Sonntag, 21. März 1971
Aus mir zuerst unerklärlichen Gründen wurde ich in Nieder-
österreich im Bezirk Horn in sehr vielen kleinen Dörfern
als Redner eingeteilt und vorgesehen. Wir hatten die ganzen
Veranstaltungen immer im Freien, damit doch vielleicht die
Leute, die zu einer Versammlung nie kommen würden, über die
Lautsprecher in ihren Wohnungen etwas über unsere Auffassung
erfahren. Zum Glück hatte ich den Anhaltspunkt der Demon-
stration des ÖVP-Bauernbundes und konnte unsere Agrarpolitik
erklären. Ich konnte allerdings nicht verstehen, warum wir
nicht in Horn eine Veranstaltung haben. In Horn war Vor-
mittag der Waldheim und ich hätte es als sinnvoll empfunden,
am Nachmittag z.B. dort ebenfalls eine Diskussion auf offener
Straße abzuhalten. Die Horner hatten ihre Bezirkskonferenz
der SPÖ vormittags in Drosendorf gehabt und daher konnte ich
keinen genauen Bericht bekommen, wie Waldheim im Bezirk an-
gekommen ist. Die Hollabrunner hatten vormittags ihre Bezirks-
konferenz und bei dieser Gelegenheit konnte ich als Referent
ihnen unsere Politik erklären. Am Abend gestand mir dann der
Bezirksverantwortliche Mandatar, daß sie deshalb Horn ausge-
lassen haben, weil in 14 Tagen kommt der Jonas nach
Horn. Ich glaube, daß es trotzdem zielführender gewesen wäre,
sofort auf Waldheim zu reagieren, da ich zweifelsohne vielleicht
einige Passagen sagen konnte, die Jonas natürlich in 14 Tagen
überhaupt nicht mehr benützen kann und er als eigener Wahl-
werber natürlich ganz anders auftreten muß als ein Minister,
der auf eine Versammlung, die am Vormittag stattgefunden hat,
reagiert.
Also Rudi hat bei der ganzen Kampagne den Eindruck, daß es
sich hier nur um eine Aktivität des Zentralsekretariates
handelt, die in irgendeiner Weise nachweisen wollen, daß sie
etwas für die Wahl Jonas' machen. Sie setzen deshalb die
Referenten oft ganz sinnlos nach seiner Meinung und nach
gar keinem systematischen Plan ein. Ich hatte eigentlich,
muß ich gestehen, auch diesen Eindruck.