Freitag, 21. September 1973
Bei der Eröffnung der ArmaturenGes.b.H in Wels habe ich mit Apfalter
das Algerien-Projekt besprochen. Apfalter steht auf dem Standpunkt,
dass die Konzeption der Banken unter gar keinen Umständen durch-
gehen dürfte. Sie würden den Staat viel zu sehr belasten. Seiner
Meinung nach könnte die VÖEST im Preis einen Teil der Kreditkosten
einkalkulieren. die Banken müssten auf ihr halbes Prozent Provision
unter allen Umständen verzichten. Die Gasabnehmer, d.h. die
Austro-Ferngas und die einzelnen Landesgesellschaften müssten einen
Teil der Subventionen, die sie jetzt von der Entwicklungshilfe ver-
langen, in den Gaspreis einkalkulieren und nur ein bescheidener
Rest könnte gegebenenfalls über die Entwicklungshilfe abgewickelt
werden. Apfalter würde die Verflüssigungsanlage unter allen Umständen
benötigen, da er durch den Ausfall des Taiwaner Stahlwerkes seine
Kapazität derzeit nur sehr schlecht ausgelastet hat. Die Armaturen
Ges.m.b.H. ist eine Handelsgesellschaft, die zum CA-Konzern gehört.
Sie führt 300000 Artikel man sieht aber, wie man doch beim
Handel noch immer gute Geschäfte machen kann. Denn die 30 Mill. S
Investitionen mussten verdient sein und sind es sicherlich auch.
Die Kreditrestriktion, aber noch viel mehr , der geringere Auf-
tragsstand der VÖEST wirkt sich auf die Handelsgesellschaften be-
reits ebenfalls auftragsdämpfend aus.
NR Bregartner von Wels, de freigestellter BRO von Interplastic ist,
ersuchte mich, seinen Betrieb zu besuchen. Interplastic ist zu 26 %
Stickstoffwerke und zu 74 % Semperit. Die Firma hat noch verhältnis-
mässig viel händische Arbeit und arbeitet dadurch unrationell. Nach
10-jährigem Stillstand wurde jetzt endlich wieder ein neuer Kallander
für spez. Plastikprodukte, nämlich Verpackung von Lebensmitteln
aufgestellt. Die Firma leidet unter starkem Konkurrenzdruck, muss aber
ihre Produktion vergrössern und insbesondere neue Produkte aufnehmen.
Die Ausstellung im Volksgarten Linz über das Lehrlingswesen unf dann
die anschliessenden 2 1/2-stündige Diskussion brachte keinerlei
neue Gesichtspunkte. Die Handelskammer hatte ihre Lehrlingsfachmann
und Vorsitzenden des Berufsausbildungsbeirates Häusler mit einigen
Herren zu Diskussion geschickt. Ich habe einen leichten Stand-
punkt, weil man mich natürlich als Gewerkschafter betrachtet und
selbst wenn ich vermittelnde Formulierungen finde, nicht attackiert.
Anders natürlich den Vertreter der Handelskammer. Bei der Diskussion
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ja selbst bei meinem Referat habe ich gleich zugegeben, dass die
Aktionen für die Lehrlinge viel zu langsam und zögernd einsetzen.Ich
habe die zentrale Arbeitsgruppe schon vor Monaten ersucht. mir endlich
konkretere Vorschläge zu machen, die bis jetzt aber immer noch nicht
gekommen sind. Das Modell- für die Elektro- und für die kaufmännischen
Lehrlinge soll angeblich schon fertig sein. Bis jetzt habe ich sie
allerdings noch nicht gesehen.
ANMERKUNG FÜR WAIS: Bitte versuche als Junge Generation einmal zu klä-
ren, wie weit hier tatsächlich bereits positive Er-
gebnisse vorliegen und wie wir die Arbeit weiter-
treiben können.
Ein Berufsschullehrer oder -direktor aus Steyr hat sich für die beiden
Modelle sehr interessiert, weil die Arbeitsgruppe seinerzeit bei ihm
die Experimente, die er macht, begutachtet hat. Im Steyr haben sie
bereits eineinhalb Tage Berufschule und arbeiten nach dem Blocksystem.
Ähnlich moderne Ausbildungen gibt es auch bei der VÖEST und wahrschein-
lich auch noch bei anderen Grossbetrieben. Bei der VÖEST z.B. gibt es
23 Blocks, ein Maschinschlosser muss 12 Block Ausbildung mitmachen.
Allzu lange möchte ich dieser Entwicklung nicht mehr tatenlos zusehen.
Tagesprogramm, 21.9.1973
hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)