Samstag, 27. November 1976
Die ÖMV hat von der Internationalen Atombehörde Grümm für die
Journalisten in ihr Erholungsheim am Semmering eingeladen. Dort
macht sie ständig einmal im Jahr ihre Bilanzbesprechung und an-
schliessende Presseinformation. An dieser wollte Bauer nicht, dass ich daran
teilnehme. Der Vortrag war, da er sich mit Atomfragen beschäftigte,
nicht nur für mich sehr interessant, sondern auch die Journalisten
zeigten reges Interesse. Grümm fragte mich vorerst ob er eine gewisse
technische Information der Leute voraussetzen kann. Da die Journalisten
jetzt in den letzten Jahren ständig mit der Antiatomkampagne, ganz
egal ob sie Wirtschaftsinnenpolitiker ja sogar Aussenpolitiker
sind, konfrontiert werden, haben die, die sich zumindestens in der
Diskussion gemeldet haben, mindestens so viel Kenntnisse gehabt als
ich selbst. Grümm hat hauptsächlich über die Entwicklung der Uranpreise
der Anreicherung, der Wiederaufbereitung und nur ganz am Rande über
die Endlagerung gesprochen. Da ich von ihm wegen der deutschen Wieder-
aufbereitung und teils wegen unseres Atomkraftwerkes Tullnerfeld
angesprochen wurde, meldete ich mich doch unmittelbar nach seinem
Referat. Da für mich eindeutig feststeht, dass Tullnerfeld frühestens
März 1978 in Betrieb gehen wird, habe ich um den Atomgegnern nicht immer
das Argument zu geben, sie haben nicht einmal mehr Zeit über alles zu
diskutieren, diesen neuen Betriebsbeginn der Presse mitgeteilt.
Ich erklärte auch dezidiert dass das Gesundheitsministerium als Geneh-
migungsbehörde die Endlagerung als Voraussetzung für eine Betriebs-
genehmigung betrachtet. Auch für die Wiederaufbereitung gibt es der-
zeit noch keine entsprechenden Vereinbarungen, Die Deutschen würden
maximal Mitte der 90er Jahre ihre Reprocessing-Anlage fertig haben.
Mit Meszaros unterhielt ich mich über die finanziellen Aufwendungen
für die Entschwefelung von Heizöl und den nächsten finanziellen ......
der ÖMV. Der Cashflow, derzeit 2.9 Mia., wird in den nächsten 2 Jahren
auf 3.1–3.3 steigen. Trotzdem wird eine ungeheure Finanzierungs-
lücke in 2–3 Jahren durch die Investitionen führen. Die zweite
250.000, Ausbaustufe Ethylenanlage 3 Mia. Schilling, die VAG-Gasleitung
ebenfalls 3 Mia., 1.5 Mia. für die Entschwefelung und Ausbau der
Raffinerie und 800 Mio. Schilling für Lager. Meszaros als General-
direktor wird wesentlich mehr konkrete Verhandlungen führen und glaube
ich wesentlich kooperativer sein. Andeutungen und Blabla von Bauer
und Feichtinger fallen da sichtbar ab.