Sonntag, der 5. Dezember 1976

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Sonntag, 5. Dezember 1976

Bei der Einladung zur Möbel-Messeeröffnung nach Wels ist uns
ein grosser Irrtum unterlaufen. Bei ÖMGE-Möbel handelt es sich um eine
Grosseinkaufsgesellschaft von 116 Handelshäusern. Diese haben sich
zusammengeschlossen, haben zwar 1,5 Mia. Schilling Umsatz, jeder einzelne
ist aber nicht stark genug, um den Produzenten besondere Konditionen
resp. Preise abzuringen. ÖMGE wurde vor 10 Jahren von dem Händler
Freiberger gegründet und zwingt die Produzenten jährlich eine Aus-
stellung der Waren zu machen, die vorher zwischen Händlern und den
Produzenten preislich vereinbart werden. Die Produzenten jeder Kund-
schaft nachrenne, gehen sie auf diese Bedingungen ein und müssen auch
Preise akzeptieren, die einzelne Händler niemals erreichen würden.
Aus der BDR waren auch ganz grosse Möbelproduzenten anwesend, die
tausend Schlafzimmer pro Tag erzeugen. In Deutschland ist die Konjunk-
tur auf diesem Sektor jetzt besser als zur Sommerzeit. Die geladenen
Gäste sind nur die Einkaufs....... Mitglieder. Niemand anderer kann die
Messe besuchen.

Mit LR Trauner besprach ich die Strompreiserhöhung bei der OKA. Er
gab mir zu, dass wenn die OKA eine entsprechende Erhöhung bekommt,
auf alle Fälle der Kohlenpreis für die WTK und SAKOG erhöht wird.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mit Burian und Sterk verbinden.

Bei der Staatswappenverleihung für die Steyrermühl versuchte Dir.
Jagsch der kaufmännische und Dipl.Ing. Meindl, der technische Direktor,
mich davon zu überzeuge, dass die Wasserumweltschutzauflagen für sie
unakzeptabel seien. Die Wasserbehörde beabsichtigt eine vollbiologi-
sche Kläranlage vorzuschreiben, was das Ende der Fabrik wäre. Die von
der VÖEST entwickelte Laugenverbrennungsanlage funktioniert noch immer
nicht. Fast 3 Jahre wird jetzt daran herumgebastelt. Der Chemikalien-
verbrauch ist viel zu hoch, im Prozess bleiben zur Verbrennung viel
zu viel Chemikalien und das Endergebnis ist, dass die Anlage jetzt
wieder steht, weil riesige Korrosionen auftreten. Unerklärlicher
Weise entsteht schwefelige Säure. Da diese kontinuierliche Anlage
wahrscheinlich auch in Hinkunft kaum richtig funktionieren wird,
errichtet die VÖEST jetzt einen diskontinuierlichen Kocher. Die
kontinuierliche Anlage soll 140 Tonnen pro Tag verarbeiten, läuft,


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wenn sie überhaupt läuft, nur mit 90 Tonnen maximal, das andere
muss durch diskontinuierliche Kocher wie jetzt ergänzt werden. Das
Anlagengeschäft muss schrecklich defizitär für die VÖEST sein. Steyrer-
mühl hat in den letzten Jahren überhaupt nur 1974 ein positives
Ergebnis gehabt. Alle anderen Jahre waren Verlustjahre, die BAWAG
als Eigentümer zahlt deshalb schwer darauf, auf die Kredite müssen
ständig hohe Zinsen und Rückzahlungen geleistet werden, mit einem
Wort die Papierfabrik Steyrermühl ist ein Sorgenkind. Nicht nur
des Besitzers, sondern auch der Wasserrechtsbehörde und vor allem
auch Strukturproblem des Papiersektors. Beide Vorstände, aber auch
die Betriebsräte die anwesend waren, haben sich ganz entschieden gegen
das Sulfatprojekt ausgesprochen. Sie befürchten eine Erhöhung der
Schleifholzpreise, eine schlechtere Versorgung mit Rohstoff für
Steyrermühl und vor allem eine Überkapazität an Sulfitzellstoff.
Letzteres musste ich ihnen bestätigen, da ich persönlich überzeugt
bin, obwohl sie dies nicht sagten, dass in Hinkunft in der Produktion
der Papierverarbeitung der Sulfatzellstoff eine bessere Chance haben
wird als jede Sulfitzellstoff-Fabrik. Interessant ist noch, dass bei
Steyrermühl eine ganz kleine Werkstätte mit einen Beschäftigten
existiert, der noch handgeschöpftes Büttenpapier herstellt. Er war
sehr erstaunt und überrascht, aber ich auch, dass mir dieses Schöpfen
verhältnismässig sehr gut gelungen ist. Allerdings habe ich zuerst
sehr genau zugesehen, wie er versuchte meiner Frau das beizubringen.
Ein handgeschöpftes Büttenpapier stellt sich auf 7.– Schilling pro Blatt
Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Form, die er sich
auch selber macht – er ist ein gelernter Schlosser – verhältnismässig
sehr viel Arbeit verlangt. Die Auflage ausserdem ist natürlich
äusserst begrenzt. Nur wenige leisten sich diesen Luxus.

Tätigkeit: MR, Büro des Bundesministers


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    Tätigkeit: MR HM


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      Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


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        Tätigkeit: oö. ÖVP-LR


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