Samstag, der 27. Februar 1971

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Samstag, 27. Feber 1971

Der gesamte Vorstand der ELIN, Dir. Schedl, Kohlruß, Haindl
und Schwabl, sowie Min.Rat Peschke diskutierten mit mir den
Verkauf der Elektrobau Linz an die ASEA. Die ELIN hat an Ver-
mögensschutz die derzeit ein Aktienpaket von 4,3 Mill. S
das sind 60 % des gesamten Nominales verwaltet, vor Monaten
bereits ein unbefriedigendes Anbot gestellt. Sie glaubten, mit
17 Mill. S gegenüber anderen Bietern das Paket zugeschlagen zu
bekommen. In der Zwischenzeit haben sie das Nominale auf 30 Mill. S
erhöhen wollen. Ausserdem verpflichten sie sich gegenüber Elektrobau
alle ihre seinerzeitigen Pläne, wonach die Trafo-Erzeugung nur mehr
in Weiz durchgeführt werden soll, aufzugeben und das Produktions-
programm in Linz aufrechtzuerhalten. Androsch soll ihnen gesagt
haben, dass sie sich insbesondere mit der ASEA jetzt ins Einvernehmen
setzen müssten. Ihm schwebt scheinbar vor, eine gemeinsame Lösung
ASEA-ELIN und Elektrobau herbeizuführen. Ob so etwas möglich ist,
kann ich nicht beurteilen. Tatsächlich hat sich ja Elin weitgehend
mit Siemens liiert und der Kooperationsvertrag zwischen beiden
Firmen ist ja sehr weitgehend. Siemens vertreibt in Österreich
nur Elin-Motoren und nur Elin-Transformatoren unter dem Namen
Siemens. Dafür allerdings ist Elin – wie manche Leute behaupten –
heute nur mehr eine Frage der Zeit und dann ist Elin ebenfalls von
Siemens inkorporiert wie dies bei Siemens WSW der Fall war. Nach
Angabe von den Direktoren würde – wenn die EBG Linz zur Elin käme –
der Umsatz annähernd mit 3,5 Milliarden Schilling dem Umsatz
von Siemens in Österreich auch entsprechen. Elin hat sich – da
in den letzten Monaten sehr konzentriert – im ehemaligen Hofherr-
Schrantz-Gelände in Floridsdorf wird jetzt der konzentrierte Elin-
Betrieb aufgebaut und 6 Betriebsstätten stillgelegt. Dadurch wurde
der Belegschaftsstand von 9.000 auf 7.000 reduziert mit den 1.600
Beschäftigen der Elektrobau in Linz aber und dem Umsatzanteil von
500 Mill. S würde dann eine annähernd gleicher Beschäftigungs-
und Umsatzstand erreicht werden wie derzeit Siemens hat. Elin hat
in den vergangenen Jahren auch andere österreichische Firmen auf-
gekauft, u.a. ist die bei Kabel u. Draht mit 90 % beteiligt, die
Elektroheiztechnik hat sie ganz erworben, um ihre Programm abzu-
runden und die Firma ASTA-Piesting ebenfalls aufgekauft. Der
Rest vom Wiener Schwachstromwerke WSW möchte sie nun auch in
ihren Konzern eingliedern und die ÖIAG soll deshalb einstweilen
diese Anteile erwerben. Ein solcher Plan schwebt jetzt auch dem


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Elin-Vorstand vor bei Elektrobau Linz. Auch dort soll die ÖIAG
vorübergehend zumindest den Anteil erwerben. Der Elin-Vor-
stand gibt zu, dass Österreich eine strukturelle Überkapazität
aus der Monarchie mitschleppt. Elin befürchtet ausserdem, wenn ASEA
den Anteil von Elektrobau Linz bekommt, dann sie selbst in Schweden
aus dem Markt geworfen wird. Derzeit hat sie ca. 30 Mill. S Export-
erlös, wovon 15 Mill. auf Kleinmotoren entfallen. Den Markt konnte
sie nur dadurch erobern, dass sie ASEA, die schwedische Firma Hegluns
aufgekauft hat und die dort entlassenen Verkäufer in die Elin-Aussen-
stelle Schweden übersiedelten. Dadurch hat sie sich einen Anteil an den
Motorenmarkt in Schweden sichern können. Die Elin fürchtet, dass die
ASEA eine sehr progressive Verkaufspolitik in Österreich betreiben
würde. Bei der Frage der Thyristor-Lok hat sich bereits gezeigt,
dass sie imstande war, immerhin 4 Stück nach Österreich zu verkaufen.
Mein Hinweis, dass die Elin mit den österreichischen Firmen hätte
solche Loks ja entwickeln und erzeugen können, wurde damit pariert,
dass man nicht an sie herangetreten ist, dass sie etwas gewünscht
wird. Die Elin hat über Walzwerke und Papieranlagen bereits die
Thyristor-Schaltung eingeführt und es wäre ihr ein Leichtes gewesen,
auch Loks zu erzeugen, wenn die österr. Bundesbahnen zu erkennen ge-
geben hätten, dass sie solche kaufen würden. Die angeblich 10 Mill. S
Entwicklungskosten, die der Elin dadurch entstehen brauchen nicht
von der ÖBB oder dem Staat vergütet werden, sondern die österr.
Firmen werden auf eigene Kosten ausser den zwei bestellten jetzt
entsprechende Entwicklungsarbeit leisten. Tatsache ist aber, dass
diese Thyristor-Loks von Schweden nach Österreich derzeit exportiert
werden. Ich erklärte dem Vorstand, dass es mir nicht verständlich ist,
warum nicht Siemens hier stärker in Erscheinung tritt. Siemens dürfte
doch Interesse haben, mit der Kraftwerksunion und seinem AEG-Betrieb
ASEA vom österreichischen Markt fernzuhalten. Die beiden grossen
Firmen haben sich doch auch verpflichtet, nach Österreich keine Im-
porte zu tätigen, weder an Trafos noch an sonstigen Produkten, die
im Elin-Programm liegen. Es müsste doch daher ein Leichtes
sein, Siemens dafür zu gewinnen, dass sie in Österreich eine ent-
sprechende Produktion z.B. über Elin bei der Elektrobau in Linz
aufziehen. Genauso wie man sich über die Turbogeneratorenbau in
Weiz geeinigt hat, müsste dies doch auch für andere Produktionen für
Linz möglich sein. Nur wenn das Produktionsprogramm hundertprozentig


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gesichert ist, wird man die Aversion der Oberösterreicher gegen
den Verkauf der Anteile an Elin überwinden können.

Otto Effenberger, der Generalsekretär vom ARBÖ, ersuchte mich,
dass ich zu ihrer Gesamtvorstandssitzung vormittags komme, um
über die Benzinpreisentwicklung zu referieren. Diese Einladung, die
er mir um 1/2 7 Uhr früh telefonisch übermittelte, passte sehr in
mein Konzept, weil ich dadurch nach einer Stunde Diskussion mit den
Elin Direktoren, wo ich eigentlich ja keinerlei Entscheidungen treffen
konnte, die Besprechung aus diesem Grund begründet abbrechen konnte.
Der ARBÖ-Vorstand erwartet von mir, dass ich natürlich meine ganze
Kraft einsetze, dass womöglich keinerlei Preiserhöhungen auf Benzin
überwälzt wird. Ich erklärte dem Vorstand meine bisherige Taktik
und selbst die Ländervertreter, die anwesend waren, haben diese
akzeptiert. Wenn ich nämlich auch nur eine Ziffer einmal gesagt
habe, dann bedeutet dies, dass die Ölgesellschaften sich sofort
daran orientieren werden. Ich warte deshalb ab, bis ein Antrag
von diesen Firmen vorgelegt wird. Da die ÖMV hier mit den inter-
nationalen Ölgesellschaft nicht ganz konform geht, müssen sich
zuerst diese beiden zusammenstreiten. Die Frage, die erörtert wurde,
ob eine eventuelle Herabsetzung des Bleigehaltes nicht ebenfalls
zu einer Kostenverteuerung und damit Preiserhöhung des Benzines
führen muss, konnte ich nur bejahen. Aber auch hier ist die Grössen-
ordnung noch nicht annähernd festzustellen und deshalb werde ich
mich bemühen, sie in einem kleinstmöglichen Ausmass zu halten.
Ideal wäre natürlich – ich habe das allerdings bei der Vorstands-
sitzung nicht gesagt – wenn es gelänge, beide Preiserhöhungen unter
einem möglichst bescheidenen Ausmasse durchzuführen. Ing. Hobel
der Vertreter vom ARBÖ im Nationalrat, war beider Vorstandssitzung
nicht anwesend, aber Otto Effenberger sagte mir, dass doch für die
nächste Unterausschussitzung am Montag eine Fraktion von ihm ge-
wünscht wird. Bei dieser Gelegenheit soll die Möglichkeit über
eine zweckmässige Überprüfung der zugelassenen Fahrzeuge diskutiert
werden. Ich erklärte sofort, vor dem gesamten Vorstand dass ich
mit jeder Lösung in dieser Frage einverstanden bin. Derzeit sind
in Wien ja hunderttausende Kraftfahrzeuge, die laut Gesetz alle
Jahre überprüft werden sollten, infolge der Unmöglichkeit seit
Jahren nicht mehr überprüft worden. Wir wollen in der Novelle vor-
sehen, dass auch die entsprechenden Kraftfahrverbände Prüfstellen


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eingeschaltet werden. Dies gibt einige rechtliche und vor
allem bürokratische Schwierigkeiten, die wir sicher aber gemeinsam
überwinden werden.

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Tagesprogramm, 27.2.1971


Tätigkeit: Dir. Elin


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: Finanzminister
    GND ID: 118503049


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      Tätigkeit: GD Elin


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        Tätigkeit: ARBÖ-Bundessekretär


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          Tätigkeit: Vorstand Außengeschäft Elin


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            Tätigkeit: MR; Falschschreibung?


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              Tätigkeit: Vorstand Elin


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