Freitag, 23. Juli 1976
Beim Jour fixe AK und ÖGB fragt Kienzl was diese Institutionen
zur Überführung des ERP-Fonds, sei es in den EuE-Fond oder in
der Investkredit sagen. Kienzl befürchtet, daß die Einflußnahme
des ÖGB durch die Zusammenlegung verschwinden würde. Jetzt hat
doch der Vertreter des Gewerkschaftsbundes die Möglichkeit, bevor
der ERP-Kredit gegeben wird, zu prüfen, ob die Firma Betriebs-
räte hat, d.h. das Arbeitsverfassungsgesetz eingehalten wird,
indirekt kann damit auf die Organisation der zuständigen Gewerk-
schaft in den Betrieb Einfluß genommen werden. Die Regierung
wieder hat ein wirtschaftspolitisches Instrument wo sie gewisse
Investitionslenkung vornehmen kann. Im Eigenblock, das die Amerika-
ner mit Gesetz abgesichert haben, kann keinerlei Manipulation
vorgenommen werden. Im Nationalbank-Block, derzeit 5 Milliarden,
hat die Regierung die Möglichkeit, durch einfaches Gesetz diesen
Betrag zu erhöhen. Kienzl fürchtet, daß das Finanzministerium
einer Reorganisation des ERP-Fonds den Banken gegenüber Konzes-
sionen macht. In der Industriekommission wurde zur Finanzierungs-
frage ein Unterausschuss eingesetzt, den Androsch bis jetzt noch
nicht einberufen hat. Der ehemalige Sekretär von Adrosch, Vranitzky
jetzt Gen.Dir.-Stellvertreter der Creditanstalt, müßte entsprechende
Vorarbeiten leisten. Wir im Handelsministerium haben nur, dies
schon vor einigen Jahren, im sogenannten Kapral-Ausschuss ein-
heitliche Formulare für alle Kreditansuchen vorbereitet, wir kommen
überein, dieses bei der nächsten Industriekommission vorzulegen.
Die Schrottpreiserhöhung 7 1/2 % um das Aufkommen mit Schrott zu
sichern, wird akzeptiert. Die Arzneimittelpreise sollen unbedingt
in der Preiskommission bleiben, auch dann, wenn Einzelanträge
gestellt werden. Bis jetzt war es so, daß Einzelanträge von einem
Beamten im Gesundheitsministerium allein behandelt wurden und die
Konsumentenvertreter fürchtet, daß hier zu großzügig vorgegangen
wird und wurde. Der Wunsch des Gusch, kein Schimpfwort, sondern
die Abkürzung für Gesundheit und Umweltschutz, die Preiskommission
auszuschalten, wird unter gar keinen Umständen von der AK und ÖGB
akzeptiert. Bezüglich der Milchpreiskalkulation, resp. Bedeckungs-
rechnung, schlage ich neuerdings vor, außer Trinkmilch alles andere
preisfrei zu machen, da mit Sicherheit anzunehmen ist, daß die
Landwirtschaftskammer dies entschieden ablehnt, bleibt dann noch
der Weg, die amtliche Preisregelung auszusetzen und dafür die
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Produkte außer Trinkmilch in die Paritätische Kommission
zu überführen, dort hätte, wie Blaha zugibt, die Arbeiterkammer
und der Gewerkschaftsbund einen größeren Einfluß als wie in
der amtlichen Preiskommission, er fürchtet, genau so wie ich,
daß Kurzel im Herbst ansonsten die Rechnungen akzeptieren wird
die wesentlich höher sind als die Konsumentenvertreter in der
Paritätischen Kommission zustimmen werden. Ich selbst will und
muß nur aus dem Dilemma herauskommen, das die Handelsvertreter
mich im immer stärkeren Maße attackieren werden, weil die amtlichen
sogenannten sozial kalkulierten Preise, die mittleren und kleineren
Unternehmer ruinieren. Wenn ich die Preisregelung weghabe, dann
obliegt es der Handelskammer, zu sehen, wie sie diesen unaufhalt-
samen Bereinigungsprozeß selbst verantwortet. Jetzt kann sie sich
herrlich auf mich ausreden.
Anmerkung für TIEBER und PLESCH: Bitte mit Arbeitnehmerseite
einen Plan, der streng vertraulich sein muß, ausarbeiten.
Die Nationalbank wird, wie Kienzl vertraulich mitteilt, den
Schilling auf kaltem Wege gegenüber der DM aufwerten. Von 7.15 S
Niedrigstkurs wird auf 7.10 S derzeit, in den nächsten Wochen auf
7.08 S um dann für das Weihnachtsgeschäft auf S 7.05 zu landen,
die DM entsprechend verbilligt. Kienzl erwartet sich eine gewisse
Preisstabilisierung durch diese Maßnahme. Der Fremdenverkehr wird
natürlich schreien, da er eine noch größere Zurückhaltung der
deutschen Gäste bei entsprechenden Ausgaben insbes. der Extras
in Österreich befürchtet. Die Exportwirtschaft wird mit dieser
Entwicklung auch nicht sehr glücklich sein.
Die Erhebung der Landeshauptleute über die Preise im Zusammenhang
mit der Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 18 % ergab, daß in den
meisten Ländern diese Umsatzsteuererhöhung nicht auf die Verbraucher-
preise ganz oder teilweise abgewälzt wurde. Die Erhebung beschränkt
sich allerdings nur auf einige Produkte, ergibt aber ein einiger-
maßen verläßliches Bild. Die Erhebungsmethode ist nur sehr unzu-
länglich, weshalb der Verein für Konsumenteninformation nach der
Herbstmesse eine eigene Erhebung durchführen wird, diese wird
cumputermässig erstellt und ausgewertet. Der Verein für Konsumenten-
information hat bereits jetzt eine vorbereitende Erhebung gemacht,
die von der Nationalbank indirekt bezahlt wird, in dem diese Prof.
Nowotny von Linz zu einer Studie aufforderte, der die entsprechenden
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Unterlagen brauchte. Koppe berichtet darüber und meint, es
müßte auch das Handelsministerium einen höheren Beitrag für das
VKI leisten. Da wir auch heuer wieder den Jahresbeitrag für
das nächste Jahr bereits im voraus zahlen, glaubt Koppe, man
könnte dann schrittweise auf diesen Vorsprung verzichten und
mehr oder minder einen doppelten Mitgliedsbeitrag in einem Jahr
leisten. Ich erkläre sofort, daß dies vollkommen unmöglich ist,
da ich die Vorauszahlung von Mitgliedsbeiträgen und Subventionen
die ich geben muß, brauche, um Budgetreserven für das kommende
Jahr immer wieder zu schaffen. Wenn der Finanzminister einmal
rigoros sparen muß, habe ich die einzige Chance dieses Jahr dann
durch Nichtvorauszahlung der Mitgliedsbeiträge eine finanzielle
Entlastung in meinem Budget herbeiführen zu können. Wenn das VKI
einen höheren Betrag braucht, dann muß sie den Mitgliedsbeitrag
erhöhen, dagegen protestieren sofort wieder die Arbeiterkammer
und der Gewerkschaftsbund. Koppe als Geschäftsführer muß eben
mit dem jetzigen, sehr umfangreichen Budget im Verhältnis zum
70er-Jahr auskommen, dadurch, daß wir denselben Betrag jetzt
als Vereinsmitglied übernommen haben als die anderen vier In-
stitutionen aufbringen, hat er wirklich eine einmalige Ausweitung
erfahren. Ich glaube, daß Koppe auch zufrieden ist, er versucht
halt nur mehr auf jeden Fall zu erreichen.
Schmidt berichtet, daß der ÖGB nach Rücksprache mit der Arbeiter-
kammer den Entwurf für eine Immobilienmakler-Verordnung unter gar
keinen Umständen zustimmt. In der Schlichtungsstelle müßten noch
Kosumentenvertreter aufgenommen werden, für gefährdete Wohnungen
dürfte entweder überhaupt keine Vermittlung vorgesehen sein oder
dann ein besonderer Satz nur zur Verrechnung kommen. Die sogenannten
Substandardwohnungen sind derzeit stärker belastet als der ÖGB
akzeptieren kann. Ich ärgere mich schon ein wenig über diese
Stellungnahme, weil jetzt monatelang verhandelt wurde und ich
eigentlich angenommen habe, daß wir endlich diese Verordnung er-
lassen können. Der ÖGB ist mit seinem Wunsch, geförderte Wohnungen
dürfen nicht vermittelt werden, im Wohnbauförderungsgesetz nicht
durchgekommen. Moser hat dies dort glatt entweder nicht durchge-
setzt oder vielleicht selbst sogar abgelehnt. Jetzt soll über die
Maklerverordnung auf Grund der Gewerbeordnung indirekt dieser Wunsch
des Gewerkschaftsbundes verwirklicht werden. Ich stelle immer wieder
fest, daß scheinbar durch die guten Beziehungen, die ich zum ÖGB
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und der AK habe, diese Kollegen von mir erwarten, daß ich
selbstverständlich die Gewerkschaftslinie 100 %-ig vertrete
und durchsetze, die sie bei anderen Ministern nicht erreichen.
Auf der einen Seite ist dies für mich sehr ehrend und ich könnte
mir auch gar nicht anderes vorstellen, auf der anderen Seite aber
gibt es ganz schöne Schwierigkeiten.
Heindl frägt an, wie wir die freiheitliche Initiative im Herbst
im Parlament abwehren werden. Die Freiheitlichen haben jetzt auf
Grund der neuen Geschäftsordnung die Möglichkeit, Initiativanträge
die sie einbringen, zu erzwingen, daß sie in den Ausschüssen be-
handelt werden. Für das Altöl-Beseitigungsgesetz werde ich plädieren
soll man im Unterausschuß die sachlichen Verhandlungen auf Grund
des Vorschlages der FPÖ aufnehmen. Das Handelsministerium hat hier
den Zeitpunkt versäumt, wo wir initiativ hätten werden sollen. Für
die Nahversorgungsfrage und diesen Wunsch werde ich darauf ver-
weisen, daß die beiden Initiativanträge der SPÖ und der ÖVP jetzt
im Handelsministerium von den Experten des eingesetzten Unteraus-
schußes behandelt werden und daher nichts mehr zusätzliches zu
veranlassen ist.
Bezüglich der Billigstimporte wird Heindl von den Konsumenten-
vertretern ständig wegen der Schöps-Importe gepflanzt. Heindl
verweist in diesen Fall mit Recht, daß gar nicht mehr Mäntel
importieren, sondern in Ebreichsdorf selbst erzeugen. Der Vertreter
der Textilarbeiter-Gewerkschaft Ing. Ettl bestätigte auch Plesch,
daß das Problem, Respo oder die Billigstimporte überhaupt anders
gelöst werden müssen. Jetzt ist die Firma Schöps nicht mehr der
Schuldige. Meiner Meinung nach, wird sogar im Gegenteil die Firma
Schöps in kürzester Zeit durch ihre eigene Industrieproduktion
im Inland bedingt, in die Reihe der Firmen einschwenken, die einen
entsprechenden Schutz verlangen werden. Ich charakterisiere die
Situation ein wenig sarkastisch, mit den Importen und seiner Politik
hat Böhm von Schöps sich das Geld gemacht und jetzt wird er es in
der Industrie wieder verpulvern.
Vizepräsident Moosbrugger von der Salzburger Landwirtschaftskammer
Vertreter des Arbeitsbauernbundes hat bei Weihs und mir eine Aus-
sprache gewünscht, damit er den Salzburger Bauern berichten kann,
was die Regierung beabsichtigt. Der Allgemeine Bauernverband, aber
auch scheinbar der Bauernbund ist an ihn herangetreten um Kampf-
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maßnahmen zu besprechen. Er meinte, er würde zuerst abwarten,
was die Aussprache, insbes. mit Landwirtschaftsminister Weihs
ergibt. Dieser hat ihm, mit einer Deutlichkeit wie ich sie gar
nicht vermutet habe, auseinandergesetzt, daß keine Möglichkeit
besteht, die Preise neuerdings zu korrigieren. Der Milchpreis
wurde ja nicht um 20 Groschen, sondern durch die Erhöhung des
Pauschalsatzes für die Mehrwertsteuer von 6 auf 8 % um 27 Groschen
erhöht. Die Milchanlieferung ist in der Juni-Dekade 1. - 10. um 5,6
10. - 20. um 7 und 20. - 30. um 7,5 % gestiegen gegenüber dem Vorjahr,
trotzdem hat Weihs angeordnet, daß, um die Dürreschäden auszu-
gleichen, die selbe Qualität die im Juni noch zu verzeichnen
war, auch für die Juli-Berechnung als Grundlage genommen wird,
obwohl im Juli zwar nicht die Menge wohl aber die Qualität sehr
gelitten hat. Auf dem Viehsektor wird Weihs nach wie vor Inter-
ventionskäufe starten. In Graz wurde mit 927 Rindern die vierfache
Menge aufgetrieben, in Salzburg rechnet man mit 800, tatsächlich
wurden 1.200 aufgetrieben. Die Bauern haben jetzt scheinbar eine
Kurzschlußhandlung begangen und Vieh vorzeitig abgestoßen. Nach
Meinung Weihs ist Grummet, der zweite Schnitt beim Heu nur um
1 Mio. geringer gewesen, anstelle der normalen 3 Mio. Tonnen wurden
nur 2 Mio. Tonnen geerntet, dafür stehen aber 3.5 Tonnen Stroh zur
Verfügung, die mit Melasse, Sojaschrot und Magermilchpulver ver-
bessert, ein gutes Futtermittel für die Viecher ergeben. Ich
hoffe, daß Weihs mit dieser Politik imstande ist, die Bauern zu
überzeugen, daß diese Regierung wirklich alles macht. Kreisky hat
mit dem Abschluß, den letzten Endes auch die Bauernvertreter
der Öst. Bauernbund zustimmte, wieder einmal bewiesen, welch
politisches G'spür er hat. Ich muß gestehen, daß ich eine Zeitlang
dafür gewesen wäre, die Verhandlung platzen zu lassen als die
Bauernvertreter unter allen Umständen die Erhöhung des Normal-
weizenpreises durchsetzen wollten und letzten Endes auch durch-
gesetzt haben. Die Folgen dieses Scheiterns ja selbst nur des
Unterbrechens der Verhandlungen wären katastrophal gewesen. So
sehr manchmal die Kreisky'sche Politik im ersten Anhieb nicht
zu verstehen ist, z.B. jetzt, wenn er wirklich den S.Chef Pahr
zum Aussenminister macht, der wie die ÖVP jetzt mitteilt, ÖAAB-
Mitglied ist, so sehr muß ich zugeben, stellt sich auf lange
Sicht dann heraus, daß er mit seiner Politik recht hat, ihm kommt
allerdings zugute, daß man in der Politik niemals eine Situation
wie in den Naturwissenschaften, unter gleichen Bedingungen wieder-
holen kann. Wenn ich einen Gegenstand fallen lasse, dann fällt
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er immer wieder und ich kann genaue Messungen vornehmen.
Eine politische Situation wiederholt sich nie, weshalb es
keinen Vergleich gibt, niemand kann deshalb sagen, wie es
gewesen wäre, wenn er anders entschieden hätte oder wenn man
ihn gezwungen hätte, eine andere Lösung zu machen. Es maßstabt
der Richtigkeit, gilt in den Sozialwissenschaften eben nur der
Erfolg. In der Politik der Niederschlag bei den Wahlergebnissen.
Die Verhandlungen mit der irakischen Delegation leitete ich ein,
indem ich auf die ungleichen Verhältnisse zwischen öst. Importen
1975 4,4 Mia gegen öst. Exporte 902 Mio. hinwies. In den ersten
fünf Monaten wurde das Verhältnis noch verschlechtert, da wir
gegenüber dem Vorjahr die Importe von 1 1/2 Mia. auf 3 Mia. erhöhten,
während die Exporte von 368 Mio. auf 311 zurückgingen. Karim er-
widerte sofort, sie seien ein Entwicklungsland und Erdöl würde
grundsätzlich von ihnen nicht in die Handelsbilanz aufgenommen.
Die Iraker hätten an einem neuen Kooperationssystem großes Interesse.
Hier kam von ihm eine politische Erklärung, er meinte nämlich,
dieses System müßte Gleichheit, Gerechtigkeit zwischen den Ent-
wicklungsländern und Industrienationen herstellen. Österreich
verfolge eine Neutralitätspolitik, die insbes. Kreisky als großer
Staatsmann vertritt, damit wird auch die Kriegsgefahr, z.B. der
USA entsprechend eingeschränkt. Die Kreisky-Reise nach dem Irak
hat einen großen Beitrag geleistet und stärkt den Wunsch des
Präsidenten aber auch des Vorsitzenden des Nationalrates. Die
irakische Politik wird daher auch darauf ausgerichtet sein, unter
allen Umständen den OPEC-Sitz in Wien zu erhalten. Die österreichi-
sche Regierung hat sich bei der Rettung der Geiseln vortrefflich
verhalten, dies hat mir Karim schon auf dem Weg vom Flughafen
bei seiner Ankunft versichert, für 20 Mio. Dinar, das sind 120 Mio.
Schilling, d.h. 50 % der österreichischen Exporte, sind derzeit
Geschäfte in Durchführung. Die Iraker erwarten, daß wir ihnen die
Bürgschaft und Sicherheit genau geben, wie wir der Sowjetunion
bei den Gasimporten entgegengekommen sind. Ich klärte Karim auf,
daß auch bei den sowjetischen Ex-und Importgeschäften keine be-
sondere Finanzierung erfolgt, sondern diese über die Österreichische
Kontrollbank allen Ländern gleichmäßig zugänglich ist. Ich werde
mit Haschek von der Öst. Kontrollbank reden.
Nach der Sitzung traute ich meinen Ohren nicht, als die
Vertreterin des Finanzministeriums Frau MR Dr. Herwig-Reichen-
felser zu mir kam und mir mitteilte, sie hätte durch meine An-
deutung sofort Kontakt mit der Öst. Kontrollbank aufgenommen
und festgestellt, daß Haschek erst am Montag zurückkommt. Sie
wird sich dann sofort mit ihm ins Einvernehmen setzen. Eine
solche Initiative von einer Beamtin habe ich während meiner
ganzen Tätigkeit noch nie erlebt, ein fremdes Ministerium ohne
speziell von mir aufgefordert, für mich ein Wunder.
Anmerkung für WAIS: Bitte prüfe, wie ich diese Aktivität
belobigen kann.
Nach unserer erprobten Methode wurde den Irakern wieder Listen
und Spezialbroschüren sowie Unterlagen übermittelt. Karim hat
allerdings sofort festgehalten, er möchte, daß eine wirtschaftliche
und eine technische Unterkommission ohne Anwesenheit der Minister
die Detailgespräche führen sollen. Die einzelnen Projekte müßten
rasch durchgeführt werden, eine moderne Technologie haben und
konkurrenzfähige Preise, erstere erwiderte ich garantiert unser
soziales Klima, keine Streiks, das weitere, daß Österreich Qualitäts-
waren liefert und was die Konkurrenz gegen Preise betrifft, wo
wir nach seiner Meinung zu teuer sind, dürfe er nicht nach den
billigsten Offert, sondern wie dies auch bei österreichischen
Ausschreibungen der Fall ist, nach dem preiswertesten Offert
das Geschäft beurteilen. Karim versicherte, daß die Regierung
sehr wohl alle Anstrengungen der öst. Exporteure unterstützen
wird. Insbes. wurde festgestellt, daß Österreich sehr wohl eine
Finanzierung von vielen Projekten die jetzt von öst. Firmen einge-
reicht wurden, auch garantiert und sicherstellen kann. Bezüglich
der Holzexporte und auch bei einem zweiten Geschäft wendete sich
Karim dagegen, daß die Lieferung über das Mittelmeer erfolgt. Ich
konnte sofort als Frachtweg die Donau - Schwarzes Meer - Türkischer
Hafen ja sogar Basra anbieten. Jetzt erfolgt eine Ausschreibung
für 100.000 cbm Holz. Auf öst. Seite glaube ich, wäre es zweck-
mässig, wenn sich die Exporteure sowie beim ägyptischen Geschäft
zusammenschließen würden.
Anmerkung für WAIS: Bitte laß diese Idee prüfen.
Seibold von der Landwirtschaft mußte von Fälbl einige
Male aufgefordert werden zu den Landwirtschaftsproblem Stellung
zu nehmen, weil er ansonsten nicht mehr zu den Delegationen ins
Ausland eingeladen wird. Dieser fragte nur an, ob es nicht eine
Möglichkeit gäbe, Milchpulver auch bei Ausschreibungen auf dem
öffentlichen Sektor unterzubringen, auf dem privaten Sektor
funktioniert es angeblich gut. Karim meinte, sie hätten mit
Milchprodukten fixe Verträge, doch könnten diese auch geändert
werden. Potocnik von der Obersten Bergbehörde wollte nur wissen
ob es neben Öl auch noch andere Produkte wie Kupfer, Phosphat,
Karbide usw. gäbe die ausgebaut werden und wo man eventuell
als OB helfend einspringen könnte. Karim erwiderte, dies sei
für Phosphor und Schwefel der Fall, allerdings untersteht dies
alles dem Industrieminister. Ok ...sajat hat im Auftrag des
Wasserwirtschaftsministers sich beschwert, daß er Ersatzteile
für Irrigationsprojekte teuer und vor allem zu spät geliefert
werden. Ich ersuchte, da er es nicht wußte, unseren Handels-
delegierten in Bagdad, die Einzelheiten bekanntzugeben, damit
wird dies mit den Firmen besprechen und abstellen. Karim beschwerte
sich wieder, daß der Irak über das Ausland den Wunsch äußerte,
für Häuserbauten Experten zu bekommen, bis jetzt haben sie nicht
einmal eine Antwort erhalten. Der Vertreter des Aussenministeriums
meinte mir gegenüber, daß hätte man an das Bautenministerium
weitergeleitet. Ich bin der Meinung, daß man, auch wenn man nicht
imstande ist den Wunsch zu erfüllen, zumind. in erträglichem
Zeitabstand eine entsprechende Mitteilung den Irakern zukommen
lassen muß. Karim wies sowieso darauf hin, daß man für die Ex-
perten 2.000 Dinar das seien 7.000 Dollar verlange, eine viel
zu hohe Entschädigung wie er meinte. Zum Schluß wies ich noch
darauf hin, daß Heid Stockerau eine Saatgutaufbereitung Silo etc.
in Irak bauen möchte. Der Dir. Dautzenberg hat beim Flug von
Bagdad nach Wien der Delegation schon Detailinformationen geben
können und ich unterstrich nur, daß die Regierung auch daran
großes Interesse hat. Ebenso verwies ich darauf, daß die Tabak-
Regie eine Kooperation mit Irak anstrebt und übergab entsprechende
Prospekte, insbes. mit dem Hinweis, daß ich als Obmann der Lebens-
mittelarbeiter-Gewerkschaft auch für die Tabakarbeiter zuständig
bin.
GD Bauer, der als wichtigster Teilnehmer für den irakischen Import
eine kurze Erklärung abgab wies nur darauf hin, daß sie das
Schulungs- u. Kooperationsabkommen vom Feber 1974 nicht nur erfüllen,
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sondern übererfüllen. Auch ein neuer Rohölverkaufsvertrag
für die nächsten fünf Jahre wurde abgeschlossen. Er beginnt
mit 1 1/2 Mio. Tonnen und endet mit 2 Mio. Tonnen pro Jahr. Die
Preise werden Jahr für Jahr ausgehandelt. Karim beschwerte
sich ganz besonders, daß die Importpreise, d.h. Terms of Trade
nach seinen Berechnungen um 110 % sich jetzt erhöht, resp.
der Terms of Trade sich verschlechtert hat. Ebenso glaubt Karim
sollte Österreich noch mehr Information über die österreichischen
Firmen den Irakern zur Verfügung stellen. Unser Handelsdelegierter
Smrcka verwies darauf, daß 1.000 Firmen in Kontakt mit ihm und
damit mit Irak stehen.
Verwundert hat mich, daß Karim anfangs gleich fragte, ob wir
einen Übersetzer Arabisch-Deutsch haben, ich hätte eher angenommen,
daß er in Englisch evtl. verhandeln will. Zum Glück hatten wir
unseren erfahrenen und erprobten Dr. Zaki, der sich wieder einmal
als selbstlos zur Verfügung stellt. Ich habe MR Ottahal dann in
Anwesenheit von Zaki erklärt, wir können nicht immer gratis diese
Dienste in Anspruch nehmen. Zaki ist ein gerichtl. beeid. Sachver-
ständiger für arabische Sprachen. Ottahal erklärte sofort, man
könne Zaki 200 $ pro Tag Übersetzungshonorar bezahlen, dies sei
der normale Tarif, der ihm zusteht. Ich forderte Zaki auf, sich
zumind. für die offiziellen Sitzungen das Taggeld zu verrechnen,
für Samstag, Sonntag wo er sich ebenfalls immer zur Verfügung
stellt, sehe ich noch ein, daß er keinerlei Verrechnung vornimmt.
Anmerkung für WAIS: Bitte veranlasse Entsprechendes.
Tagesprogramm, 23.7.1976
Tagesordnung Jour fixe AK/ÖGB, 23.7.1976