Sonntag, 23. Oktober 1977
Die Kronen-Zeitung hat eine Grssaktion über das Thema Bergerlebnis
gestartet. Schon bei der Klubtagung in Villach hat mich der zu-
ständige Redakteur Kindermann, wie es jetzt mit dem Sommerfremden-
verkehr weitergehen soll, gefragt und wie diese von Kienzl und
mir entrierte Aktion starten sollte. Um entsprechende Story zu
bekommen, hat die Kronen-Zeitung auch den Alpenverein, die Natur-
freunde, die Bundeshandelskammer, Sekt.Obmann für Fremdenverkehr
Komm.Rat Scheiner, die ÖFVW und nicht zuletzt das Handelsministerium
zu einer Partie auf den Schneeberg eingeladen. Bei diesem
Tagesausflug hatten wir Gelegenheit, sehr eingehend über die Problem
des Sommertourismus zu sprechen. Übereinstimmend stellten wir
fest, dass für den Hochtourismus nur 3–5 % in Frage kommen
und dieser daher für uns nicht entscheidend sei. Wirklich notwendig
ist es nur, die Bergwanderer, auch wenn sie nur bis zu Schutz-
hütten in den Alpen vordringen, entsprechend zu führen und zu
beschützen. Zu diesem Zweck hat Prof. Morawetz von den Naturfreunden
vorgeschlagen, es möge entsprechende Ausbildung von Lehrwarten
erfolgen. Der Alpenverein hat aber richtig dazu festgestellt,
dass die Bezahlung dieser Lehrwarte geklärt werden müsse. Die
Lehrwarte haben derzeit in den Alpenvereins- und auch Naturfreunde-
Organisationen nur Kostenersatz, d.h. sie bekommen für ein
Wochenende 200.– S. Die Bergführer dagegen können auf den zehn-
fachen Betrag als Entlohnung kommen. Deshalb gibt es zu wenige
Lehrwarte, denn jeder, wenn er sich schon für die Bergsteigerei
als Führer interessiert, versucht sofort Bergführer zu werden.
Hier müsse eine Änderung der Ausbildung oder besser gesagt, eine
breite Basis der Lehrwarte gefunden werden. Ausserdem müsse
man dann die entsprechende Bezahlung regeln. Da einige
Redakteure auch mit von der Partie warne, ergab sich natürlich auch
dann eine besondere Diskussion, was das Handelsministerium zu tun
gedenkt. Vorerst erklärte ich, müsse die Studie, die die OeNB
aus dem Jubiläumsfonds bezahlt, abgewartet werden. Erst wenn
wir dort wissen, wer aller zu dieser Aktion beitragen kann, wie
wir sie sozusagen kommerzialisieren können, ähnlich wie
dies beim Skisport im Winter jetzt der Fall ist, dann können wir
konkrete Projekte aufstellen. Vorerst müssen wir aber auch wissen,
was die ausländischen Gäste wünschen. Zu diesem Zweck wird auch
eine Meinungsumfrage erfolgen. Der verantwortliche Redakteur
38-1212
Kindermann war mit dem Ausflug sein zufrieden, ausserdem war
noch von der Kronen-Zeitung Red. Wailand mit von der Partie
mit dem ich mich einmal mehr über die Wirtschaftspolitik unter-
hielt und sein Wohlwollen feststellen konnte. Die Kronen-Zeitung
wird angeblich eine grosse Serie jetzt starten, ein Pressefoto-
graf war ebenfalls dabei und die Aktion Bergerlebnis wird deshalb
eine grosse Verbreitung finden. Dringend notwendig wird es, wie
ich jetzt schon festhalten möchte, dass sich unsere Bürokratie
schön langsam darauf einstellt.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte auf Grund unserer gestrigen Erfahrung
Würzl jetzt endlich dazu zu bringen, ebenfalls einen Plan auszuar-
beiten.
Bei der deutschen Handelskammer-Einladung musste ich zu meiner
grössten Überraschung feststellen, dass weder Minister Haiden noch
Minister Ertl aus Deutschland gekommen ist. Wie zu erwarten, wird
ja auch die ganze Veranstaltung letzten Endes von mir als einzigem
Minister zu bestreiten sein. Wie mir der Geschäftsführer der
deutschen Handelskammer Dr. Conrad mitteilte, sei es auch mit
der Auszeichnung von einigen seiner Vorstandsmitglieder daneben
gegangen. Er deutete mir an, dass das Handelsministerium Termine
versäumt hätte resp. Auszeichnungen falsch verschickt.
ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Stelle fest, was hier geschehen ist.