Samstag, 24. Feber 1973
Die Landeskonferenz von Niederösterreich und Burgenland der Lebens-
mittelarbeiter, wo ich ein Referat über wirtschaftliche und gewerk-
schaftspolitische Absichten und Situation hielt, hat keinerlei Dis-
kussion ausgelöst. Darüber war ich sehr unglücklich. Staudinger der
Landessekretär sagte mir allerdings, daß sie dies sogar beabsichtigt
haben. Hätte sich der ÖAAB gemeldet, dann wäre natürlich eine Dis-
kussion entbrannt, da dieser aber bevorzugt zu schweigen, haben unsere
Genossen sich nicht gemeldet. Richtig ist, daß ich den ÖAAB kaum eine
Möglichkeit gegeben habe einzugreifen. Ich habe nämlich dezidiert er-
klärt, und daß ist meine innerste Überzeugung, daß sowohl in der Ko-
alitionsregierung als auch in der monochromen ÖVP-Regierung als auch
jetzt gegenüber der soz. Regierung die Lebensmittelarbeiter gar keine
andere Möglichkeit haben und gar keine andere Taktik verfolgen, als
immer die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter in unserer Branche
bestmöglichst zu vertreten. Auch an das Referat von Koll Blüml als
Zentralsekretär kann keine Diskussion zu stande. Staudinger hat diese
Organisation fest in der Hand und auch der Obmann der nö. Lebensmittel-
arbeiter, NR. Tonn ist unumstritten. In der Pause kamen dann einige
Genossen die mich beglückwünschten für die Arbeit die wir leisten und
nur besorgt sind, daß ich mich vielleicht doch zu sehr überanstrenge.
Das Vertrauen ehrt mich, die Ruhe aber beängstigt mich.
Tagesprogramm, 24.2.1973