Sonntag, der 8. November 1970

03-0761

Die Parteizentrale hat den Computer-Bus für Sonntag vormittag
am Stephansplatz eingeteilt. Da ich am Montag von 5 – 7 Uhr, wenn
er im 3. Bezirk beim AEZ arbeitet, keine Zeit hatte, erklärte
ich mich selbstverständlich bereit, am Sonntag früh am Stephansplatz
den Computer zu besuchen. Als ich erschien war dieser gerade kaputt
und ein IBM-Mechaniker war gerade dabei, ihn in Ordnung zu bringen.
Ich benützte deshalb die Gelegenheit, um eventuelle Passanten, die
den Bus besuchen wollten, zu empfangen und mit ihnen zu sprechen.
Es war dies natürlich am Sonntag vormittag ein kärgliches Häuflein.
Insgesamt kamen in der ganzen Stunde, die ich dort war, drei Passan-
ten, die sich irgendwie über Probleme erkundigten. Einer war ein
Genosse aus dem dritten Bezirk von der Hanusch-Sektion, der mich
wegen der Olah-Kronenzeitung-Affäre interpellierte. ein zweiter
war ein Mann, der vor 40 Jahren in Österreich einen jüdischen Bekannten
gehabt hat und ihn jetzt gerne finden wollte, ich konnte ihn nur an die
Berggasse verweisen, ins Zentralmeldeamt, nur der dritte war ein
interessanter Fall. Es kam ein Mann, der mich interpellierte, um
den Unterschied zwischen der Steuerbelastung eines Angestellten und
eines Freischaffenden herauszuarbeiten. Für mich war vollkommen klar,
dass es sich um einen Freischaffenden handeln muss. Es stellte sich
dann im Laufe der Diskussion heraus, dass er ein Computer-und vor
allem einmal ein Dokumentationsfachmann gewesen ist. Er selbst kannte
die Einrichtungen der Dokumentation in allen österr. Institutionen
u.a. kannte er auch Dr. Biebl von der Arbeiterkammer und war gerade
mit einem Auftrag beschäftigt, den er vom Bautenministerium in der
Frage der Dokumentation bearbeitet. U.a. teilte er mir mit, dass z.B.
im Verteidigungsministerium ein gewisser Oberst Hoy eine Dokumenta-
tion hat. die phantastisch sein soll. Z.B. gibt es dort nicht nur
militärpolitische und militärstrategische Dokumentationen sondern
auch eine Dokumentation in Form von Kurzfassung von wichtigen
politischen Büchern. U.a. ist der Franzose Schreiber mit einigen
Werken dort vertreten. Ich dankte ihm für dieses interessante
Gespräch, das ich sehr lange mit ihm führte, verlangte dann auch
von ihm den Namen und versprach, dass Wanke sich mit ihm ins Einver-
nehmen setzen wird. Wanke hatte nämlich seinerzeit, als wir die
Dokuentation in der AK in Angriff nahmen, nach reichlichem Überlegen
und Herumfragen feststellen müssen, dass eine datenmässige Dokumen-
tation in Österreich noch nicht bekannt sei und vor allem, dass


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wirkliche brauchbare Systeme noch nicht existieren. Vielleicht
ist dieser Mann aber imstande, uns in dieser,Beziehung weiter
zu helfen.

Tätigkeit: SChef HM
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