den österreichischen Banken
finanziert.

Im Zusammenhang mit dem Slowenenproblem wird neuerdings von Kreisky
verlangt, dass die Arbeitsbeschaffungsmöglichkeiten, insbesondere
im Bezirk Völkermarkt, verbessert werden müssen. Mit der Kärntner
Landesregierung wird jetzt eine Aussprache über die Unterstützungs-
möglichkeit stattfinden.

ANMERKUNG FÜR BURIAN: Bitte die Leistungen für Kärnten von allen
zusammenstellen lassen.

Die Arbeiterkammer, Lacina, hat angeregt, eine Kapitalauffangsgesell-
schaft zu gründen. Androsch hat dagegen grösste Bedenken und auch
Kreisky ist dagegen. Ich selbst muss zugeben, dass eine solche
Konstruktion in Österreich wahrscheinlich wirklich dazu führt,
dass die Betriebe, bevor sie zusperren, wo kaum mehr etwas zu
machen ist, dieser Gesellschaft überantwortet und dann, da der Staat


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sich ja daran beteiligen muss, womöglich dieser für die end-
gültige Schliessung dann verantwortlich gemacht wird.

Die Firma Trautenberger, Purkersdorf, müsste jetzt den Betrieb
schliessen, weil die Volksbank nicht mehr bereit ist, die Löhne für
die 180 Beschäftigten vorzufinanzieren. Mühlbacher hat mit der
Zentralsparkasse gesprochen, doch wollte Kreisky, dass Gehart dies
direkt erledigt.

ANMERKUNG FÜR PLESCH: Erkundige Dich, ob wir helfen können.

Die Sommerzeit, welche von allen gewünscht wird, sollte jetzt im
nächsten Jahr eingeführt werden. Lausecker erklärt, er müsste deshalb
bis Ende Mai einen endgültigen Beschluss haben, damit die Fahrpläne
zeitgerecht umgestellt werden können. Wenn die Deutschen sich dazu
entschliessen, würde es selbstverständlich sofort auch in der Schweiz
und in Österreich geschehen. In Deutschland ist angeblich der DGB,
d.h. der Gewerkschaftsbund dagegen.

ANMERKUNG FÜR WAIS: Versuche herauszubekommen, was Deutschland
machen wird.

Kirchschläger teilt mit, dass er vom 3.–10. November
nach Rumänien fahren wird. Pahr und Staribacher sollen ihm be-
gleiten.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte Termin fixieren.

Über die Behinderten-Unterstützung gibt es eine lange Diskussion,
weil Kreisky insbesondere für die Kinder mehr Unterstützung wünscht,
die Kompetenz bei den Ländern liegt, diese sehr wenig machen, das
Sozialministerium aber jetzt schon einen Teil durch geschützte
Werkstätten, durch sonstige Zuwendungen, teils auch im Einvernehmen
mit den Ländern, sehr wohl Leistungen erbringt. Kreisky wird den
Ländern vorschlagen, man soll einen gemeinsamen Fonds schaffen.

Bezüglich des Jahresprogrammes ERP wird festgelegt, dass die E-
Wirtschaft doch die 100 Mio, die das Büro gestrichen hat, bekommen
wird. Der Ministerratsvortrag morgen wird daher zurückgestellt.



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ANMERKUNG FÜR MARSCH: Bitte unmittelbar mit ERP-Büro die
Korrektur vornehmen.

Pahr berichtet, dass die argentinische Regierung ein Regierungs-
mitglied zur Schlussveranstaltung eingeladen hat und meint sofort,
dies werden wir ablehnen. Kreisky ist da nicht derselben Meinung,
sondern sagt, das muss man überprüfen, weil die Fussballfanatiker,
und solche gibt es sehr viele in Österreichs, dies vielleicht nicht
verstehen würden. Wenn ich mir die Diskussion auf der Wiener Konfe-
renz vom Samstag vorstelle, so kann ich mir ausmalen, was unsere
jungen Leute gegen eine solche Teilnahme mit Recht einwenden werden.
Ob jemand fährt, wird aber letzten Endes, glaube ich, davon abhängen,
ob andere Regierungen wirklich fahren, wieviele dies sind und
wie die österreichische Mannschaft abschneidet. Sinowatz machte
die humorvolle Bemerkung, schuld sind die österreichischen Fuss-
ballspieler, weil sie sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert
haben.

42_0435_03

Tagesprogramm, 24.4.1978

42_0435_04

hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


GND ID: 1017902909


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: WIFO
    GND ID: 139944265


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Außenhandel BWK


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Redakteur, Schweizer politische Korrespondenz


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: MR HM


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Beamter HM


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Unterrichtsminister


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: Vizepräs. BHK, Präs. FWV


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
                      GND ID: 118723189


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Hersteller von Verpackungen, KR


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Reg.R HM


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Wissenschaftsministerin
                            GND ID: 11869104X


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: FPÖ-Obmann


                              Einträge mit Erwähnung:


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  GND ID: 125942052


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Beamter HM


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Grazer Bürgermeister, FPÖ


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Verkehrsminister


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Pressereferent HK


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Leiter Hauptverwaltung "westl. Länder" sowj. Außenhandelsministerium


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: MR, Leiter Gruppe FV u. Gewerbeförd. HM


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                                                  Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


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                                                    GND ID: 13847284X


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: sowj. Handelsrat


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: sowj. Außenhandelsminister


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Kabinett Staribacher


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                                                            Tätigkeit: Beamter HM, u.a. zuständig f. Protokollfragen


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                                                              Tätigkeit: Obmann SPÖ Innere Stadt, BRO Wr. Elektrizitätswerke


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                                                                Tätigkeit: -obmann


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                                                                  GND ID: 118756265


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: Vermittler von Geschäften, öst. Generalkonsul in Seoul, Südkorea


                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                                      GND ID: 118566512


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
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                                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                                          Tätigkeit: Finanzminister
                                                                          GND ID: 118503049


                                                                          Einträge mit Erwähnung:
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                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                                Tätigkeit: SC Bautenministerium


                                                                                Einträge mit Erwähnung:


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