Sonntag, der 10. September 1972

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Sonntag 10. September 1972

An dem 5. europ. Knappentag, wo ich den Ehrenschutz übernommen
hatte, benützte ich, um im Auditorium maximum der Montanistischen
Hochschule meinen Dank den Professoren für die Mitarbeit beim
Berggesetz Abzustatten. Ich wies auch ganz besonders auf die glück-
liche Lösung der Konzentration des gesamten Berg- und Hüttenwesens
auch für die neue Firma VÖEST-Alpine in Leoben hin und deutete an,
daß diese Stadt das Zentrum der Verwaltung des Bergwesens werden
wird. Die Absicht von mir war eindeutig, nämlich jetzt schon die
Weichen auch für die Reorganisation der Bergämter zu stellen. Im
Gespräch unter 4 Augen mit den Berghauptmann von Leoben ersuchte
ich ihn auch entsprechende Überlegungen in den nächsten Wichen und
Monaten anzustellen, wie die Reorganisation des Bergwesens für die
Steuermarkt und Kärnten, Amtssitz in Leoben, mit den Organen unserer
Stahl- und Eisenkonzerne erfolgen könnte. Zu diesem Zwecke besuchte
ich auch zwischen den Veranstaltungen die Berghauptmannschaft, weil
man mir gleich natürlich einreden wollte, dann wäre ein Neubau unbe-
dingt fällig. Sicherlich wird, wenn es zu einer Konzentration in
Leoben kommt, ein bißchen größeres Büro notwendig sein. Der Berg-
hauptmann selbst, der diesen Problem sehr aufgeschlossen glaube ich,
gegenübersteht, wird sich die ganze Sache überlegen und dann mit
mir Rücksprache halten. Er sagte aber sofort mit Recht,
daß es hautplich eine personelle Frage sein wird. Die Leute in den
einzelnen Berghauptmannschaften sind mit einem bestimmten Ziel oft
vielleicht sogar mit Zusagen eingetreten, irgendwann einmal doch auch
einmal Berghauptmann zu werden. Wenn nun die Laufbahn dort abge-
schnitten wird, müßte man für diese Kollegen eine gewisse Ersatz-
lösung finden. Da ich nicht die Absicht habe irgendwelche Berghaupt-
mannschaften sofort aufzulösen, sondern nur durch eine systemat. Nicht-
mehreinstellung von neuen Beamten sie auf lange Sicht stillzulegen,
vorübergehend als Außenstelle zu behandeln, muß man nur eine ent-
sprechende Lösung für die jetzt dort aufgenommenen Beschäftigten
finden. Das ganze ist keine Frage von Monaten ja nicht einmal von
Jahren und ich habe dem Berghauptmann versichert, sollte ein lang-
fristiges Konzept erstellen.



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Die so groß angekündigte Veranstaltung war in Wirklichkeit gar
nicht ein solches Spektakel. Man erzählte mir an 5.000 Bergknappen
daran teilnehmen. In Wirklichkeit waren nur einige Abordnungen aus
Deutschland eine aus Frankreich und Holland anwesend. Auch was mich
am meisten freute, war die Beteiligung von österreichischen Knappen
sehr gering. Die Tradition kann scheinbar die österreichischen jün-
geren Bergknappen nicht mehr so erfassen. Natürlich sind die Musik-
züge zum Teil sogar schon aufgelassenen Bergwerken überall noch
vorhanden. Hier handelt es sich um die Musiktradition und nicht um
die Tradition der Bergmannsarbeit. Diese Entwicklung erscheint mir
deshalb von Bedeutung weil es uns die Möglichkeit gibt, mit einzelnen
Bergwerken, die finanziell nicht mehr tragbar sind, wie z.B. Fohnsdorf
ohne allzu großen Widerstand der Traditionsverbände dort doch zu
einer Stillegung zu kommen.

Da ich in der Montanistischen Hochschule schon war, ersuchte ich
auch den Rektor-Vertreter, der Leiter des Erdölinstitutes mir seine
Räume zu zeigen. In diesem Neubau war wirklich viel Geld investiert
worden. Die Ausrüstung war aber nicht mehr geliefert da scheinbar
das Geld ausgegangen ist. Dadurch ergibt sich die Situation, daß
dort riesige Hallen fast leer stehen. Man hat aber den Aufwand nicht
gescheut und z.B. einen Bohrturm unter Dach aufgestellt, damit die
Spülungsversuche, die sich auf einer Bohrstelle ergeben, auch in der
Hochschule selbst durchgeführt werden können. Nach meinem Geschmack
hätte ich ihn irgendwo in der Umgebung von Leoben die ÖMV ersucht,
einen alten Bohrturm zur Verfügung zu stellen im im Freien ganz ein-
fach ausgestellt. Der Ordinarius erklärte mir, daß bei seiner Be-
rufung in der ÖVP-Zeit noch die Zusicherung bekommen hätte, und dies
sei schriftlich am Minoritenplatz zu lesen, daß alle die ent-
sprechenden Instrumente, Maschinen und sonstige Ausstattungen noch
geliefert werden. Auf der anderen Seite aber konnte ich im alten
Gebäude der Montanistischen Hochschule Zustände feststellen, die
wirklich katastrophal sind. Hier könnte durch eine entsprechende Ko-
operation der einzelnen Institute, sei es mit Ministerienverwaltung,
vor allem aber auch mit der einzelnen Industrie und den großen Firmen
viel Geld erspart werden und zweckmäßigerweise Ausstattungen und
Forschungsprogramme gegenseitig abgestimmt werden. Auf meine dies-
bezügliche Bemerkung hat man unumwunden zugegeben, daß es nicht so


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ist, daß die eine Gruppe etwas forscht, was die andere nicht so
intensiv betriebt, sondern daß selbstverständlich jetzt, so wie
überall in der Welt, auch in Österreich die wissenschaftliche
Forschung gleichlaufend mit der Forschung der privaten Wirtschaft
oder verstaatlichten Wirtschaft erfolgt. Wenn Österreich überhaupt
auf diesem Sektor positive Ergebnisse zeitigen will, müßte eine viel
zweckmäßigere Kooperation erfolgen.

Mit LH. Niederl besprach ich die Möglichkeit für die Papierfabrik
Weißenbach. Ich setzte ihm die Schwierigkeiten auseinander, weil das
ERP-Büro derzeit nicht bereit ist, den ERP-Kredit zu gewähren. In
diesem Falle sagte Niederl hat die Landesregierung beschlossen, auch
diesen Kredit gegebenenfalls zu übernehmen. Die Landesregierung ist
fest entschlossen, die Fa. Starlight die notwendige Unterstützung zur
Übernahme von Weißenbach zu gewähren. Niederl wollte auch von mir
wissen wie weit die Holzhausproduktion in Weißenbach von Turnauer
gegebenenfalls aufgenommen wird. Ich glaube, es ist dringend notwendig
daß von Haus aus, d.h. dem Referenten des Handelsministeriums der
Auftrag erteilt wird, konkrete Verhandlungen mit Turnauer über die
Errichtung von Holzhäuserproduktion in Österreich zu erteilen.

Anmerkung für WANKE
Bitte veranlasse dies, damit nicht wir in Verzug kommen.

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Tagesprogramm, 10.9.1972

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: steir. LH, ÖVP


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: SChef HM
    GND ID: 12195126X


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      Tätigkeit: Industrieller


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