Samstag, 30. März 1974
Bei der Fraktionsbesprechung in Salzburg mit den Tauernkraftwerken
aber auch von der Safe habe ich nicht nur die wirtschaftspolitische
Situation mit ihnen besprochen und diskutiert sondern die Notwendig-
keit der Reorganisation der Elektrizitätswirtschaft zur Kostenerspa-
rung. Die Personalkosten steigen ständig an und betragen bald 30 %.
Ich erklärte dezidiert, dass ihc nicht erwarte und wünsche, dass
die Direktoren jetzt einen Druck auf die Abschlüsse mit der Gewerk-
schaft und den Betriebsräten ausüben, ein Direktor z.B. glaubt ja
dass die 16,5 %, die sie vor einigen Monaten abgeschlossen haben,
zu hoch waren, sondern dass eben durch Reorganisationsmassnahmen
die Lohntangente wieder zurückgeführt werden kann. In einem Vier-
augengespräch mit Gen.Dir. Nyvelt von den Tauernkraftwerken, der
in zwei Jarehn in Pension geht, habe ich diesen dann ersucht, er
soll Übrlegungen nastellen, und mir mitteilen, wie er die Reorga-
nisation der Tauern- aber auch der Kernenergiekonstruktion vorstellen
könnte. In der Aussprache nämlich war deutlich erkennbar, dass er
es ebenfalls für unzweckmässig hält, dass jetzt für jedes Atomkraft-
werk eine eigene Gesellschaft errichtet wird. Mit Recht verweist
er darauf, dass ja schon genug Gesellschaften existieren und man
jetzt nicht neuerdings recht viele Gesellschaften gründen sollte.
Die Aussprache in der Salzburger Handelskammer nützte ich dazu,
um die Wünsche der Unternehmungen zu erfahren. Hauptsächlich richtete
sich aber dananch die Kredit- und Steuerbedingungen zu verbessern.
Für die Kredite erwartet man insbesondere, dass ich für die Bürges
den 200.000 S-Rahmen hinaufsetze und doch vielelicht den Prozent-
satz mit 8 % maximal Kreditzinsen erhöhe. In Salzburg ist nur mehr
die Raiffeisenkasse, die zu 8 % die Unternehmer befriedigt, damit
sie Kunden gewinnen und im Nachfolgegeschäft dann ihren Profit
machen. Die Salzburger Handelskammer will nun das Wifi ebenfalls
neu bauen, die Handelskammer hat 80 Mill. S gekostet, das Wifi
wird 200 bis 300 Mill. S kosten und erwartet einen grösseren Zu-
schuss vom Handelsministerium. Ich habe sofort erklärt, dass die
Aufteilung nur die Bundeshandelskammer vornimmt und ich nicht daran
denke, Sonderzuteilungen zu machen. Wenn die Bürges jetzt so unintere-
essant ist und vor allem die Gewerbestrukturverbesserung so stark
zurückgeht, dann werden etliche Millionen für doe Wifis als REstgrösse
verbleiben. Auf alle Fälle habe ich keine wie immer geartete Zusagen
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auf Änderung der Richtlinien gemacht, sondern ganz im Gegenteil
ersucht, man solle doch nachdenken, ob es nicht möglich wäre,
ähnliche wie bei der Komfortzimmeraktion auch für die kleinen Ge-
werbetreibenden in der Stammbürges eine andere Aktion zu starten.
Als einziges Gegenargument wurde mir mit Recht gesagt, dass der
Unternehmer diese Prämie sofort verwenden würde und er dann in den
nächsten Jahren die höheren Zinssätze für den Kredit aufbringen
müsste. Da Mussil das ganze Problem bei einer Kammeramtsdirektoren-
Sitzung zur Sprache bringen wird, habe ich ersucht,man solle zu
diesem Zeitpunkt dann doch vielleicht neue Überlegungen in der
Kammer anstellen.
Der Salzburger Wahlkampf verlief glaube ich wirklich sehr flau.
Ich selbst war zeitiger erschienen, weil ich angenommen hatte,
ich kann mit Stockinger oder sonst jemanden noch eine Aktion, einen
Marktbesuch oder sonst etwas durchführen. Stockinger selbst Landtags-
abgeordneter, war aber mit seinem Sohn Mantel einkaufen gegangen.
Die FPÖ und dann in weiterer Folge auch von der SPÖ entdeckte ich
einen Lautsprecherwagen, der durch die STrassen fuhr. Diese Art
der Propaganda haben wir auf der Landstrasse schon längst aufge-
geben. Vielleicht war es ganz gut, dass ich mich dort
nicht mehr eingeschaltet habe, nicht damit ich dann sagen kann,
es ist eins schlechtes Ergebnis, warum hat man uns nicht mehr ein-
gesetzt, sondern weil ich wirklich nicht überzeugt bin, ob als Bundes-
politiker man in Salzburg gut ankommt. Hätte ich im Lautsprecher-
wagen meinen Wiener Schmäh laufen lassen, wäre der vielleicht wirk-
lich gar nicht so positiv von der Bevölkerung aufgenommen worden.
Morgen werden wir alles wissen. Ich und viele in Salzburg sind sehr
pessimistisch.