Mittwoch, der 18. Juli 1973 bis Mittwoch, der 25. Juli 1973

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Jugoslawien- und Albanien-Reise
18. Juli – 25.7. 1973

Der Aussenhandelsminister Jugoslawiens Hadzic, welcher angeblich ein
orthodoxer und extremer Vertreter seines Landes gewesen ist, hat durch
die Rotation, in Wirklichkeit aber ausnahmslos nur er, die anderen
haben ihre Funktion bis zur Neuwahl verlängert bekommen, sein Amt gegen
ein anderes abgetauscht. Dadurch wurde jetzt ein sehr konzilianter
Chemiker aus Betrieb Dr. Ludviger neuer Aussenhandelsminister. Da er
noch offiziell nicht ernannt war, konnte er die Einladung nicht offiziell
durchführen und deshalb ist Snuderl an seiner Stelle mein Gastgeber gewes
sen. Es war gut, dass Hillebrandt mit war, denn wie ich auch der Fahrt
mit ihm erfuhr, hat er überhaupt noch niemals in Jugoslawien Verhandlungen
geführt, d.h. obowohl er seit 4 oder 5 Jahren bereits dieses Ressort
hat, war er noch niemals in Belgrad. Nicht nur vom Ressortstandpunkt
sondern auch vom persönlichen Einsatz Hillebrandt war es deshalb notwen-
dig, dass er einmal nach Belgrad offiziell gekommen ist. Die wichtigsten
Personen aufd der Gegenseite war eine Frau, nämlich Ziberna, Unterstaats-
sekretärin im Aussenhandelsministerium, die alle multilateralen Fragen
behandelt. Ausserdem noch der Vorsitzende der Kontaktkomitees Civanociv.
Das Pendant von Poppovich, der ebenfalls zu den Verhandlungen gekommen
war. Botschafter Otto hatte ein umfangreiches Programm vorbereitet,
wobei von jug. Seite verlangt wurde, dass auch mit dem Bundesarbeits-
minister Dragasevits eine Besprechung stattfinden sollte. Dies war die
einzige, die äusserst hart verlief. Dragasevits hat bereits seinerzeit in
Wien Häuser darauf aufmerksam gemacht,dass es für die jug. Regierung
unerträglich ist, dass so viele Arbeitskräfte sozusagne schwarz nach
Österreich kommen, um hier zu arbeiten. In Wirklichkeit geht es glaube
ich weniger um die jug. Regierung als wie um sein Amt. Das jug. Arbeits-
amt hat, wie er mir mitteilt, von 15.000 neuen Beschäftigten in den
vergangenen 6 Monaten nur 1.00 vermittelt. Insgesamt werden nach seinen
Berechnungen 15 % vom Abkommen, das Österreich mit Jugoslawien geschlos-
sen hat, erfasst. Die 3. Tagung der Gemischten Kommission, an der
österreichischerseits Weinberger als Vorsitzender von der Handelskammer
und andere Delegierte daran teilnahmen, hat ein unbefriedigendes Re-
sultat gebracht. Nach Aussagen von Dragasevits handelt es sich um eine
Tagung, bei der man scheinbar taub ist. Der jug. Staat hätte, wie Draga-
sevits
sich ausdrückt, auch andere Möglichkeit, die Entwicklung zu ver-
hindern. In der BRD und mit Frankreich besteht eine gute Lösung , dort
betr ägt die Vermittlung 80-90 %. Jugoslawien bereitet ein neues


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Gesetz vor oder hat es schon, das weiss ich nicht genau, und wird in Hin-
kunft die Vermittlung im Ausland gleich der Vermittlung im Inland
stlelen. Dadurch werdne auch die Ausländer und deren Verbliebene, d.h.
die Gastarbeiter denselben Schutz haben wie inländische Arbeitskräfte.
Ich versuchte natürlich die Unterredung zu entschärfen, was mir letzten
Endes dann auch glaube ich auch einigermassen gelang, indem ich darauf hin-
wies, dass es für uns keine polizeiliche Möglichkeit gibt, Jugoslawen, die
als Touristen kommen, auszuweisen. Ich selbst hätte erlebt, wie am Loibl-
pass vor Jahren bereits Gendarmen sehr höflich als Touristen getarnte Gast-
arbeiter wieder mit Auto über die Grenze zurückgebracht hätten. Draga-
sevits
erkannte aber sofort die Schwäche meiner Argumentation, indem er meint
dann dürfe man diesen Leuten aber keine Arbeitsbewilligung ausstellen.

Ich besuchte selbstverständlih auch die Vermittlungsstelle Österreich in
Belgrad und sprach mit dem Leiter Koppensteiner. Er beschwerte sich nicht
über die Entwicklung in Österreich, doch stellte er fest, dass auch die
Jugoslawen grosse Fehler machen, indem sie lange Zeit Arbeitskräfte, die
er als wichtig bezeichnet und die er auftreiben könnte, nicht vermitteln
sondern erst zu einem Zeitpunkt, wo es meistens schon zu spät ist, z.B.
hat ihm jetzt das Arbeitsamt einen Koch freigegeben, den er bereits
vor 6 Monaten nominierte. Die gewünschte Stelle ist natürlich schon längst
weg, aber ein Koch kann jederzeit wieder in Österreich untergracht werden.
Er selbst verlangt 900.- S von den Unternehmern für Arztuntersuchung, Fahrt
udn Verpflegung. Er glaubt nicht, dass die österr. Unternehmer an diesen
900.- S Anstoss nehmen und sich nicht deshalb der Vermittlung bedienen.
1972 hat er maximal 7.000 Jugoslawen vemrittelt, meistens für die Gross-
betriebe, wie ich mich in der Kartei überzeugne konnte. Die grosse Masse
der Gast- und Schankarbeiter und Landarbeiter kommt über die offene
Grenze schwarz. Nur in Tirol verlangt die Verwaltungsbehörde, wenn sie drauf-
kommt, von den Touristen, der nachher arbeitet, 3 – 400 S Verwaltungsstrafe.

Alle anderen Besprechungen, die ich mit Snuderl, Dimitiewic, dem Wirtschafts-
minister, Ludviger, dem neuen Aussenhandelsminister, sowie dem Vizeprä-
sidenten Bakosevits der serbischen Regierung, der auch gleichzeitig den
neuen Handelskammerpräsidenten Serbiens Kostic zuzog, war äusserst freund-
lich. Die grösste Überraschung für mich war aber eine lange Aussprache
mit Bijedic. Bijedic hatte gerade Ministerrat, wie ich dann zum Schluss
erfuhr, liess, wie er sich ausdrückte, die Leute ruhig allein weiterdisku-
tieren, denn er selbst war sowieso von 9 – 11 in der Sitzung und hat
dann von 11 bis fast nach 12 Uhr mit mir über Wirtschaftsprobleme diskutiert


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Primär war natürlich die Frage der Währungssituation Diskussionsgegenstand.
Jugoslawien hat um 5,5 % gegenüber dem Dollar abgewertet und will damit
der Exportindustrie mit 240 Mill. $ eine gewisse günstigere Ausgangs-
chance geben. Allerdings vereuern sich die Importe, die 600 Mill. $
ausmachen insbesondere aus der BRD. Wie ich nachher feststellen konnte
waren fast alle Wirtschaftsfachleute gegen diese Abwertung nur die National-
bank hat sich dort mit dem Finanzminister durchgesetzt. Den Finanzminister
lernte ich dann bei einem Arbeitsessen kennen, scheinbar hat man in Jugoslawi-
en grösseres Interesse daran, den Export unter allen Umständen aufrecht zu er-
halten, als auf die Stabilitätsauswirkung bei einer Abwertung Rück-
sicht zu nehmen. Dabei sind die Lebenshaltungskosten offiziell um 21,3 %
gegenüber dem Vorjahr gestiegen, das Geldvolumen sogar um 40 %. Mai 73 :
Mai 72. Die Teuerungswelle, geben alle zu, ist verheerend und wird entschei
dend grossen Einfluss auf die nächsten Monate noch haben. Snuderl z.B.
hat mir nachher erzählt, dass die 240 Mill. $ Export gar nicht so ent-
scheidend sind,sondern dass noch 610 Mill. Gastarbeitereinnahmen und
210 Mill. Touristeneinnahmen sowie insbesondere 100 Mill. aus Bauten, die
Unternehmer in der BRD leisten, wesentlich bedeutender sind. Diese Ein-
kommen aber resp. Devisenerlöse werden jetzt durch die Abwertung verteuert.
und belasten die jug. Volkswirtschaft stärker als der Vorteil der Export-
industrie durch einen günstigeren Dinarerlös.

In multilateraler Besprechung war nur der österreichische Wunsch, den Ein-
spruch Jugoslawiens zu unserem EG-Arrangement zu mildern oder wegzu-
bingen. Jugoslawien hat in dem Bericht im GATT eine STelle verlangt,
die Österreich hart getroffen hätte, weil sie behauptete, dass die anderne
Staaten durch das Arrangement geschädigt werden. Frau Ziberna hat unver-
züglich mit ihrem Vertreter in Genf gesprochen und am nächsten Tag bereits
mitgeteilt, der Einspruch wird zurückgezogen.

Mein Hinweis, dass Österreich seinerzeit von der EFTA beauftragt wurde,
für die Jugoslawen das Sprachrohr zu sein und ich deshalb bereit wäre,
sie wie die Schweiz für Spanien alle Interessen und Wünsche Jugoslawiens
zur EFTA zu vertreten, wurde mir Dank zur Kenntnis genommen. Eine Ent-
scheidung, ob Jugoslawien ein ähnliche Verhältnis wie Finnland, d.h. eine
JUGEFTA, anstrebt, kann jetzt noch nicht entschieden werden. Jugoslawien
möhcte als blockfreien Staat, der wie Snuderl sich ausdrückt richtig
neutral ist, insbesondere nicht die Entwicklungsländer d.h. die seiner-
zeitige Gruppe 77 jetzt auf 99 angewachsen, vor den Kopf stossen und lehnt
deshalb eine vorteilhafte präferenzielle Regelung für Jugoslawien, die
nicht gleichzeitig auch die Entwicklungsländer trifft, ab. Aus diesem


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GRund hat Jugoslawien auch mit der EWG keine wie immer geartete präferen-
zielle Lösung angstrebt und auch abgeschlossen. Im Rahmen des GATT hofft
Jugoslawien, dass es gelingen wird, in Tokio eine für die Entwicklungs-
länder günstigere Lösung zu finden als dies bis jetzt der Fall war.
Bilateral möchte Jug. langfristige Kooperationen, z.b. geschieht dies jetzt
mit anderen Auto-Industrien und die haben eine 15 %-ige Zollreduktion z.B.
Italien. In Radkersburg, Österreich, gibt es eine grosse Konfektionsfimra,
die gleichzetiig mit der auf jug. Seite liegenden Firma Mura entsprechende
Kooperation machen könnte. Jug. will langfristige Abkommen wobei eine Kapital-
beteiligung nicht ausgeschlossen ist.

Die Errichtungen von Firmenrepräsentanzen ist deshalb schwierig, weil in
der letzten Zeit scheinbar irgendwelche Schiebungen vorgekommen sind duen
und die Jug. deshalb alle Firmenrepräsentanzen soweit sie nicht jug. Firmen
sind, sehr negativ gegenüberstehen. Wenn soclhe errichtet werden, müssten
mindestens 50 % jug. Angestellte sein und auch ein jug. Geschäftsführer
bestellt werden. Vor allem muss aber ein grösserer Dollarbetrag als
Bardepot bei Banken hinterlegt werden. Die BRD hat 4 – 5 solche einen Firmen-
repräsentanzen.

Wenn Österreich Auskünfte über die Bonität von Firmen wünscht, dann kann es
sich an die jug. Handelskammer wenden. Dort bkommt sie allerdings nur eine
allgemeine Formel nämlich, dass die Firma angesehen ist und ihre Verpflich-
tungen erfüllt. Der Vorsitzende des Kontaktkomitees Covanovic wies aller-
dings daraufhin, dass man sich jederzeit auch an ihn wenden könnte, wenn
die Auskunft der Handelskammer nicht befriedigend sei.

Snuderl wies dann besonders darauf hin, dass eine gemeinsame Abfertigung
bei den Bundesbahnen und der jug. Bahn in Spielfeld-Strass seit Jahren ver-
handelt wird und im März 1971 die Verhandlungen abgebrochen wurden. Jug. wür
grössten WErt darauf legen, wenn diese Verhandlungen endlich positiv abge-
schlossen werden.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte dieses Problem unverzüglich mit Sekr. von
Verkehrsminister besprechen und Verhandlungen flott
machen.

Bezüglich des Karawanken-Tunnels hat Moser erklärt, dass 32 Variationen
der Trassenführung den jug. mitgeteilt wurden und diese sich nicht ge-
äussert haben. Demgegenüber behauptet mir der neue slowenische Wirtschafts-
minister, den ich zum Abschluss der Reise ind Krein traf, dass die Jug.
ebenfallss 26 Variationen ausgearbeitet haben und den österr. Stellen mit-


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geteilt hatten. Auch hier würde man grössten wert darauflegen, wenn endlich
einmal ein konkreter Abschluss der Verhandlungen zu erreichen wäre.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte auch das Sekr. vom Moser davon verständigen
und diesbezügliche Besprechungen womöglich einleiten.

Snuderl, abr auch der neue Wirtschaftsminister Sloweniens haben wegen einer
Erdgaspipeline bei mir angefragt, ob noch eine Möglichkeit besteht, in die
TAG eingeleitet zu werden. Die SU hat sich gegenüber Jug. verpflichtet,
1975 500 Mill. und 1980 bis 1,8 Mia und 1985 2,2 Mia Gas nach Jug. zu liefern
Die Jug. wären bereit gegebenenfalls sich mit 7 Mill. $ an der italienisch-
österr. Gaspipeline von der SU über österr. Gebiet zu beteiligen, um
zumindestens die ersten 500 Mill. 1975 über nehmen zu können. Ich habe
eine diesbezügliche Aussprache mit Gen.Direktor Bauer gehabt und er wird
sich unverzüglich mit der jug. Seite ins Einvernehmen setzen. Eine Ölpipe-
line wurde zwischen Kadar und Tito vereinbart und soll von der Küste
über Sisak nach Bosnien andererseits ein anderer Ast über Ungarn, CSSR
und Polen führen. Auch hier habe ich Bauer Mitteilung gemacht und
er wird diesbzeügliche Überlegungen anstellen, ob gegebenenfalls Öster-
reich sich daran beteiligt, resp. eventuell Öl dort abzweigt.

In Jug. bestehen ja eigene Republiken, die grösstenWErt darauf
legen, ihre Selbständigkeit immer wieder zu dokumentieren. Snuderl selbst
ist Slowene und hat mich deshalb ganz besonders auf den slowenischen
neuen Wirtschaftsminister aufmerksam geamcht. ICh habe deshalb selbst-
verständlich die Gelegenheit benützt, um Kontakt aufzunehmen. Die einzige
Möglichkeit bestände, nach dessen Aussage, wenn sich die ÖMV mit Petrol
in Ljubljana, Gen.Dir. Raschmann Kontakt aufnimmt.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte veranlasse, dass die ÖMV unverzüglich
mit diesem Mann Besprechungen beginnt.

Snuderl, aber auch der neue Wirtschaftsminister hat grösstne WErt darauf
gelegt, eine Projektstudie auszuarbeiten, ein Atomkraftwerk Jug. und Öster-
reich gemeinsam zu bauen. Zu diesem Zweck sollte zwischen der Verbund und
jug. Stellen Kontakt aufgenommen werden. Ich habe dies Gen.Dir. Ehrbacher
mitgeteilt, der sich bereitgefunden hat, mit der jug. Seite über Strom-
lieferungen gemeinsame Kooperationen und gegegenfalls einer Projektstudie
über Atomkraftwerk Besprechungen aufzunehmen.

Popowic war über die Begleitmöglichkeit sehr befriedigtund hat dort natürl
seine Wünsche über Schleifholzlieferungen an Leykam, Gratkorn und Rechberg
untergebracht. Ob eer eine Möglichkeit haben wird, ist meiner Meinung


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nach sehr fraglich, denn die Jug. beginnen jetzt eine eigene Papierindustrie
aufzubauen. Diesbedeutet, dass die österr. Papierlieferungen immer geringer
werden und gleichzeitig die Schleifholzmengen im eigenen Lande verarbeitet
werden.

Die jug. Seite möchte mit Österreich unbedingt mehr VErbindungen auf wirt-
schaftlichem aber auch auf verkehrspolitischem Gebiet. ZU diesem Zweck
hat Snuderl angeregt, dass Arbeitsgruppen unverzüglich engesetzt werden
sollte, um sich mit den bilateralen Fragen zu beschäftigen. DArüber
hinaus sollten die schon bestehenden Arbeitsgruppen zur Lösung des Kara-
wanken-Tunnels als auch der Eisenbahnprobleme wieder ihre ARbeit beginnen.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Unsere Arbeitsgruppe wird von Hillebrandt sicherlich
aktiviert werden, da brauchen wir uns nicht darum
zu kümmern, wohl aber wäre es zweckmässig, wenn jetzt
wirklich Moser und Frühbauer endgültig entscheiden
würdem. Ich fürchte nur, dass biede kein Geld haben,
beide die Projekte gar nicht jetzt verwirklichen
wollen und keine endgültige Entscheidung deshalb
treffen. In diesem Fall müsste aber den Jug. reinen
Wein einschenken.



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Die Verhandlungen mit dem Wirtschaftsminister Dimetrijevic waren inso-
ferne von Bedeutung, als anschliessend daran die Tanjug ein umfangreiches
Kommunique herausgab, das – wie Botschafter Otto und der Pressereferent
Delakowitsch mir sagte – vollkommen unüblich sei. Dimetrijevic teilte
mit mir, dass Zusammenarbeitsverträge Kooperationen Jug. mit anderen
Staaten an die 400 bereits abgeschlossen hat, wovon Österreich nur 34
stellt. Für Investitionsbeteiligungen hat Jug. 85 abgeschlossen und
Österreich nur 3. Semperit mit mit Save.Semperit, Fürstenbach im Burgenland
welches Mieder erzeugt und dann noch deutscher Chemiekonzern mit seiner
Niederlassung in Wien, der sich an einer jug. Firma beteiligte. Jug.
erwartet im Jahre 1975/76 eine grosse Energiekrise und möchtes des
halb mit Österreich entsprechende Stromlieferverträge abschliessen.
Jug. wird jetzt eine Ringleitung bauen, um die Strommengen im eigenen
Lande transportieren zu können. Auch Leitungen ins Ausland seien geplant.
Mein Hinweis, dass bereits eine solche Ringleitung über Italien Österreich
Jugoslawien besteht, hat den Wirtschaftsminister veranlasst, entsprechende
Überlegungen und Untersuchungen anzustellen, warum diese Ringleitung
so wenig benützt wird. Ein gmeinsames Atomkraftwerk und eine Gas- und Öl-
pipeline sollte ebenfalls untersucht werden. Die Erdölleitung von der
Adria in der Nähe Rijekas soll bis Sijak gehen, dann sich spalten eine
nach der Woiwodina und die andere über Ungarn CSSR Polen mit einer
eventuellen Abzweigung nach Österreich. Mitrejevic erkundigt sich auch
ob Möglichkeiten bestünden, dass sich jug. Firmen in gemischten Unter-
nehmungen in Österreich beteilgen könnten. Er verwies darauf, dass die OeNB
jetzt für Kapitaleinfuhren Schwierigkeiten macht. Mein Hinweis, dass
dies nur im Zuge der Stabilitätsbemühungen vorübergehend ist, hat ihn
befriedigt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass wirklich jug.
Firmen in Österreich grössere Investitionen tätigen. Ich selbst wäre daran
sehr interessiert, damit hier das Argument entkräftet werden kann, dass
nur Weststaaten und dortwomöglich Deutschland und Amerika sich an österr.
Firmen beteiligen, resp. solche aufkaufen. In der Frage der Bezahlung
der Schiffahrtseinrichtungen für das Eisenre Tor, wo in der Summe
55 Millionen $ von allen Staaten zu leisten seien, will die jug. Seite
jetzt so schnell als möglich geklärt haben. Jug.seits hätte man Verständ-
nis, dass wir nicht das Durchsatzvolumen des Jahres 1963, welches um
50 % höher war als die 1972 der Fal 1 war als Grundlage nehmen können.
Allerdings meint Jug., dann müssten eben die anderen Staaten einen grös-
seren Anteil übernehmen. Hier wird es noch beträchtliche Schwierigkeiten
geben.



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Ich versuchte mit allen Ministern in privaten Besprechungen das Rota-
tionssystem von Jug. näher zu ergründen. Auch die Beteiligung der
Arbeiter an den Betriebsergebnis stand zur Diskussion. Die Schwierigkei-
ten, die cih befürchtete oder besser gesagt erwartete, wurden mir teilwe
weise bestätigt. Die Arbeiterselbstverwaltung aknn dazu führen, dass
Direktoren gewählt werden, die aus Gefälligkeit dem Personal gegenüber
gute Wahlergebnisse erzielen können. Ob dies allerdings immer für den
Betrieb dann günstig ist, bleibt dahingestellt. In vielen Fällen hat
der Selbstverwaltungssozialismus wie ihn die neue Verfassung vorsieht,
dazu geführt, dass die Arbeiter über Überschüsse verfügen, die in Wirk-
lichkeit im Betrieb als Investitionen belassen werden müssten.

Jug. selbst erscheint nur als ein einheitlicher Staat, in Wirklichkeit
haben die 6 Republiken ihre eigene Wirtschaftspolitik und sind auf
ihre Autonomie streng bedacht. Z.B. hat die Erzlieferung von Vakar
das ist der eigens angelegte Erzhafen in der Nähe von Rijeka nach
Sisak mit Eisenbahn von dort über die Save bis Beograd und von der
Donau aufwärts nach Linz dazu geführt, dfass sich die slowenische Eisen-
bahnverwaltung darüber beschwerte. Nach langwierigen Verhandlungen wurde
noch eine Entscheidung jug.seits getroffen. 350.000 t Erz können diesen
Weg weiter gehen zu äusserst günstigen Frachtbedingungen, 560.000 t
aber müssen durch Slowenien mit der Südbahn befördert werden. Die
Bahnen Sloweniens und Kroatiens haben sich harte Konkurrenzkämpfe gelie-
fert, um das Frachtaufkommen für sich zu bekommen. Die slow. Republik
möchte überhaupt einen noch engeren Kontakt mit Österreich. Die Gemisch-
te Kommission, die das Karawankentunnel bearbeitet hat festgestellt,
dass Jug. 1,660,000.000 $ und Österreich 980 Mill. $ aufwenden müsste,
um diesen Wunsch Jug. endlich zu erfüllen. Wenn Österreich 32 Variationen
vorgelegt hat, so hat Jug. immerhin 22 ebenfalls bearbeitet und zur
Diskussion gestellt. Ebenso wäre ein gemeinsamer Grenzbahnhof sowohl
ind Jesenice als auch in Spielfeld-Strass dringend erforderlich
Die Kommission hat zuletzt im März 1972 getagt. In Jesenice könnte
noch ein zweites Gleis gelegt werden und dann eine Autoverladung auf-
genommen werden. Österreich müsste dafür 70 Mill. S aufbringen. Jug.
50 Mill. Dinar, für die Autoverladung käme nach slowenischer Ansicht
3 1/2 bis 5.000 Autos in Frage. Die Rentabilität wäre damit gegeben.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Vielleicht kann man auch dieses Problem im Ver-
kehrsministerium untersuchen lassen.



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Besuch in Albanien

Den Fortschritt Jugoslawiens konnte man erst richtig ermessen, wenn
man Albanien besucht hat. Schon allein die Einreise ist wesentlich schwie-
riger. In ganz Europa kann ihc mit meinem Diplomatenpass als Minister
ohne Visum reisen. Nur in Albanien verlangte man von mir drei Bilder
und ich musste ein Visum ausfüllen. Normal ist es ungewöhnlich, dass
jemand mit Autos einreist und deshalb sind die Formalitäten dort sehr
streng. Reisende habe glaube ich überhaupt kaum Chancen als Individual-
reisende Nach Albanien zu kommen. Albanien selbst hat in den letzten
Jahren sicher einen beduetenden Aufschwung gneommen. Wir waren zwar nur
2 Tage – 1 Tag in Tirana, den zweiten Tag in der Hafenstadt Tures – aber
die Fabriken, die wir besichtigten, resp. die wir auf der Fahrt passierten
wurdn unumwunden vom Begleiter immer als chinesische Lieferung hingestellt
z.B. hat Albanien in Trien ein Wasserkraftwerk 5 mal 50 MW von China
geliefert bekommen und wird jetzt ein zweites in Fieri mit 4 mal 100 MW
errichtet. Eine Kabelfabrik wurde ins Skutari, ein Zementfabrik in Kruje
400.000 t, eine Düngefabrik mit 100.000 t Phosphordünger, eine mit
Stickstoff, eine Raffinerie von 1,2 bis 2 Mill. t in Fiere ein Wärmekraft-
werk mit 100 MW, Perat ein Textilkombinat von der Flocke für zur Be-
kleidung von chinesischer Seite geliefert ohne dass die Albaner dafür
bis jetzt auch nur einen Lek dafür bezahlten. Auf meine Frage, nach
welcehn Kreditkonditionen diese Fabriken geliefert wurden, erklärte
man mir ohne Zinsen und die Rückzahlung sei noch nicht im Detail vereinbart
Gegenleistung ist mir nicht bekannt. Selbst wenn im seinerzeitigen Hafen
den auch die Sowjets bis zum Bruch benützten, Flore eine entsprechende
chinesische Unterseebootbasis existieren soll, ist damit noch nicht
erklärt der eingeheure Aufwand, den China für die Erhaltung des albani-
schen Staates macht. Selbst Konsumartikel werdn von China geliefert, z.B.
auch Kaffee, obwohl China ihn selbst importieren muss. Eine weitere
Gegenleistung kann nur sein, dass die Albaner sich bereiterklären,
Maoisten auf Westeuropa zu Studienzwecken und zru politischen Schulung
einzuladen. Wir konnen am Strand von Turez einige solche Gruppen kennen
lernen- Angeblich sind sie mit langen Haaren am Flughafen angekommen
wurden dort sofort auf normales europäisches Mass frisiert, d.h. die
Haare geschnitten, worüber sich selbst die westdeutschen Kommunisten nicht
aufregten. Wenn Frauen mit breiteren Hosen kommen, müssen sie entweder
Kleider anziehen oder Blue jeans am Flughafen kaufen, die zugelassen sind.
Albanien riegelt sich in jeder Beziehung von Westeuorpa abe auch vom
Ostblock entsprechend ab. Der untrügerische Zeichen ist ein mit elektrische
Strom gezogener Stacheldraht entlang der Grenze.



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Der Vizeaussenhandelsminister war 5 Jahre Handelsrat in China und sprach
ein perfektes Englisch. Interessant war, dass ich bei den Besichtigungen
und auch bei Informationen die Fälbl und auch meine Frau einholen wollten,
über die Lohn- und Preisverhältnisse sich die Albaner über das verhältis-
mässig tiefe Lohnniveau genierten. In Wirlichkeit war es für sie glaube ich
eine ungeheure Leistung überhaupt aus diesem reinen Agrarstaat, wo eigent-
lich hauptsächlich Hirtenaufzucht und ein wenig Ackerbau betrieben wurde
eine Umstellung auf einen Industriestaat erst in den letzten Jahrzehnten
begonnen wurde, die Elektrifizierung jetzt in jedem Bauerndorf, d.h.
jedes Haus elektrischen Strom hat natürlich gegen Jugoslawien und West-
europa stark zurückblieben. Die Stärke Albaniens liegt in seinen Natur-
schätzen. Neben dernoch ausbaufähigen Wasserkraft hat es Mineralien
die in Hinkunft eine grosse Rolle spielen werden. Kupfer, Chrom und
Eisennickel, Bitumen in fester Form usw. In einer ständigen Ausstellung,
woe sie auch ihre ProduktionenMaschinen und Geräte aber vor allem auch
ihre Mineralogischen Schätze zeigten, konnte ich mich davon überzeugen.
Sie betreiben eine vollkommen autarke Politik, was aus ihrer politischen
Lage verständlich ist und werden deshalb in Elbasan ein Schwerindustrie-
zentrum auch ein Eisenwerk mit 250.000 t errichten. Die gesamten Einrichtung
und Maschinen komme aus China. Chromerz, das sie derzeit nach Italien und
Schweden exportieren, werden in der Perspektive eine Million jato produ-
ziert. Bitumen, das sie nach Italien und Afrika exportieren und zwar in
Fässern und flüssig wird 1 Mill. jato betragen. Stärkere Exporte und Im-
porte haben sie eigentlich nur mit Italien. Dort importieren sie auch
für 1 Mill. $ synthetische Flocken und ich glaube auch ein wenig Garne.
Hier bestände die Möglichkeit, Lenzing einzuschalten. Ihr Textilkombinat
ist derzeit auf Baumwolle und Wolle aufgebaut, doch möchten sie in
Hinkunft auch Polyesterfasern, d.h. sie möchten von dem Bezug Chinas
Baumwolle und ihre eigenen Wollproduktion auf Kunstfaser umsteigen oder
zumindestens ergänzen. Grsses Intersse haben sie, Tabak zu exportieren
Sie machen den weitern Bezug von Zigarettenpapier, was Bunzl und Biach
Wattens, bis jetzt geliefert haben, vom Tabakbezug resp. Zigarettenbezug
abhängig. Angeblich haben sie auch schwarze Tabake, die dem Geschmack des
europäischen Publikums Rechnung tragne udn die Tabakregie könnte heir
versuchen, alte Tabakmaschinen gegen Tabak zu tauschen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Bitte mich mit Gen.Direktor Musil von der
Tabakregie wegen jug. und vor allem albanischem
Tabakbezug verbinden.



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1975 möchten sie Ferronickelerz nach Österreich liefern, derzeit
liefern sie 300.000 t in die CSSR.

ANMERKUNG: Bitte mich mit VÖEST Gen.Dir. Koller verbinden.

Die derzeitigen Hauptexporte sind Tomaten und Weintrauben und einige
sonstige agrarische Produkte. Hier that die Fruchtunion, HErr Riff,
ihnen Anweisungen gegeben und sie infomriert, wie man Tomaten schneller
und besser zur Reife bringt und die verladet. Deshalb hat die Fruchtunion
fast ein Monopol. Ich habe zwar den Wunsch der GÖC angemeldet, dass
sie selbst direkt beziehen will, glaube aber kaum, dass sie Chancen
hat.

ANMERKUNG: Mit Mittermeier GÖC verbinden.

Albanien möchte mit den neutralen Staaten – der schwedische Aussenhandels-
minister war vor Monaten erst erster westeuropäischen Minister in
Tirana – und mit Österreich ganz besonders regeren Warenverkehr haben.
HIer besteht für die Zukunft eine grosse Möglichkeit, insbesondere
sich vielleicht doch an dem Abbau der mineralogischen Schätzen Albaniens
zu beteiligen und im Aussenhandel damit ein grösseres Geschäft machen
zu können.

WEnn Albanien seine Wasserkräfte ausgebaut hat und hier dürfte es eine
grosse Unterstützung Chinas haben, die entsprechnedne Überlandleitungen
nach Jugoslawien existieren, nach Griechenland sollen sie gebaut werden,
dann wir Albanien ein Stromexportland sein. Leider ist das jug. Netz
nicht so weit, dass man über Jugoslawien dann gegebenenfalls dann
albanischen Strom beziehen könnte. Derziet liefert Albanien nur Strom
nach Jug. und zwar nach Titograd, wo ein Alu-Werk errichtet weurde,
das in Hinkunft noch von 50.000 auf 100.000 jato ausgebaut werden soll.
Da die in Europa vorhandene Energiekarten vllkommen falsch sind,
sie haben einen Stand, der längst veraltet ist, habe ich
die Albaner darauf aufmerksam gemacht, dass es doch in ihrer Propaganda-
linie liegen müssten, die tatsächlichen albanischen Leistungen auf diesem
GEbiet in Westeuropa zu dokumentieren. Der Wirtschaftsminister aber
auch der Handelsrat haben erklärt, sie werden sich dies überlegen
und mir entsprechende UNterlagen zur VErfügung stellen, die bis jetzt al-
lerdings noch nicht eingetroffen sind. Ihc bin auch überzeugt, dass sie
kaum kommen werden.



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Verhandlungen mit Jugoslawien auf dem Fremdenverkehrssektor

Die Besprechungen in Dubrovnik hat als Fachmann Naikov im DEtail
geführt. Sie haben Fremdenverkehrsabkommen -it vielen Ländern und
waren sehr erfreut, dass wir auch in Österreich eines mit ihnen ab-
schliessen. Im Abkommen vorgesehen Gemischte Kommission soll nach Wunsc
Snuderls und Neikov bereits im Herbst ihre erste Sitzung habne und
sich mit der internationalen Wirtschaftslage, mit der Vorbereitung der
nächsten Session, aber auch mit Umweltschutz beschäfitgen. Ichnhabe
ausdrücklich verlangt, dass bevor die Gemischte Kommission zusammen-
tritt, ein sehr detailliertes Tagungsprogramm vorgelegt werden
müsste. Ich habe keinen Zweifel gelassen, dass wir nicht ausschliess-
lich – wie Snuderl gemeint hat – Komplementärländer sind, d.h.
Jug. das Meer hat und daher keine Konkurrenz für uns darstellt,
sondern das selbstverständlich der Sommergast auch entweder in
Österreich verbleibt oder doch zum Meer weiterfährt und dass darüber
hinaus im Winter eine geiwsse Konkurrenz mit Slowenien zu verzeichn-
nen ist. Alrdings glaube ich, dass wir gar nicht den ausl. Gast bie un
aber auch nicht den Österreicher beeinflussen können. ob er nach
Jug. fährt oder nicht. Auf Drittmärkten ergibt sich eine gute
Zusammenarbeitsmöglichkeit. Neikov hat deshalb auch angefhrt,
dass die Gemischte Kommission sich mit der Verkehrswegefrage, mit
dne Grenzformalitäten, mitder Propaganda und Information, mit der
regionalen Zusammenarbeit, mit dem Ausflugsverkehr und einem gemein.
samen Vorgehen bei Hotellerie und Verkehrsunternehmen beschäftigen
sollte. Ein weiterer wichtiger PUntk wäre die Werbung auf Drittlän-
dern für den Raum Österreich-Jugoslawien DAfür kommen insbesondere
die USA, Skandinavien, Japan und Australien in FRage. Derzeit
gibt es schon eine solche Zusammenarbeit in der alten Kommission
SAT, in der Donauländerkommission, in der europ. Kommission für Pro-
paganda in USA und vor allem enmal in der Welttourismus-Organisation.
International Union Travel Organisation (IUTO) worauf die Österr.
Fremdenverkehrswerbung WErt legt, nämlich in die Route Baltik
Adria, wo von Polen ide Initiative ausgegangen ist, eingeschaltet
zu werden, habe ich vorgebracht und Jug. wird dies wohlwollend prüfen.

Die derzeit private Organisation über den Welttourismus International
World Traveller (IWT) die einen UNO-Status bekommen soll , wie im
Jahre 1970 in Mexiko beschlossen wurde und wo bis jetzt 42 Länder
ratifiziert haben aber mindestens 51 ratifizieren müssen, wird von


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Jugoslawien urgiert, welcehs bereits ratifiziert hat, dass Österreich
so schnell wie möglich beitritt. Inbesondre aber möchte Jug.,
dass wir es unterstützen, dass der Sitz dieser Organisation, wo der-
zeit 105 Länder Mitglieder sind in Zagreb sien sollte. Derzeit ist
das Büro in Genf und Madrid, Istanbul, Trinidad und Mexiko haben sich
ebenfalls um einen Sitz beworben. Die Jug. behaupten, dass sie Unterstützung
von USA, Vatikan, Niederlande, Dänemark, Senegal, den osteuropäischen
Staaten und von Lateinamerika und vor allem auch den Entwicklungsländern
haben. DIe BRD wird sich später erst entschieden, Mexiko aber hat ein
gentleman agreement mit ihnen vereinbart, wenn es nicht selbst den
Sitz bekommt, dann für Zagreb einzutreten. Man wollte mich sehr gerne
festlegen, doch habe ich erklärt, ich nehme die INformation zur KEnntnis
und werde diesbezüglich mit Kirchschläger sprechen. Ich habe keinerlei
Zusagen gemacht, weil ich auf dem STadpunkt stehe, solche Gelegenheit
muss man gegen irgendetwas anderes wenn mann eben tatsäöchlich unterstützt,
abtauschen. Hier müsste das Aussenamt entsprechende Vorschläge und Kombi-
nationen vorlegen und erstatten.

ANMERKUNG FÜR HEINDL: Ich habe Zolles schon informiert, erkundige Dich
bitte, wie das Aussenamt büromässig steht.
Angeblich gibt es schon Zusagen für Genf.

In Caracas soll bei der Konferenz ein Präsident aus Kanada resp. Spanien
vorgesehen sein. Beide Persönlichkeiten werden von Jug. entschiedne abge-
gelehnt, weil sie kein Format haben und daher diese Organisation nicht
entsprechend führen können. Auch hier habe ich keinerlei Zusagen und
Äusserungen gemacht.
Bezüglich der Überbuchungen, wo mir der Fachverband für Reisebüros geschrie-
ben hat, habe ich Snuderl uasserhalb der Tagesordnung auf diesen Zustand
aufmerksam gemacht und Snuderl hat erklärt, dass die Unternehmer dafür zivil-
rechtlich haften und auch noch entsprechende Bestrafung durch jug. Behörden
zu erwarten ahben. Psychologisch lässt sich die serklären, dass 1972
durch die Pocken riesige Abbuchungen und Grossarrangementstornierungen
erfolgt sind. Dies aber nur zur Erklärung, nicht zur Entschuldigung,
wie er sich ausdrückte.

Snuderl beschwerte sich auch, dass keine Österreich-Prospekte ind jug.
Sprache, serbokroatisch oder slowenisch vorliegen.

ANMERKUNG FÜR WIESINGER: Zolles hat mir welche versprochen, die ich dann
Snuderl zur Information schicken werde.



17-0878

Bei der anschliessenden Pressekonferenz wollten die Vertreter der
Presse und des Fernsehens insbesondere wissen, wie der Fremdenver-
kehr zwischen unseren beiden Ländern und insbesondere auf dritten Märk-
ten verbessert wrden konnte. Die Pressekonferenz hatte ungefähr
westliches Niveaus und desselbe System. Sehr zum UNterschied z.B. von
Albanien, wo auf Anfragen Horn von der Presse und des APA-Vertreters
der Wirtschaftsminister erklärt, sie mögen ihre Fragen im Aussenamt
einreiche, Als sie erklärten, dass sie dies schon getan haben,
ging er glatt über die Tatsache hinweg und hat ihnen keinerlei
Antwort gegeben. Ganz anders Snuderl, der sehr wohl auf alle kriti-
schen Bemerkungen oier Wünsche entsprechend eingegangen ist. Hier
kann man mit Recht feststelen, dass zwischen diesen Staaten ein
himmelhoher Unterschied existriert. Nicht nur im Lebensstandard
sondern vor allem auch in der Einstellung und in der politischen
Führung des Staates.

Die Investitionen Jug. an der Küste soweit ich sie in Dubrovnik und Um-
gebung feststellen konnte, gehehn ins Gigantische. Nördlich von Dubrov-
nik wird jetzt ein Erholungszentrum mit 5.000 Betten geplant und
sicherlich auch ausgeführt. Alle Hotels sind ungeheuer grosszügig,
die Architekten haben volles Handelsfreiheit, die Baukosten, der umbaute
Raum usw. dürfte scheinbar überhaupt keiene Rolle spielen. Das Bedie-
nungspersonal spricht mehrere Sprachen, es sind meistens junge Leute
mit einem Wort westlicher Standard. Allerdings verfallen die Häuser
dann verhältnismässig sehr schnell, weil die Reparaturen sehr zu
wünschen übrig lassen. Sehr beendruckt hat mich die gigantische
Planung, obwohl die Finanzierung auf fest westeuropäischer Methode
erfolgt. Die Unternehmer smüssen sich entsprechende Kredite beschaffen
und die Restkredite sind meistens irrsinnig teuer und deshalb sind
die Hotels mit Zinsen sehr stark belastet. Die Preise sind durch die
Abwertung bedingt verhältnismässig nicht zu teuer, vor allem liegen
sie wesentlich tiefer als in Österreich. Durch die starke Inflations-
welle – 25 % Preissteigerungen werden auch hier einen Ausgleich
mit den österreichischen Preisniveau in den nächsten Jahren herbei-
führen.



17-0879

Da Snuderl nicht als Aussenhandelsminister jemals nach Wien
kommen kann, habe ich ihm vorgeschlagen, daß ich ihn einmal
zur Messe einladen werde und zwar um weitere Besprechungen über
die multilateralen Beziehungen zwischen Jugoslawien, Österreich
im Rahmen der EFTA usw. zu besprechen.

Anmerkung für HEINDL
Bitte ihn für Frühjahrsmesse oder Herbstmesse 1974 vorzumerken.

Tätigkeit: GD Bunzl & Biach, Präs. Zentralorganisation der österr. Papierindustrie


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: GD ÖMV


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: Staatschef Jugoslawien


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: jug. MP 1971-77


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: GD Verbund


          Einträge mit Erwähnung:


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: MR HM


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: GD VÖEST


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: jug. Außenhandelsminister


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: ung. Parteichef


                    Einträge mit Erwähnung:
                      Tätigkeit: Büro des Bundesministers (Sekretärin)


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Austria Tabak


                        Einträge mit Erwähnung:
                          Tätigkeit: Finanzreferent HK, GF Eisenwerk Sulzau-Werfen, Obmann Gießereifachverband


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: Verkehrsminister, LH-Stv. Ktn.
                            GND ID: 12053536X


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Bautenminister


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: Beamter HM


                                Einträge mit Erwähnung:


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: Direktor ÖFVW


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: Vizekanzler, Sozialminister


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                        GND ID: 102318379X


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: Außenminister, Bundespräsident
                                          GND ID: 118723189


                                          Einträge mit Erwähnung: