Donnerstag, 15. Juli 1976
Fritz Mauthner hat Interesse am Schloßhotel Fuschl. Der
Besitzer Vogel ist mit "Goldenen Hirsch" und "Fuschl" pleite
gegangen, die Zwangsversteigerung, geschätzt auf 15 Mio., bei
90 Mio. Kredite, diese werden hauptsächlich von der Mainzer
Landesbank und der Bank für Aussenhandel Zürich, resp. Bankhaus
Daghofer gewährt. Fuschl soll 50 Mio. und der Goldene Hirsch
40 – 50 Mio. wert sein, für letzteren interessiert sich Hendl-Jahn
und Sekur . Mauthner würde als Hotelbesitzer in Seefeld ganz be-
sonders aber sein Schwiegersohn Sacher den Fuschl-Betrieb als
Ausgleich für die Saison des Sacher-Hotels gebrauchen. Voraussetzung
sagt er, ist, daß der Wald 40 ha mit einem riesig langen Seeufer
von den Bundesforsten übernommen wird. Ich informiere Staats-
sekretär Haiden, der noch immer die besten Verbindungen zu den
Bundesforsten hat, Haiden erklärt sofort, er wird den Direktor
diesbezüglich fragen, ohne daß ich Haiden den Namen Mauthner im
Gespräch erwähne.
Mauthner ist durch die Getreidepreislösung nicht sehr glücklich,
er war derselben Meinung wie ich schon seit langen, daß die
Differenz zwischen den Qualitätsweizen und dem Normalweizen
wesentlich vergrößert gehört. Mauthner hat allerdings auch ein
Eigeninteresse, da er über seine Saatzucht Probstdorf entsprechende
höhere Preise für Qualitätssorten erreichen möchte. Ich glaube
ich habe Mauthner jetzt überzeugt, daß eben auf dem preisgeregelten
Sektor solange keine günstige differenzierte Entscheidung fallen
kann, als die Bauernvertreter natürlich immer bei der amtlichen
Preisregelung für die große Masse der Füllbauern eintreten
müssen. Die einzige Möglichkeit die ich sehe, den Füllweizen
preislich freizugeben. Mauthner schlägt vor, dafür einen Inter-
ventionspreis den Bauern zu gewähren, damit diese überhaupt einen
solchen Plan akzeptieren können. Im Zuge des Exportmodells, welches
jetzt auch von der Landwirtschaftskammer vorangetrieben wird,
könnte man vielleicht eine Globallösung, Exporte, Importab-
sicherung, Interventionspreis für Füllweizen, Höchstpreisfest-
setzung für Kontraktweizen, die in Wirklichkeit dann gleichzeitig
eine Festpreisregelung wäre hinführen.
Die Preiskommission unter Vorsitz von Kurzel beschäftigt sich
mit der Festsetzung der Getreidepreise. Ich selbst informiere
alle Teilnehmer über die Vereinbarung der Regierung mit den
32-0865
Bauernvertretern. Dies erscheint mir deshalb wichtig, weil
nur Ing. Altmann von der Landwirtschaftskammer, der gleich-
zeitig auch in der Preiskommission sitzt, die Verhandlungen
mitgemacht hat. Es gibt keine differenten Auffassungen in der
Auslegung der Beschlüsse, selbst Altmann gibt zu, daß sie ein-
vernehmlich erfolgt sind. In der Sitzung erfahre ich, daß für
Kontraktweizen schon vor Wochen das Landwirtschaftsministerium
bestimmt hat, daß 33 mq pro ha abgeliefert werden können, dazu
kommen jetzt 10 % dazu, inges. also 36,3 mq. Warum Landwirt-
schaftsminister Weihs dies bei den Sitzungen uns nicht gesagt
hat, ist mir ein Rätsel, entweder hat er es nicht gewußt oder
er hat sich gedacht, es gibt Schwierigkeiten, wenn er diese
Zahl mitteilt. Im Kontrakt war nämlich vorgesehen, daß von 20 –
40 mq die Ablieferung betragen kann. Das Landwirtschaftsministerium
setzt Wochen vor Erntebeginn dann die endgültige Ziffer fest.
Über die Getreidepolitik Weihs bin ich mir nicht ganz im klaren,
er behauptet nach wie vor, es könne nicht mehr Qualitätsweizen
angebaut werden als eben auf die 71.000 ha des Jahres 1975
plus max. 15.000 ha also 86.000 insgesamt. Die Landwirtschaftsver-
treter aber auch Mauthner und einige andere Saatzuchtbeisteller
sagen, daß ohneweiters eine größere Fläche bebaut werden könnte.
Mit Staatsekr. Haiden werde ich dann im Einvernehmen mit der Land-
wirtschaftskammer versuchen, ein neues Modell für den Herbst vor-
zubereiten.
Der wichtigste Streitpunkt in der Preiskommission war natürlich
die Erhöhung der Handelsspanne. Der Vertreter des Produktenhandels
Komm.Rat Böck war vor einigen Tagen bei mir und ich habe ihm er-
klärt, die beste Lösung wäre, den Preis freizugeben. Jetzt war
nicht mehr daran zu denken und er wollte deshalb eine 70 %-ige
Erhöhung. Da ich auf den Flughafen mußte, habe ich Kurzel rausge-
beten und ihm erklärt, da er mich um Weisung bat, wie hoch er
gehen kann, daß er trachten muß, das Einvernehmen zwischen allen
Beteiligten zu erzielen. Wie mir MR Limbacher vom Landwirtschafts-
ministerium dann in Moskau mitteilte, waren die Verhandlungen
sehr zäh, man hat Landwirtschaftsminister, der mich vertritt, an-
gerufen und dieser hat dann entschieden, daß die Aufkäuferspanne
um 70 Groschen und die Großhandelsspanne um 30 Groschen erhöht
werden soll. Bei Roggen beträgt sie nun 19 und bei Weizen 22.50 S.
Ich hätte, wenn es nach mir gegangen wäre, eine Differenzierung
für die Weizen durchgeführt. Der Aufkäufer aber auch der Groß-
handel hat für Durum- und Qualitätsweizen höhere Aufwendung als
für Füllweizen. Durch die Differenzierung wäre vielleicht auch
der Aufkäufer und der Großhändler an einem größeren Aufkommen
an Qualitätsweizen und Durumweizen interessiert.
Anmerkung für PLESCH: Bitte die Modelldiskussion sofort einleiten.
Tagesprogramm, 15.7.1976
Tagesprogramm, 15.7.1976 (Duplikat mit abw. hs. Notizen)
hs. Notizen (Duplikat Tagesprogramm Rückseite)