Montag, der 15. Dezember 1975

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Montag, 15. Dezember 1975

Das war das tollste Wochenende in Personalfragen, das ich je
erlebte. Kreisky wusste seit Monaten dass mit Jahresende Reiter
als Kabinettschef ausscheidet. Schliesslich hat ja er zuge-
stimmt, dass Reiter in die Investbank kommt. Von wem diese Idee
ausging, weiss ich natürlich nicht. Nach einigen Jahren aber be-
steht, so habe ich das Gefühl, immer das Bedürfnis des Kabinetts-
chef zu wechseln, weil die Arbeit dort sicherlich aufreibend ist,
wie sonst nirgendwo. Zuerst erfuhr ich konkret am Freitag, dass
Kreisky mit Reithofer verhandelt hat und dieser zusagte. Nachher
kamen ihm wegen seines Gesundheitszustandes heftigste Bedenken.
Ich hatte Reithofer der Beamter werden will, sofort angeboten,
wenn er vom Bundeskanzleramt ausscheidet. könne er jederzeit in
mein Ministerium in die Grundsatzabteilung oder sonst irgendwo hinkom-
men. Reithofer war davon sehr beeindruckt und Samstag telefonierte
er mit mir um noch einmal seine Bedenken zu besprechen. Ich ver-
mittelte ihm Leodolter, mit dieser hatte er eine Aussprache mit
dem Ergebnis, doch lieber nicht diesen mörderischen Job zu über-
nehmen. Dann verfiel Kreisky, ohne dass er mir dies konkret sagte,
aber nachdem er mich einmal über den sehr tüchtigen Wanke fragte,
auf diesen. Wanke sagte mir Montag früh sofort, er hätte glattweg
abgelehnt. Reiter hat dann im Auftrag Kreisky's, warum nicht er
mit mir sprach konnte Reiter mir nicht sagen, ich habe ihn aber
auch gar nicht danach gefragt, telefoniert, ob Gehart dafür infrage
käme und ob Kreisky mit ihm sprechen könne. Da ich prinzipiell
meinen Freunden und Kollegen solche Entscheidungen selbst über-
lasse, ja sie nicht einmal versuche sie zu beeinflussen, lag dieser
Schritt ausschliesslich bei Gehart. Gehart hat mit Recht mir gegen-
über geäussert, er empfindet dies als einen Auftrag Kreisky's
den man kaum widersprechen könne. Ich bin allerdings überzeugt
und ich bin Gehart deshalb in keiner Weise böse, ganz im Gegen-
teil, dass er dies auch selbst sehr gerne will. Kabinettschef
bei Kreisky ist eine andere Aufgabe als bei uns im Büro, ich
habe dafür volles Verständnis, werde ihm auch in seiner neuen
Funktion soweit ich kann, tatkräftigst unterstützen. Kreisky hat
in der Regierungsbesprechung zum Ende gesagt, dass Gehart jetzt
Kabinettschef wird und sich bei mir über mein Verhalten bedankt.
Meine Reaktion darauf war nicht einmal eine Wortmeldung, sondern


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nur eine Handbewegung, die sagen sollte, na selbstverständlich.
Ich betrachte dies in der Karriere für Gehart als einen wichtigen
Schritt, für ihn eine sehr harte Zeit. Ich bin überzeugt, bei uns
werden ihn alle tatkräftigst unterstützen. Der Vorteil, den wir
im Handelsministerium haben, ist, dass er unseren Betrieb gut kennt,
freundschaftlich verbunden bleibt. Pleschiutschnig vom Büro
Weihs war mit seiner Tätigkeit im Landwirtschaftsministerium seit
Jahren unzufrieden und wollte bei bester Gelegenheit womöglich zu
uns kommen. Diese war glaube ich jetzt gegeben und ich habe Weihs
ersucht Plesch freizugeben, was dieser, da er sich mit ihm leider
nicht sehr gut versteht, sofort zustimmte. Gehart und Plesch haben
dann mit mir bei Schipper das Reglement besprochen. Eine neue
Periode in unserem Büro beginnt.

Beim Jour-fixe in der Bundeskammer, an dem nur Mussil teilnahm,
ging ich von der mir wichtig erschienenen Frage ERP-Aufstockung
direkt zum Angriff über. Die ÖVP befürchtet, wie ich auch am
Abend im Management-Klub von Genossenschaftsbankdirektor Kletzl-
Norberg
bestätigt bekam, dass der Bund jetzt die gesamte Liquidi-
tät der Banken abschöpft und dann für die Industrie und das
Gewerbe keine Kreditmittel zur Verfügung stehen, wenn der Auf-
schwung und damit die Investitionen neu einsetzen. Mussil bestätigte
mir sofort, dass er für eine Aufstockung der Eigenblockmittel
der OeNB von 4.2 Milliarden ist. Damals waren die ERP-Mittel ca.
10 % des Kreditvolumens, jetzt sind sie wie er sagt nur mehr 2, eine
Erhöhung erscheint ihm dringendst notwendig. Mit der Nationalbank
hätte er vereinbart, dass Kennziffern über cash flow usw. der
Branchen der Handelskammer, dem Handelsministerium und den Banken
zur Verfügung gestellt werden. Bedenken hat er nur, dass jetzt eine
Meldepflicht statuiert wird und daraus dann sehr leicht ein Len-
kungsinstrument werden könnte. Mir ist bis jetzt nichts bekannt,
dass tatsächlich eine Meldepflicht eingeführt werden soll.

ANMERKUNG für WANKE: Bitte kläre dies in der Grundsatzgruppe und
mache entsprechende Vorschläge.

Ich kündigte Mussil an, dass in der Berufsausbildung von mir
eine Initiative unmittelbar im neuen Jahr entwickelt wird. Er


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selbst hatte gemeint es gibt zwei harte Kerne, die Berufsbildungs-
umlage über die man sich wahrscheinlich am ehesten einigen kann
und die Organisationsfrage. Dort meint er, er könne maximal der
Arbeiterkammer ein Kontroll- und Einspruchsrecht zubilligen, gege-
benenfalls Parteistellung. Ich erklärte sofort, dass dies un-
möglich ist und er damit rechnen müsste, dass eine paritätische
Verwaltung zustande-kommen muss, wenn es nicht auf Interessens-
vertretungsebene gelingt, dann würde dies entweder bei den
Arbeitsämtern oder wie er sogar meinte bei den Bezirkshaupt-
mannschaften in erster Instanz als Behördenorganisation einge-
richtet werden. Daran kann er aber selbst kein Interesse haben.
Ich kündigte ihm die Punktationen mit den entsprechenden Ge-
setzesvorschlägen, die uns, sei es die Gewerkschaftsjugend oder
sonst wer zugeschickt hat, an. Im Jänner wird ein Gipfelgespräch
Sallinger, Benya, Mussil, Hofstetter, Jagoda und mir erfolgen.

ANMERKUNG für WAIS und JAGODA: Bitte die besprochenen Unterlagen
so schnell als möglich mit Begleitbrief von mir an Handelskammer
schicken.

Bezüglich der zwei Erhebungen über Lehrstellen und Berufsausbildung
stimmte Mussil nach längerer Debatte zu, dass 250.000 Schilling
die Handelskammer bezahlt, wenn die Arbeiterkammer ebenfalls
250.000 gibt und das Ministerium, ich ergänze sofort die Ministerien,
mindestens 500.000 Schilling der Arbeitsgemeinschaft zur Verfü-
gung stellen.

ANMERKUNG für WAIS und JAGODA: Bitte Vertrag jetzt abschliessen.

Ich brachte neuerdings die Sprache auf die Repräsentationsauf-
wendungen des Handelsministeriums für die Handelskammer, oder
besser gesagt für die Wirtschaft mit ausländischen Delegationen
und Ministerempfängen. Ich stellte ausdrücklich fest, dass ich keiner-
lei Geldüberweisungen oder auch nur Überweisungen mit denen ich
Rechnungen zu bezahlen hätte, akzeptieren würde. Ich bin aus-
schliesslich an Sachleistungen interessiert, die ich aber unter
allen Umständen bekommen muss-. Nicht mein Ministerium oder gar
ich werden Waren kaufen um sie den Ministern entsprechend den
Wünschen der Handelskammer oder der Unternehmer zu geben, sondern
diese haben sie mir zur Verfügung zu stellen. Mussil meinte sie
müssten neuerdings mit Kandutsch, Rechnungshof, reden, weil dieser


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anerkennt zwar das Recht auf Vergütung, meint aber dass es
eine unrichtige Ausweisung ist, wenn dies die Handelskammer
macht, es sei eine Verbuchung über richtige Bezahlung an unrechter
Stelle, was Mussil will und was ich natürlich niemals machen
werde, ist einen Antrag zu stellen, damit die Repräsentations-
ausgaben entweder erhöht werden oder wie er ohne dass er es
sagt von mir erwartet, dass ich meine 500.000 Schilling genauso
überschreite wie dies Kreisky und Androsch in seinem Ressort
tut. Ich denke nicht daran. Mussil hatte dort die Rechnung auch
für die EFTA-Tagung, meine Flugkarte liegen, hatte noch hand-
schriftlich auf den Akt für Reiger daraufgeschrieben, er weiss
davon nichts und bezahlte nicht, überlegte es sich aber dann
sofort spontan, als ich ihn darauf aufmerksam machte, wir be-
stellten nicht einmal über die RUEFA, sondern über ein scheinbar
ihm nahestehendes Reisebüro von Polsterer. Er meinte vielleicht
nicht ganz ernst, RUEFA-Anweisungen würde er keinesfalls akzep-
tieren. Für mich war eigentlich ein Punkt nicht ganz klar
warum Ottahal diese Flugkarte der Handelskammer vorlegte, wo
wir doch, wie bei den Sektionsleitersitzungen immer wieder be-
stätigt wird, im Reisebudget noch Mittel zur Verfügung haben.
Die beste Begründung für die Vorlage dieser Flugkarte war, dass
ich damit ja auch mit Sallinger und Mussil gemeinsam die Vorarl-
berger Handelskammerfestsitzung besuchte. Auf alle Fälle denke
ich nicht daran, Ottahal in seinen Bemühungen der Handelskammer
die entsprechenden Rechnungen bezahlen zu lassen, d.h. Sach-
leistungen zu erbringen, zu hemmen. Ganz im Gegenteil, wenn das
Haus sich bemüht, die riesigen Überschüsse der Handelskammer aus
der Exportförderung anzuknabbern, werde ich es in jeder Be-
ziehung unterstützen.

Zu den Energiefragen rief Mussil dann Rief dazu. Dieser war ein-
verstanden, dass die Gaspreise von Wien von 9.7 jetzt auf 8 %
gesenkt werden. Er wird eine entsprechende Prüfung dieses Vor-
schlages, den ich als Kompromiss angeboten habe, durchführen.
Abends ist dann noch MR Kurzel gekommen und meinte nach seiner
Auffassung sollte maximal 5 % gegeben werden. Ich erklärte Kurzel,
mir ist jede Lösung recht, wo er einen einvernehmlichen Vorschlag
erzielt. Freitag muss nur in der Preiskommission endgültig ent-
schieden werden.



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ANMERKUNG für WAIS: Bitte versuche Kurzel und die Arbeiterkammer
sowie die Handelskammer von den 8 % zu überzeugen.

Bezüglich des Energiesparprojektes für die Industrie, die mit
1.1 Millionen Schilling hat die Industriellenvereinigung der
Handelskammer mitgeteilt, dass sie 100.000 Schilling gibt. Der Vor-
schlag zwischen der Industriellenvereinigung, Handelskammer und
Ministerium zu Dritteln, wurde von Mussil nicht akzeptiert. Er
erklärt sich aber bereit, 250.000 Schilling zu geben und die
Industriellenvereinigung auch für 250.000 Schilling zu gewinnen.
Das Handelsministerium müsste dann 500.000, Schilling für diese
Studie aufwenden. Ich erklärte, das sei ein reines Diktat Mussils,
bin aber froh, dass wenigstens dieses Kompromiss zustandegekommen
ist.

Rief begann dann mit dem Problem des Ölpreises und insbesondere
der Energiesicherungsvorschläge. Mussil meint nach den Feiertagen
muss er das Ganze koordinierend in die Hand nehmen, damit bei den
Direktbeziehern für den Öl- oder Produktenimporthandel und für
insbesondere Industrie eine erträgliche Lösung herauskommt. Was
Mussil möchte, ist, dass nur die Grossen entsprechende Vorrats-
lager bauen und die Mittleren und Kleineren vollkommen ausge-
nommen werden. Ich erklärte ihm neuerdings, dass ich zu jeder
Kompromisslösung bereit bin, wenn es gelingt eine einvernehm-
liche Lösung zu finden. Mussil glaubt nach wie vor, dass die
Ölgesellschaften die Mehrwertsteuererhöhung keinesfalls den
Tankstellen vergüten werden. Ich erklärte ihm, dass diese Woche
endgültige Besprechungen erfolgen, oder von mir ein diesbezüglicher
Preisbescheid hinausgeht.

ANMERKUNG für WAIS und JAGODA: Bitte alles vorbereiten, falls
wider Erwarten keine freiwillige Vereinbarung zustande kommt.

Die Bundeskammer hatte noch keine Information, dass die Elektri-
zitätswirtschaft mit einer Akonto-Lösung März einverstanden
ist und die endgültigen Preise für 1.1.77 festgesetzt werden.
Auch mit dieser Vorgangsweise ist Rief und Mussil einverstanden.
Meisl ? wollte abends dann von mir unbedingt eine Zusage, dass
doch die beiden Wirtschaftsprüfer eingeschaltet werden. Er meinte


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diese hätten schon Vorarbeiten geleistet. Ich erklärte dezidiert,
man solle jetzt die von den Interessensvertretern verlangten Kenn-
ziffern von seitens der Elektrizitätswirtschaft vorlegen und
darüber die Preisbesprechungen führen. Eine Überprüfung könnte
gegebenenfalls wenn unbedingt notwendig, noch immer in der End-
phase beschlossen werden. Jetzt sei auf alle Fälle eine umfangreiche
Wirtschaftsprüfertätigkeit nur teuer und bringe keinen Schritt
näher zur Lösung.

Beim Journalistenfrühstück waren wir mit dem Tätigkeitsbericht über
die Aussenhandelspolitik Meisl's und die Fremdenverkehrsberichte
voll ausgelastet. Was mir wichtig erscheint ist, dass wir nicht
zu einseitig immer nur über diesen beiden sicherlich sehr wichtigen
Probleme referieren. Wir müssen uns für das nächste Jahr ein
längerfristiges Konzept entwickeln und vor allem die anderen
wichtigen Gebiete auch entsprechend der Presse präsentieren

ANMERKUNG für TIEBER und WANKE: Über dieses Problem müssen wir
eine einvernehmliche Lösung vorbereiten.

Gen.Dir. Rohan, British Leyland, war in Wien und wegen des ARBÖ-
Wunsches der ÖAMTC nicht die Motorsportaktivitäten bei sich
monopolisiert, bereit mit mir Kontakt aufzunehmen, ja sogar
seinen Angestellten Langer vor ungerechtfertigten Angriffen des
ÖAMTC zu schützen. Ich dankte ihm und sagte ihm zu, dass ich
jederzeit bereit bin in dieser Frage vermittelnd einzugreifen,
wenn er es für notwendig hält. Bei Rohan zeigte sich wieder ein-
mal, was für diese Leute eine Aussprache mit einem Minister bedeu-
tet. Sicherlich war er sehr erstaunt, dass ich mich um solche
Details kümmerte und ihm in seinem Bestreben eine gerechte Lö-
sung zu finden, unterstütze.

ANMERKUNG für TIEBER: Bitte Effenberger verständigen.

Der tschechische Botschafter Komarek und Handelsrat Kohout kamen
im Auftrag von Minister Barcak um mitzuteilen, dass jetzt die
Repräsentanz für Österreich, übrigens jetzt für alle Staaten
gesetzlich in der CSSR geregelt ist. Er meinte ich sei sicherlich
davon schon informiert, was aber nicht stimmte. Fälbl behauptet


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er hätte eine Information heruntergegeben, die aber nicht zu
finden war. In Hinkunft können die österreichischen Firmen
entweder tschechische Spezialfirmen, wie dies die VÖEST mit
Zenit getan hat, beauftragen, oder eigene Repräsentanzen her-
richten. Die Bewilligung wird auf 1 Jahr ausgestellt, doch
prinzipiell immer automatisch verlängert. Einzureichen ist über
ein Rechtsanwaltskollegium Nr. 1 in Prag. Damit ist die grosse
Gefahr abgewendet, die die Edelstahlwerke schon bei meinem ersten
Besuch vor 4 oder 5 Jahren in Brünn befürchteten, nämlich dass
früher oder später ihre Repräsentanz aufgelöst wird.

ANMERKUNG für WAIS: Bitte Sekretariat Gen.Dir. Bayer verständigen,
dass seine Intervention bei uns auch Erfolg gehabt hat.

Dr. Walter, Porr, und Dr. Angerer, Universale, die die Geschäftsführer
der neugegründeten Tunnelgesellschaft berichten von ihren Ver-
handlungen in Ägypten. Sie wünschen, und ich sage das selbst-
verständlich zu, bei dem Besuch Osman so wie das letzte Mal heran-
gezogen werden.

ANMERKUNG für WAIS: Bitte bei der Programmerstellung darauf drän-
gen, dass alle Firmen, die Interesse haben, zur Tagung zugezogen
werden.

Das Suez-Tunnel kann nur in Tübingen von der VÖEST ausgeführt
werden. Die Engländer sind ebenfalls jetzt vom Betontunnel
abgegangen, weil dies ein technisches irrsinniges Risiko ist.
Die englischen Firmen können aber die Tübingen nicht liefern,
sodass jetzt nur noch die VÖEST und Rheinstahl in Deutschland
in Frage kommen. Das Tunnelprojekt mit 3.3 Milliarden Schilling
muss jetzt verkleinert werden. Ich empfahl ihnen auf 2.9 zu
gehen, damit man die 3 Milliarden nicht überschreitet. Die Kontroll-
bank hat 750 Millionen zur Verfügung gestellt, somit 8 %. Weitere
750 Millionen müssen die Baufirmen aufbringen, die anderen 50 %
bringt der Arab Contractors, die Firma von Osman. Ich setzte
Porr auseinander, warum ich gegen die Verbauung nun der Land-
strasser Platte bin, da die Kosten des Grundstückes sehr teuer
sind, was von Walter nicht bestritten wurde. Er meinte nur zu Recht,
dort könnte allerdings eine wesentlich höherer Bau errichtet werden,
als dies bei irgendeiner peripheren Lage der Fall ist. Ich replizierte
sofort, da müsse man in Oberlaa z.B. eben eine Dominante, wie dies


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das Jahn-Hotel ist, ebenfalls für die Elektrizitätswirtschaft
gegebenenfalls errichten.

Waldbrunner von der KKWP schildert mir seine Vorstellungen über
die neue Reform der Kernkraftwerke. Er meint und ich teile dies,
dass die KKWP als einzige Gesellschaft die Betriebsgesellschaften
aufnehmen soll. Seine Fragen bezüglich der Gesellschaftsform,
er meint die Aktiengesellschaft wäre zweckmässiger als die
Ges.m.b.H., die Besetzung der einzelnen Funktionen usw. erklärte
ich müsste vorerst im Rahmen der Verbund und er Fraktionen be-
sprochen werden. Hier wollte ich mich und werde ich mich auch
nicht festlegen, solange nicht entsprechende Organisationsvor-
schläge mir erstattet werden.

Bei der Ordensüberreichung an den Vizepräsidenten le Clercq
von Philips Eindhoven kam auch die Wirtschaftssituation zur
Sprache. Die Philipsleute sind wie sie sich aus-
drücken reale Optimisten, warnen allerdings davon, dass wie ich
allerdings fest überzeugt bin, es mit der Wirtschaft schon end-
gültig aufwärts geht. Philips musste aber zugeben, dass nicht
nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern mit Ausnahme
von Grossbritannien überall ein starker Konsumanstieg zu ver-
zeichnen ist. In Österreich ist es so, dass Lebring auf volle
Touren fährt mit den Farbfernsehröhren die letzten Endes auf die
Entscheidung le Clercq sie in Österreich zu errichten, zurückzu-
führen ist. Wegen dieser Auszeichnung ist le Clercq extra von
Eindhoven nach Wien geflogen, um 4 Uhr angekommen und um 7 Uhr
schon wieder zurückgeflogen. Ich hätte angenommen, dass er hier
eine Besprechung hat und dies mit der Auszeichnung verbindet. Da
sieht man was für diese Leute es bedeutet, eine solche Auszeichnung
zu erhalten, dies noch in der Anwesenheit des Bundeskanzlers über-
reicht zu bekommen. Kosten spielen dabei scheinbar überhaupt
keine Rolle. Vielleicht bin ich zu kleinlich, verstehen kann ich
dies allerdings nie.

Bei der Ministerratsbesprechung habe ich mit Bielka den Fall
von Cifer, 70-Millionen-Dollar-Projekt im Iran, besprochen. Cifer
behauptete, dass das Aussenministerium ein Schreiben der Kontroll-
bank resp. CA hätte, wonach diese die Finanzierung übernehmen,
damit Iran nicht eine Beteiligung verlangt. Diesbezüglich hat


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Cifer auch mit mir telefoniert. Bielka sagt mit Recht, dass keine
Rede davon sein kann. Ich erklärte auch Cifer, dass ich nur bereit
bin, Aussprache mit Fälbl und wenn er imstande ist den persischen
Botschafter in Österreich, Namdar, dazu zu bringen über dieses Problem
abzuführen. Eine schriftliche Bestätigung irgendwelcher Art kann
er von mir nie bekommen. Bielka teilt diese Meinung voll, Cifer
versucht nämlich immer bei mir zu sagen, Bielka hätte zugestimmt
und umgekehrt.

Bei der Regierungsvorbesprechung hat Kreisky neuerdings auf die
beiden Veranstaltungen Montag den 12.1. die bis Dienstag gehen
wird und im Sachsengang stattfindet und die Wirtschaftskonferenz
am 19. und 20. Jänner verwiesen und das Programm erörtert. Nach
Meinung Kreisky's wird es jetzt notwendig sein auch einen Mann
zu der Aussprache am 12.1. mitzunehmen, beschlossen wurde.

ANMERKUNG für TIEBER: Bitte bereite Dich darauf vor.

Kreisky meint, die betont sachliche Parlamentsdebatte im Budget
darauf zurückzuführen, dass jetzt die Volkspartei erkennt, welche
Gefahr für sie besteht, wenn sie nur negative Obstruktionspolitik
macht. Man dürfe daher diese neue Linie nicht vollkommen negieren.
Ein Proporz wird nicht akzeptiert und kommt nicht in Frage. Aber
es erscheint zweckmässig doch mit der ÖVP gewisse Vereinbarungen
zu treffen. Diese Idee und vor allem mal Politik ist ihr nicht neu,
sondern im Gegenteil ich praktiziere sie seit 1970. Ich brauche
mich daher auch in dieser Beziehung nicht zu ändern, wenn die
Kreisky'sche Idee nicht doch nur eine vorübergehende neue Linie
ist.

Ich war sehr erstaunt, dass Kreisky jetzt nicht mehr seine Post
in der Ministerratsvorbesprechung erledigt. Er hatte deshalb
fast nichts mehr zu berichten und hat dann ganz eingehend über
den Dialog und seine Gespräche mit Bobleter und teilweise
Brandt referiert. Kreisky ist nach wie vor der Meinung, dass
die Regionallösung von Kissinger falsch ist. Er meint am zweck-
mässigsten wäre es, wenn die Schweden Österreich informieren.
Nach einem Vorschlag der Amerikaner sollte ja die Schweiz und
Österreich eine Gruppe bilden, die nordischen Länder eine Gruppe
und dann die Mittelmeer-Länder. Kreisky meint, es wäre aber zweck-
mässig, wenn Palme mit dem er gesprochen hat, Schweden dann beauf-
tragen würde, uns ständig zu informieren. Meiner Meinung nach ist


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eine solche Lösung auch nicht schlecht, doch gar nicht in diesem
Fall sinnführend, weil bei einer Information es gar nicht ankommt,
zu sagen dieses Land wird informieren, sondern von allen wo man
etwas erfahren kann, dies gerne zur Kenntnis nimmt. Sicher ist,
dass Österreich an den Dialog nicht mehr teilnimmt, sondern eben
die Schweizer auf Vorschlag letzten Endes auch der Amerikaner.
Die Schweizer haben daran grosses Interesse, weil die Schweiz
als Sitz und Kapitalmacht der internationalen Ölfirmen mit den
amerikanischen Interessen mehr konform geht als dies Österreich
machen würde mit einer nationalen Gesellschaft und einer wenn auch
nur kleineren Eigenproduktion. ist diesbezüglich informiert
und wird mit den schwedischen Delegierten engen Kontakt halten,
Ich bin überzeugt davon, dass aber automatisch auch der Kontakt
mit der Schweiz bestehen bleiben wird und wir jetzt theoretisch
zwei Informanten haben werden. Da ich genauso überzeugt bin, dass
bei dieser Verhandlung, wie Kreisky übrigens auch, kaum ein
konkretes Ergebnis in absehbarer Zeit zu erwarten ist, wird aus
diesen Dialog-Gesprächen gar nichts anderes herauskommen, als
eben eine Möglichkeit entsprechenden Meinungen, die divergierend
zwischen den Produktionsländern, Konsumationsländern, Industrie-
nationen, den Entwicklungsländern usw. sein werden, nicht einmal
abzustimmen, sondern eben nur darzulegen.

Die Aussprache und Diskussion im Management-Klub des österreichi-
schen Wirtschaftsbundes war für mich ein wenig enttäuschend. Ich
hatte wirklich angenommen, dass dort konzentrische Angriffe erfol-
gen werden. Kletzl-Norberg, der den Vorsitz führte, meinte allerdings
zum Schluss, meine umfassende Kenntnisse, meine ins Detail gehenden
Antworten, ja sogar meine optimistischen begründeten Darlegungen
hätten gezeigt, dass ich ihren Wünschen bzw. Information sehr
entgegengekommen bin. Warum allerdings dann die ÖVP Manager
dort nicht einen konzentrischen Angriff auf mich starteten, ist
mir eigentlich ein Rätsel.

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Tagesprogramm, 15.12.1975

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)

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TB Wanke (hs.), 15.12.1975


GND ID: 130327808


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    Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
    GND ID: 119083906


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        Tätigkeit: SChef HM
        GND ID: 12195126X


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            Tätigkeit: HK


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              Tätigkeit: "Wienerwald"-Gründer


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                Tätigkeit: Sts. Außenministerium


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                  Tätigkeit: Sekr. JS, Tiroler SPÖ-Politiker


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: CSSR-Außenhandelsminister


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                      Tätigkeit: Finanzminister
                      GND ID: 118503049


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: KKWP


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                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Leiter Sekt. III HM


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                              Tätigkeit: Gesundheitsministerin


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                                Tätigkeit: ARBÖ-Bundessekretär


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                                  Tätigkeit: Beamter HM, u.a. zuständig f. Protokollfragen


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                                    Tätigkeit: GD-Stv. Genossenschaftliche Zentralbank


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                                      Tätigkeit: Dir. Porr


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                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Präs. Rechnungshof


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                                            Tätigkeit: Kabinettschef Kreisky [ident mit Reiter, C; 3.11.1971 Fredi Reiter genannt]]


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                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: iran. Botschafter


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                                                  Tätigkeit: Gen.Sekr. HK, ÖVP-NR-Abg., später AR-Präs. Verbund


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                                                    GND ID: 1017902909


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                                                      Tätigkeit: Kraftwerkbetreiber, Eigentümer "Kurier"


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                                                        Tätigkeit: Leitender Sekretär ÖGB, SPÖ-NR-Abg.
                                                        GND ID: 136895662


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Fa. Bauer, Inhaber Dienstpass HM


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                                                            Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


                                                            Einträge mit Erwähnung:


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                                                                Tätigkeit: MR HM


                                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                                  Tätigkeit: Kabinett Staribacher


                                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                                    Tätigkeit: Beamter HM


                                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                                      Tätigkeit: Dir. Fa. Universale Hoch- und Tiefbau


                                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                                        Tätigkeit: Landwirtschaftsminister bis 1976
                                                                        GND ID: 130620351


                                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                                          Tätigkeit: Gesandter, später Botschafter der CSSR


                                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                                            Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                                            GND ID: 118566512


                                                                            Einträge mit Erwähnung:
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                                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                                Tätigkeit: Handelskammer-Präsident


                                                                                Einträge mit Erwähnung: