Samstag, 4. September 1976
Der Besuch auf der Welser Messe war für mich sehr lehrreich.
Obwohl ich von Castiglione bereits um 4 Uhr weggefahren bin,
konnte ich durch die Aufenthalte an der Grenze erst um 3 Uhr nach
Wels kommen. Damals als ich ihnen zusagte, ich würde die Welser
Messe besuchen, hatte ich so beiläufig gesagt, um 3 Uhr werde
ich hier sein. Zu meiner grössten Verwunderung war dort um 3 Uhr
tatsächlich der Bürgermeister Spitzer, LR Neuhauser, der Präsident
der Messe, und andere Honoratioren mit Musikkapelle bereits ange-
treten. Ein Glück muss man haben, dass ich das wirklich bis
3 Uhr geschafft habe. Auf der Messe waren ein ungeheurer Publikums-
andrang. Der Bürgermeister versicherte mir, dass sie heuer leicht
über 1 Mill. Besucher kommen. Eine solche Besuchermasse gibt es nicht
einmal auf der Wiener Messe. Der Hinweis, dass es sich dabei immer
auch um eine Abendveranstaltung handelt, denn der Lunapark, wie
man jetzt sagt, ist ja bis früh meistens offen, ist in dem Fall
nicht zutreffend. Diese Argumentation der Wiener geht deshalb
daneben, weil auch für die Abendveranstaltung man 10.- S Eintritt
zahlen muss. Da die Messe nur 30.- S kostet, kommen sicherlich
die meisten vorher zu einem Messebesuch. Die Aussteller versicherten
mir auch, dass es in Wels ein ungeheuer kauffreudiges Publikum gibt.
Die Messe wird ein voller Erfolg für die Aussteller, aber auch für
die Messeleitung. Die Fleischhauer und die Bäcker haben eine Sonder-
ausstellung, wo sie die Herstellung von Würsten und von Feinbackwaren
und Brot zeigen. Auch dort war ein riesiger Verkauf. Wir trafen
auf der Messe auch Taus, der mit Ratzenböck gerade die Welser
Messe besuchte. Neuhauser sagte zu mir, er hat das Gefühl, dass
Ratzenböck als Generalsekretär nach Wien berufen wird. Ich machte
Taus und Ratzenböck gegenüber diesbezüglich Andeutungen und beide
lächelten nur vielsagend. Der LH von Wien, Bgm. Gratz, war vormittags
auf der Messe und hat mit Hintschig sowohl Spitzer als Neuhauser
zugesichert, dass jetzt die Spannungen zwischen Wien und Wels
beseitigt sind. Wenn die Wünsche der Welser als internationale
Landwirtschaftsmesse von den Wienern nicht endgültig und befriedigend
gelöst werden, dann wird sich Gratz selbst einschalten. Ich hoffe,
dass Hintschig jetzt bei den beginnenden Endverhandlungen mit Wels
zu einer positiven Lösung kommt. Gratz hat ja jetzt mehr oder
minder schon in Anwesenheit von Hintschig diese Erklärung abge-
geben.