Samstag, der 20. Juni 1970

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Bei der Eröffnung unseres Erholungsheimes in Hartberg hatte
ich Gelegenheit mit Benya zu sprechen. Ich erzählte ihm von unserem
Sandksatenspiel und ging vor allem einmal von der Tatsache aus,
dass durch die Neuwahlen mir Waldbrunner gesagt, er zögere, sich
neuerdings zur Kandidatur zu stellen. Ich konnte feststellen, dass
sowohl Benya auch als Broda dafür waren, dass ich alles daran setzen
sollte, um Waldbrunner davon zu überzeugen, dass er als Präsident des
Nationalrates für die Partei eine Notwendigkeit ist und deshalb alle
seine persönlichen, teilweise sehr begründeten Einwände zurückstelllen
müsste. Meine Idee, diese Probleme auch Kreisky vorzutragen, fanden die
Zustimmung von Benya. Wenn Waldbrunner die Präsidentenstelle nicht mehr
einnehmen sollte, ich glaube allerdings dass es uns allen gelingen wird,
ihn davon zu überzeugen, dass er das machen muss, dies grosse Probleme
für die Partei aufwerfe. Wahrscheinlich würde Probst sich Hoffnung machen
dass er dann Präsident des Nationalrates wird, während eine diesbezügliche
Zusage von Seiten des Parteiobmannes Kreisky an die Gewerkschaft existiert
dass auf alle Fälle der Präsident des Nationalrates und der Sozialmini-
ster stets von den Gewerkschaften zu nominieren sei und er – Kreisky
ja sogar noch bindend erklärt hatte, er würde auch ein Wirtschaftsressort stets
in engstem Einvernehmen mit der Gewerkschaft besprechen und besetzen,
wenn die sozialistische Regierung eine Partei bilden sollte. Waldbrunner
gilt deshalb als ein Gewerkschaftsmandat und Kreisky hat ja wie mein
Fall beweist, auch die weiteren Zusage absolut eingehalten.

Das Haus in Hartberg ist als Selbstversorgerhütte – wie ich sie bezeichnet
hatte – geplant, d.h wir werden dort nicht kochen und damit auch nicht
wesentliche Betriebskosten haben, die Idee war ja, dass es sich selbst
erhält und trotzdem war es sehr billig gelungen zu bauen. Es wurde auf
10 – 12 Mio von allen geschätzt und in Wirklichkeit wird es mitsamt der
Einrichtung mit 34 Betten auf 7 Mio S nur zu stehen kommen, wobei noch
ein riesiges Schwimmbad im Keller eingebaut ist, und eine Sauna und
andere zweckmässige Einrichtungen in den Zimmern vorhanden sind und
die Aufenthaltsräume auch äusserst zweckmässig und sehr schön ausge-
stattet sind. Man sieht also, dass wenn jemand will, dass Blümel als.
Seele der Gewerkschaft aber auch als Seele dieses Baues – sich dahinter-
glemmt, dass eine wirkliche zweckmässige und billige Bauführung möglich
ist. Dank seiner Tätigkeit in der Pensionsversicherungsanstalt der Ar-
beiter hatte er auch Gelegenheit, den Architekten Frank zu einem verhält-
mässig billigen Preis zu bekommen, der nicht das Interesse gehabt hat,


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recht aufwendig und luxuriös zu bauen und mit Hilfe des dortigen
Baureferenten Knoll gelang es, wirklich die zweckmässigste Ausstat-
tung, die zwar sehr aufwendig scheint, weil wir z.B. Alu-Fenster
haben, zu machen und haben einen sehr schönen Bau dorthin gestellt.

Samstag abends kam dann Heinz Fischer und wir diskutierten das Problem
der Neuwahl und überlegte uns, zum Sandkastenspiel noch verschiedenste
Variationen. Das Problem der Neuwahl wirft derartig viele rechtliche
Fragen auf, die alle ungelöst sind, dass ich überzeugt bin, dass
sowohl der Verfassungsgerichtshof als auch andere Juristen, die sich
mit diesem Problem beschäftigen, die Grausbirnen aufsteigen.

Tätigkeit: Justizminister


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      Tätigkeit: ÖGB-Präs., NR-Präs.
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