Samstag, 3. Dezember 1977
Die Überreichung der Grubenwehrehrenzeichen soll zu Barbara
nicht mehr im Ministerium, sondern bei den Betrieben erfolgen.
Die Idee ist sehr gut, sofern es sich um Betriebe in der Nähe
Wiens handelt. Diesmal war es ein Bohrbetrieb der ÖMV in Gänsern-
dorf. Vorher hatte ich Gelegenheit, in Auersthal die Gasleitzen-
trale zu besichtigen. Diese hat dieselbe Funktion, wie der Bundes-
lastverteiler nur ist sie sehr modern und zweckmässigerweise im
Gasfeld und nicht wie der Bundeslastverteiler in Wien. Anschliessend
besuchten wir die neue Tiefbohrstelle in Zistersdorf. Dort hofft
man bis 7.000 m bohren zu können und auf Öl oder zumindestens auf
Gas zu stossen. Dafür wird man mindestens 150 Mill. S aufwenden
müssen. Dir. Meszaros sagte zu Recht, das verdanken sie der
OPEC. Durch die hohen Rohölpreise hat die ÖMV entsprechende Ge-
winne, um zum drittenmal jetzt zu versuchen, in solche Tiefen
vorzustossen. Meszaros hat auch wegen Dr. Sartori, Spacetec, mit
Dr. Fremuth, Girozentrale, gesprochen. Diese Firma braucht ein
Unternehmenskonzept und einen kaufmännischen Berater. Sekt.Chef
Frank stimmte mit dieser Meinung überein und erklärte sich
bereit, sie entsprechend zu beraten. Unter den Ausgezeichneten
befanden sich auch ein Bergmann aus Fohnsdorf, der einen Bergmann,
der verschüttet war, durch persönlichen Einsatz das Leben rettete.
Er erzählte mir, dass er sich zur Umschulung gemeldet hat und
hofft, dass alles gut über die Bühne gehen wird.Abends sah
ich durch Zufall Zeit im Bild, mein Interview über den Elektrizi-
tätspreis war verheerend, viel zu lange Sätze, viel zu kompliziert.
Warum man mich nicht schon längst auf diese geschwollene Art
und Sprache aufmerksam gemacht hatte, verstehe ich nicht. Wenn ich
mir vorstelle, wie ich vor meiner Ministerschaft locker und
natürlich im Fernsehen gesprochen habe, so kann ich zwar erklären,
wie ich durch den Stress und ich weiss nicht, was noch alles der
Grund ist, jetzt schlecht spreche, doch diese geschwollene Sprache
sehr schnell ablegen muss. Komplizierte Probleme werden nicht
besser und leichter erklärt, wenn man sie mit komplizierten
Schachtelsätzen darstellt. In Hinkunft bitte ich alle, mich
stets daran zu erinnern. Für Fernsehaufzeichnungen muss es möglich
sein, sich entsprechend zu konzentrieren und nicht mehrere Gedanken
in eine Satz hineinzupacken oder gar nur halbe Sätze zu sprechen.
Ich hoffe, hier gilt auch der Grundsatz, Erkenntnis ist der erste
Weg zu Besserung.
Tagesprogramm, 3.12.1977