Sonntag, 7. März 1971
Die Messe-Eröffnung fand unter den denkbar schlechtesten Witterungs-
verhältnissen statt. Für mich gab dies einen guten Gag, das Konjunk-
turbarometer auf Hoch und Winterwetter dagegen nicht messezeitgemäss.
Dafür aber auch der Vorteil für den Fremdenverkehr, der auch bei mir
ressortiert. Ansonsten aber war meine Ansprache ein furchtbares
Gestammel, ich habe leider noch immer nicht die richtige Methode
entwickelt, diese kurzen offiziellen Ansprachen sind für mich ein
Greuel. Ich bereite mich stundenlang darauf vor und dann stottere
ich irgendetwas daher. Es ist eine alte Erfahrungstatsache, dass
es wesentlich schwieriger ist, eine kurze prägnante Aussage zu
machen, als ein Referat über einige Stunden zu halten. Das letztere
bereitet mir überhaupt keine Schwierigkeiten, das erstere bringe
ich nicht zusammen.
Im Kurier hatte ich gelesen, dass die Installateure über die Ver-
tragsvereinbarung zwischen der von der Gemeinde Wien herangezogenen
Installationsfirma und dem Gaswerken sehr empört sind. Ich machte
diesbezüglich eine Bemerkung zu Stadtrat Nekula, wobei ich nicht
bemerkte, dass Mitterer dies aufschnappte. Mitterer kam dann zu
mir und erklärte mir, dass er diesbezüglich auch mit der Gemeinde
Wien Verhandlungen führt. Aus einem weiteren Gespräch, das ich
mit Slavik und Sallinger führte, konnte ich entnehmen, dass diese
Verträge auf die Zeit von Frau Stadtrat Schaumayer zurückgeht.
Beim Empfang in der Bundeshandelskammer – Pavillon - konnte ich des-
halb Mitterer kontern und erklären, dass letzten Endes seine eigenen
Leute ja diesen Vertrag bestätigt haben. Er erwiderte sofort,
dass die Schaumayer von 2 Beamten hineingelegt werden sei. Für
mich wieder ein Beweis, wie notwendig die Detailkenntnisse sind.
Bei dieser Gelegenheit bedankte sich auch Mitterer, dass wir ihn jetzt
malen lassen wollen und ersuchte nur, dass ein Maler gefunden wird,
der ihn doch einigermassen kenntlich porträtiert. Ich versprach
ihm, dass er sich selbst den Maler im Einvernehmen mit Ottahal
aussuchen könnte.
ANMERKUNG FÜR HEINDL: Bitte, das Nötige veranlassen, allerdings
achten, dass nicht irgendein Protektionskind zum Zuge kommt, das
dann womöglich ein halbes Vermögen für das Porträt verlangt.
ÖAAB-Betriebsgruppenversammlung, 8.3.1971