Samstag, 12. November 1977 UND Sonntag, 13. November 1977
Ein längerer Spaziergang mit Heinz Fischer und Heinz Kienzl
oder wie wir sie immer bezeichnen: Heinzileben und Heinzimann,
gab uns zwar die Gelegenheit, über die politische Situation
und insbesondere auch die parlamentarische Arbeit eingehend zu
diskutieren. Die einzige wirkliche interessante Frage von Kienzl
war, ob er tatsächlich Prof. Koren als nächsten Nationalbank-
präsidenten bekommen wird. Sowohl Fischer als auch ich waren
der Meinung, dass dies mit grösster Wahrscheinlichkeit anzu-
nehmen ist, doch hat Kreisky sich in keiner Beziehung bis
jetzt festgelegt oder eine dezidierte Erklärung abgegeben. Aus
dieser konkreten Situation kann man ermessen, wie sehr Kienzl
und Kreisky aufeinander broiges sind, denn vor nicht allzu
langer Zeit hätte Kienzl in diesem Fall durch entsprechende
Informationsweitergabe an Kreisky sei es seiner Studiengesell-
schaft oder irgendeiner Detailinformation von der ÖNB
längst schon von Kreisky eine bessere umfassendere Meinungs-
äusserung gehört als Fischer und ich. Übereinstimmend stellten
wir fest, dass Koren ein wesentlich aktiverer und für Kienzl
auch härterer Präsident sein würde als Kloss. Kienzl geniert
dies nicht, er behauptet sogar ganz im Gegenteil, er wäre damit
sehr einverstanden. Koren wird ihn dann allerdings seine
Freizügigkeit und ganz besonders seine in der letzten Zeit
auffallend zugenommene Information der Öffentlichkeit sehr
bald abstellen.
Die Immerhin ein halbes Dutzend zählende Vietnam-Delegation
wurde von Eisenberg und seinem Schwiegersohn, der extra von
London eingeflogen ist, sowie von unserem Botschafter in Frank-
reich Eiselsberg und mir am Flughafen Schwechat abgeholt.
Überrascht war ich, als ich im Imperial feststellen musste, dass
Eisenberg ihnen die Kaiser-Suite bestellt hatte. Der vietname-
sische Delegationsführer wird dies kaum zu schätzen wissen.
Wenn dies die anderen Minister aus den Oststaaten erfahren,
würde ich direkt Protokollschwierigkeiten bekommen In dieser
Suite wohnen normalerweise nur die Staatsoberhäupter von Kirch-
schläger eingeladen oder noch die Bundeskanzler resp. Minister-
präsidenten von Kreisky eingeladen. Eisenberg ist kein Aufwand
39-1300
zu teuer, um zu seinen Geschäftsabschlüssen mit den Vietnamesen
zu kommen. Die erste Besprechung ergab, dass diese die 2,5 Mia. S
Kredit nicht nur voll ausnützen würden sondern darüber hinaus jetzt
noch grosses Interesse hätten ein hydraulisches Kraftwerk zu er-
richten. Der Delegationsleiter interessierte sich nämlich ganz
besonders, wer Pelton-Turbinen erzeugt und möchte daher unbedingt
die Fa. Voith zu seinem verhältnismässig reichen Besuchsprogramm
auch noch besuchen. Darüber einigten wir uns sehr bald. Eisenberg
ist überzeugt, dass die Vietnamesen schon allein auf Grund ihrer
landwirtschaftlichen Produktionssteigerung die Kredite in spätestens
2 – 3 Jahren anstandslos zurückzahlen können. Da momentan die
Amerikaner, Japaner und Franzosen in diesem Land noch nicht zum
Zug kommen, hätte Österreich eine einmalige Chance. Die Kontroll-
bank hat schon ihre Kreditrahmen von 60 Mill. S pro Geschäft vor
einiger Zeit auf 100 Mill. S erhöht, jetzt aber stehen konkrete
Projekte wie z.B. Steyr-Traktoren-Lieferungen mit 1,6 Mia. S
für einen 3-Jahres-Vertrag zur Debatte. Eisenberg behauptet in
einem Vieraugengespräch, mit den 50 Mill. S Entwicklungshilfe-
Zuschuss des Bundeskanzlers das Traktoren-Geschäft sichermachen
zu können. Für diese Entwicklungshilfe soll eine Mechaniker-Schulung
in Ergänzung der Traktoren-Lieferung und in weiterer Folge Errichtung
einer Traktoren-Fabrik in Vietnam wesentlich erleichtert werden.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Lass bitte büromässig klären, wie die Finan-
zierung im einzelnen erfolgen wird.
Tagesprogramm, 13.11.1977