Sonntag, 8. Dezember 1974
Bei der Wachaufahrt betätigte ich mich als Fremdenführer, obwohl
ich eigentlich wenig Details kenne, dafür aber mit dem Wiener
Schmäh arbeitete. Dies hat auf die Deutschen, wie mir Sölle
selbst sagte, ungeheuren Eindruck gemacht. Abends im Piaristen-
keller, wo ich auch Fritz Muliar gewinnen konnte, daß er uns
besuchte, erzählten wir auch von unserer gemeinsamen Wahlpropa-
ganda. Sölle wollte wissen, ob bei uns die Künstler und Schau-
spieler sich zur sozialistischen Partei bekennen und war sehr
erstaunt, als ich erklären mußte, sich nur wenige zu uns be-
kennen. Sölle meinte, bei ihnen seien die Künstler und Schau-
spieler zur Partei und zum Staat sehr positiv eingestellte außer
einige Querköpfe. Er meinte auch, es sei äußerst wichtig, wenn man
diese Gruppe für sich hat, weil sie eben einen ungeheuren Einfluß
ausüben können, wem sagt er das? Nur in einer Demokratie ist es
halt schwieriger solche zu gewinnen. Außerdem sagte ich ihm,
unser System ist mühsamer, mir aber lieber.
Tagesprogramm, 8.12.1974