Dienstag, der 28. November 1978

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Dienstag, 28. November 1978

Die Fraktion der sozialistischen Beamten im Handelsministerium
unter Führung von Gustav Müller, Dr. Hille, Grodicky-Keller, also
zwei Frauen, und Krehlik hatten bei mir vorgesprochen, um sich zu
beschweren, dass viel zu wenig Genossen in Abteilungsleiterposten
usw. berufen werden. Ich machte ihnen mit aller Deutlichkeit klar,
dass unsere Personalpolitik seit 1970 darauf gerichtet war, gute Leute
von uns sehr wohl in Positionen zu bringen. Voraussetzung dafür aber
ist, dass er wirklich der Bestqualifizierte für diesen Posten ist.
Ich hätte nicht die Möglichkeit gehabt, wenn ich ausschliesslich
nach dem Gesichtspunkt gegangen wäre, dass jemand Genosse ist, muss
er in eine entsprechende Position gebracht werden, eine, wie ich
glaube, auch sehr erfolgreiche parteipolitische Personalpolitik zu
betreiben, wenn ich nur nach dem Parteibuch gegangen wäre. Dies
lehne ich kategorisch ab. Ich hätte unter allen Umständen grösste
Schwierigkeiten im Parlament gehabt, wenn ich mich oft nach den Vor-
schlägen der Partei gerichtet hätte. Bei mir ist und bleibt die
wichtigste Voraussetzung, dass der Bewerber qualifiziert ist. SChef
Kazda hat dann im einzelnen seine Personalentscheidungen seit diesem
Jahr erklärt und auch klargemacht, dass sehr wohl – wenn der anderen
Seite Zugeständnisse gemacht wurden – dann entsprechende Vorschläge,
die für uns von Bedeutung sind, durchgesetzt werden konnten. Selbst
Hille musste zugeben, dass eben der Ministerialkanzleidirektor
von grösster Wichtigkeit ist. Konkret ging es um die Besetzung der
Abteilung Thun-Hohenstein und Bodenstein. Auch hier wird der beste
Bewerber zum Zuge kommen. Kazda hat dann anschliessend mit den Kolle-
ginnen und Kollegen noch entsprechende Aussprache geführt und, wie
er mir nachher berichtete, weitestgehendes Verständnis gefunden. Viel-
leicht liegt es daran, dass wir zu wenig Kontakt mit der Fraktion
haben, insbesondere gilt dies, glaube ich, auch für Kazda. Neuerdings
wurde auch wieder urgiert, dass die Abteilung Fellner dringend Leute
braucht, weil der Genosse Wallowitsch jetzt beim Militär bleiben
will, um seine Dienstzeit voll abzuleisten, gleichzeitig auch zwei
andere zur Dienstprüfung abgestellt wurden. Mir erscheint diese Ein-
teilung der Abteilung – für die letzten Endes Fellner selbst ver-
antwortlich ist – unerklärlich. Wallowitsch – hat mir SChef Wanke
mitgeteilt – war beabsichtigt, vom Militär freizubekommen, damit er
Fellner unterstützt. Jetzt hat er aber den Plan umgestossen und


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bleibt unbedingt beim Militär, weil er einen guten Kanzleiposten
hat. Wanke berichtete mir vorher zu recht, dass wir ihm, wenn er
tatsächlich die Militärdienstzeit dann noch hatte zusätzlich abdienen
müssen, aufgrund der Tätigkeiten der Wirtschaftlichen Landesver-
teidigung viel besser hätte noch eingesetzt werden können. Trotz-
dem lehnte Wallowitsch ab. Abgesehen davon, dass nicht dann gleich-
zeitig hätten 2 zu Dienstprüfungen abgestellt werden müssen, wird man
sich halt jetzt ein wenig einschränken müssen. Früher einmal hatte
die Sektion Industrie überhaupt keine Branchenreferenten, daher
auch nicht so viele Beamte und es ist irgendwie auch gegangen. Diese
Zeit wird man überbrücken können.

Sekretär Ettl von der Textilgewerkschaft interveniert bei mir, ob
man nicht Frau Heger, die eine textilchemische Ausbildung mit sehr
gutem Maturaabschluss hinter sich hat, anstellen könnte. Er hat auf-
grund von Zusagen, die ihm vom Haus gemacht wurden, diese Kollegin,
die übrigens der Partei nicht angehört, nicht nur empfohlen sich zu
bewerben, sondern auch weitesgehendst auch Hoffnungen gemacht. Sie
ist die Tochter eines Professors. Kazda wird sich den Fall anschauen.
Ich selbst wünsche, dass Zusagen so weit wie möglich eingehalten werden.
Man sollte halt nur bei Zusagen vorsichtiger sein.

Ettl berichtet mir auch bei dieser Gelegenheit, dass beschlossen wurde,
Vöslau stillzulegen. Dies bedeutet, 600 Arbeitsplätze gehen verloren,
200 sind übrigens über 50 Jahre alt und daher äusserst schwer, selbst
im Raume Wien und Umgebung, zu vermitteln. In Heidenreichstein werden
ebenfalls 100 freigesetzt, in Micheldorf ebenfalls 100. Die Strumpf-
hosenproduktion in Heidenreichstein bleibt aufrecht. Ettl führt das
auch darauf zurück, dass Kreisky bei der Fraktion der Gewerkschaft
der Privatangestellten die Mitteilung machte, dass die Privatpleiten
vom Staat nicht finanziert werden können. Meiner Meinung nach findet
sich eben niemand, der zu den 160 Mio Schilling, die Bundeshaftung
jetzt fällig werden, noch weitere hunderte Millionen Schilling hinein-
steckt in einen Betrieb, der scheinbar nicht zu sanieren ist.

Auch im Parlament gab es bei der Budgetdebatte natürlich immer wieder
das Problem der Arbeitsplatzsicherung. Interessant ist, dass die
ÖVP zwar das Budget heftig kritisiert und ablehnt, weil es ein so
hohes Defizit hat, die Ausgaben müssten wesentlich reduziert werden,


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da man ja die Einnahmen sogar durch Steuersenkungen ebenfalls
herabsetzen möchte, das Defizit wäre darüber hinaus noch zu verrin-
gern, gleichzeitig aber z.B. der Abg. Burger, Betriebsrat bei
VÖEST Alpine für die verstaatlichten Betriebe, insbesondere für
VOEST Alpine Budgetmittel verlangt.

MR Konvicka vom Rechnungshof, der für das Handelsministerium
zuständig ist, hat jetzt alle Berghauptmannschaften geprüft und
berichtet mir, dass die Vorgangsweise, aber vor allem die Aus-
lastung in den einzelnen Berghauptmannschaften unterschiedlich
sei. Seiner Meinung nach müsste eine Reorganisation der Berghaupt-
mannschaften erfolgen. Ich erkläre ihm in Anwesenheit von MR Sterk
als den für die Oberste Bergbehörde Zuständigen, dass wir seinen Be-
richt genau studieren werden, der übrigens erst Mitte nächsten Jahres
kommen wird. Auf der einen Seite wird man die Reformvorschläge, die
ja letzten Endes aus diesem Bericht ressortieren werden, sehr genau
prüfen, auf der anderen Seite aber wird gerade die Berghauptmann-
schaft durch unsere neuen Aktivitäten für Rohstoffsicherung und
Durchführung des Lagerstättengesetzes mit zusätzlichen Aufgaben zu
betrauen sein. Bei der Stillegung von Berghauptmannschaften, weil sie
jetzt sehr wenig Bergberechtigungen haben, die noch aktiv ausgeführt
werden, stosst man allerdings auf den heftigsten Widerstand der ent-
sprechenden Landeshauptleute. Einige haben bei mir schon vorbeugend
ihre Bedenken gegen jedwede Änderung vorgebracht. Dies gilt für Tirol
genauso wie für Kärnten. Sicher erscheint mir nur eines, dass am
meisten 2 Berghauptmannschaften in der Steiermark kritisiert werden.
Typisch bei der Berichterstattung des Rechnungshofes war für mich
seine Kritik an den Schürfrechten. Diese betragen 14 Schilling und
werden sogar 2 mal im Jahr mit 7 Schilling eingehoben. Natürlich könnte
man hier eine wesentliche Vereinfachung machen. Konvicka meinte so-
gar, man könnte sie wesentlich erhöhen. Er setzte diese Abgabe im Ver-
gleich zum Antragstempel mit 70 Schilling plus 30 Schilling Gebühren –
strittig ist noch, ob nicht noch eine Verleihgebühr von 400 Schil-
ling fällig ist, dadurch natürlich die Schürfrechte als vollkommen
unzulänglich dargestellt werden. Wenn man aber bedenkt, dass es Be-
triebe gibt, die tausende von Schürfrechten haben, sieht die finan-
zielle Belastung schon anders aus. Trotzdem hat MR Sterk zugesichert,
auch dieses Problem einer genauen Prüfung zu unterziehen.



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ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Vielleicht kann man die ganze Frage über
das Finanzministerium über Computer abrechnen.

Der neue schwedische Energieminister Tham hat auf dem Weg nach Paris
bei uns einen Besuch abgestattet. Die kleinste Partei – nämlich
die Liberalen – stellt jetzt eine alleinige Regierungsmannschaft.
Bösartige Zungen behaupten sogar, damit haben sie alle ihre Mit-
glieder in der Regierung. Die liberale Partei hat in der Kernkraft-
werkfrage einen Mittelweg beschritten. In Schweden gibt es umfang-
reiches Material für die Möglichkeit der Umrüstung von Kernkraft-
werken in kalorische Kraftwerke. Auch dort waren die Ergebnisse, wie
er mir mitteilte, eindeutig negativ. Die Kosten sind wesentlich höher
wenn man ein Kernkraftwerk umrüsten würde, als wenn man gleich ein
neues kalorisches anderswo baut. Der Botschafter wird uns das Material
zur Verfügung stellen.

ANMERKUNG FÜR SATZINGER: Bitte dieses Material sofort dann der Kern-
kraftwerksgesellschaft übermitteln, die es dringender braucht als die
Behörde.

Direktor Walz von der "Z" kam mit dem Betriebsratsobmann, Baumeister
Heinzl von der UNION-Bau. Dieser beschwerte sich über die Tiefstpreis-
politik, u.a. haben die Tauernkraftwerke nicht ihnen, sondern einer Firma
Zyplin Hausberger den Zuschlag zugeteilt, da diese wesentlich
billiger angeboten haben. Er betrachtet die beiden Firmen als aus-
ländische, die durch den Dollarverfall eine Fräse, die einge-
setzt werden muss, obwohl sie sie neu anschaffen mussten, als Leistung
wesentlich billiger anbieten konnten als die UNION-Bau eine fast
schon abgeschriebene Fräse. Seiner Meinung nach sei es auch möglich
auf Drittmärkten, insbesonders in Arabien, noch gute Geschäfte zu
machen. Konkrete Vorschläge konnte er aber keine bringen. Walz hat
daher scheinbar diese Vorsprache mit ihm bei mir nur gemacht, um einem
Bedürfnis der "Z" oder des Betriebsratsobmann Rechnung zu tragen. Da
die UNION-Bau eine Tochtergesellschaft der CA ist, fragte ich mich,
wie überhaupt die "Z" hier in diesem Kontakt gekommen ist. Heinzl
hat sich über das Management sehr beklagt und meinte, dieses ist so


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unbeweglich und hat überhaupt keine Aktivitäten entfaltet, um
die Arbeitsplätze zu sichern. Ich kann in der jetzigen kritischen
Phase in der Bauwirtschaft der Betriebsräte verstehen. Angeblich
wird die Gewerkschaft der Bauarbeiter ein entsprechendes Programm
vorlegen, damit die Arbeitsplätze gesichert werden. Auch dort – bin
ich überzeugt – wird es sich nur um allgemeine Forderungen handeln
und um keine konkreten, durchgerechneten und auch finanzierbaren Pro-
jekte. Bei vollem Verständnis für die Sorge, die sich auch Betriebsräte
um das Wohl und Weh einer Firma machen, glaube ich dennoch, dass es
schlecht ist, wenn die Betriebsräte Direktionsarbeit, d.h. Manage-
menttätigkeit entfalten, während die Direktoren oder Manager wo-
möglich die sozialpolitischen Forderungen der Arbeiter vertreten.
Manchmal habe ich aber den Eindruck, dass dies in gewissen Branchen
geschieht.

ANMERKUNG FÜR PLESCH: Das Branchenreferat soll sich erkundigen, was
bei der Bauarbeitergewerkschaft wirklich beabsichtigt ist.

Der österreichische Botschafter in Nigeria, Dr. Leifer, intervenierte
bei mir, damit Austroplan für die Studie Werkzeugmaschinenindustrie
eine Entwicklungshilfe für 4 Mio Schilling bekommt. 50% würde sogar
vielleicht die Handelskammer dazuzahlen. Austroplan würde als Consul-
ting-Firma dann entsprechend eingeschaltet werden und das Ganze würde
40 Mio Schilling kosten. Ich habe Leifer vorgeschlagen, man soll
denselben Weg gehen, der schon einige Male von mir praktiziert wurde.
Die grossen Firmen bekommen für feasibility-Studie oder für sonstige
Aktivitäten Entwicklungshilfe sozusagen vorgestreckt. Wenn es zu den
Auftrag kommt, müssen die Firmen dann diese Entwicklungshilfe dem
Staat wieder zurückzahlen. Wenn es nicht zu den Auftrag kommt, dann
haben sie natürlich nur entsprechend grosse Aufwände gehabt und
da soll die Entwicklungshilfe ihnen einen gewissen Teil davon er-
setzen.

Ein zweites Projekt ist die Austriaconsult, Sobotka, die die Aufgabe
hat, das Nachrichtensystem, welches 2 Mia Naira Investitionen gekostet
hat, zu prüfen, weil es jetzt nicht funktioniert. Auch hier wären
gewisse Unterstützungen notwendig. Das grosse Stahlprojekt der VÖEST
in Warri mit 1,7 Mia Schilling könnte jetzt zum Tragen kommen, denn
die Franzosen haben jetzt zugestimmt, dass am EURO-Markt eine entspre-


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chende projektgebundene Anleihe aufgelegt werden kann. Leifer
teilt mit, dass er jetzt in Lagos durch die Einladung des nigeria-
nischen Industrieministers nach Österreich ein sehr gutes Entree hat.
Angeblich ist noch kein einziger Minister bei den Nationalfeiertagen
bei irgendeiner Botschaft gewesen, nur der Industrieminister jetzt
beim österreichischen.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Meisl, der bei der Besprechung anwesend war,
soll sich mit Gatscha ins Einvernehmen setzen.

Die Tierschutzvertreter "Blaue Kreis" wollten, dass wir jetzt ent-
sprechende gesetzliche Massnahmen treffen, um ihre Schützlinge bes-
ser schützen zu können. Dr. Buchmann, der sich als Hundebesitzer und
Tierfreund zu erkennen gab, er wollte sogar Veterinär studieren und
hat seine Frau über einen Hund kennengelernt, erörterte mit den Ver-
tretern die Möglichkeit, die wir haben. Seiner Meinung nach kommt ein
Befähigungsnachweis, wie sie ihn verlangten, nicht infrage, denn dies
ist überhaupt nicht zielführend. Die einzige Möglichkeit besteht
Ausübungsregeln festzulegen. Die ganze Materie ist bei Buchmann wirk-
lich in guten Händen.

Der Importeur und Exporteur Fritz Mauthner erörtert mir die Mög-
lichkeiten, wie man österreichischen Weizen in die Schweiz expor-
tieren könnte. Die eidgenössische Getreideverwaltung legt immer
20–30.000 Tonnen Qualitätsweizen in Reserve. Darüber hinaus gibt es
für Staatshandelsländer noch die Möglichkeit Pflichtbezüge zuge-
wiesen zu bekommen. Die Reservehaltung erfolgt durch die Finanz-
verwaltung, die Pflichtbezüge aber durch das Volkswirtschaftsdeparte-
ment. Ungarn hätte neben 20.000 Tonnen Mais 20.000 To Weizen zu
280 sfr exportieren können, Jugoslawien 20.000 Tonnen Mais, Rumänien
ebenfalls. Österreich könnte, da es ja beim Import als Staatshandels-
land gilt, durch Konstruktion auch zu einer Einhand bezüglich des
Exportes und damit staatshandelsähnlichen Charakter in die Schweiz
konstruiert werden. Dadurch könnten wir in die Pflichtbezüge
einbezogen werden. Für die freien Bezüge sieht Mauthner keine Mög-
lichkeit, denn dort wird von den Europäischen Gemeinschaften so
stark subventioniert, dass ein Export nicht in Frage kommt.



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Mauthner hat auch den Wunsch, es müsste bezüglich der Zuckerexporte
in den Preis eine Verbraucherbelastung von 30 Mio Schilling einge-
baut werden. Im nächsten Jahr wird Mauthner neben 20.000 Tonnen Ex-
port und 18.000 Veredlung, die er bereits abgeschlossen hat, noch
15 bis 20.000 exportieren können. Die Zuckerindustrie sieht sich
nur ausserstande, obwohl er gute Exportpreise erlöst, die auf-
laufenden Defizite zu tragen. Mauthner ist es angeblich geglückt,
bei einem Zuckerpreis von 2.900 bis 3.000 Schilling die Tonne jetzt
mit Pepsi-Cola auf 3.200 Schilling abzuschliessen. Heuer wurde keine
Exportrübe geerntet, weil keine angebaut wurde. Die Rübe hat aber
überhaupt kein Mascherl, sondern es handelt sich eben nur um die
Verrechnungsmöglichkeit. Die Bauern werden, obwohl nur 1,9 Mio
Tonnen Rübe zur Verfügung steht, durch hohe Digestion von 17 bis
18% doch 320.000 Tonnen Zucker ernten, die den Inlandsverbrauch
überschreiten. Dazu kommen noch 80.000 Tonnen Lager aus der vorjährigen
Ernte, sodass Zucker in grossem Masse zur Verfügung steht, nur die
Preisansätze resp. Verrechnungen nicht stimmen, weil die Bauern eben
erklären, für die Rübe müssten sie den vollen Preis bekommen, da es
sich nicht um Exportrübe handelt. Mauthner meint, für das nächste
Jahr müsste man mindestens für 5.000 ha Exportrübe vorsorgen.

ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte lass Dir diese Konzeption genau erklären.

Prof. Löw, ein Maler, war jetzt in London und hat sich dort mit einigen
interessierten, auch englischen Freunden Kreisky's unterhalten, ob
wir nicht ein Österreich-Haus errichten sollten. Genau, was ich vor
Jahren schon vorgeschlagen habe, nämlich, dass alle Österreich-
Aktivitäten von der Botschaft über die Fremdenverkehrswerbung, Handels-
vertretung bis zur AUA womöglich in einem Österreich-Center zusammen-
gefasst werden sollen, möchte auch Löw. Darüber hinaus möchte er dort
noch private Aktivitäten wie Heurigen, Kaffeehaus, Friseur usw. mit
typisch österreichischem Charme errichten. Ich versprach ihm, dass
die Österreichische Fremdenverkehrswerbung mit ihm ins Einvernehmen
setzen wird.

ANMERKUNG FÜR HAFFNER: Bitte veranlasse, dass jemand mit Löw darüber
spricht.



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Gatscha berichtete mir, dass er mit der Entwicklungshilfe von
140 Mio Schilling nicht alle Wünsche befriedigen kann. Unter
anderem wurde ihm mitgeteilt, im Sudan hätte ich zugesagt, dass
20 Mio Schilling Entwicklungshilfe für Getreidelager, die die
Firma Haid errichten könnte, zur Verfügung gestellt werden, 4 Mio
Geschenk und 16 Mio Schilling billige Kredite. Ich erklärte ihm
sofort, dass ich keinesfalls eine solche konkrete Zusage gemacht
habe, wohl ist es aber richtig, dass, wie ich im Sudan war,
diese Regierung schon auf mehr Unterstützung durch Österreich
rechnet. Die Firma Haid möchte aber ein solche Geschäft machen
und hat deshalb den sudanesischen Minister durch mich eingeladen.
Interveniert dagegen habe ich für die Gambier. Dort sollte man
diese 2 x 10 Kw Kraftwerke unbedingt errichten. Die Simmering-Graz-
Pauker bräuchte dazu nur eine Zinsenzuschussverbilligung. Gatscha
steht diesem Projekt sehr positiv gegenüber, nicht zuletzt weil
auch der Bundespräsident interveniert hat. Die 4 Mio Schilling Ent-
wicklungshilfe für Austroplan soll – Gatscha ist damit sehr einver-
standen – nach meinem System abgewickelt werden.

Die Elin – Gatscha ist dort Aufsichtsrat – wird jetzt von Körting
in Fehring die 80 Beschäftigten mit den ganzen Betrieb übernehmen
und Printplatten erzeugen.

Die Firma Sugana kann für die Arbeitsplatzvermehrung die 10 Mio
Schilling Kredit deshalb nicht bekommen, weil sie für dieses
Projekt bereits einen Zinsenzuschuss von NÖ erhalten hat. Ich
erkläre Gatscha, dass insbesondere daran der Österreichische Ge-
werkschaftsbund interessiert war, weil auf dessen Intervention
Sugana die neue Produktion aufnehmen möchte.

ANMERKUNG FÜR PLESCH: Bitte Schmidt, ÖGB, verständigen.

Auf der Landstrasse wird jetzt jeden vierten Dienstag die Fraktion
der Bezirksräte sich ausschliesslich mit Bezirksproblemen beschäftigen.
Heindl und ich waren zwar dann 2 Stunden anwesend, ich wollte aber dazu
überhaupt nichts referieren, sondern nur zuhören. Dies war aber
selbst beim ersten Mal nicht möglich, denn die Gewerkschaftsfrak-
tion, der Sprecher Kapaun, hat auf die alte Tradition verwiesen, dass


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auch bei dem Klub der Mandatare stets ein politischer Bericht
gegeben wurde. Bei diesem Bericht, den ich dann selbstverständlich
gab – und insbesondere anschliessende Diskussion – konnte ich ein-
mal mehr feststellen, dass das Problem Bacher-Bestellung noch immer
unsere Funktionäre am meisten bewegt. Dort ist es, glaube ich, auch
weniger, dass Bacher früher oder später endgültig bestellt wird,
sondern, dass es eine Disziplinlosigkeit innerhalb des Kura-
toriums gegeben hat, die eine solche provisorische Bestellung überhaupt
erst möglich gemacht hat. Alle Funktionäre verlangten entsprechende
disziplinäre Massnahmen gegen die Leute, die Bacher überhaupt erst
die provisorische Bestellung und jetzt vielleicht dann sogar noch die
endgültige ermöglicht haben. Auf der einen Seite bin ich sehr froh,
dass auf der Landstrasse wirklich noch eiserne Disziplin herrscht.
Auf der anderen Seite aber wird es immer schwieriger diesen Genossen
zu erklären, dass es eben nicht überall so ist.

Auf meine Einladung ist der spanische Botschafter in Wien zu
mir gekommen und ich habe ihm dezidiert erklärt, dass ich über die
spanische Haltung bezüglich des EFTA-Vertrages mit Österreich er-
schüttert bin. Österreich hat als erstes die bilateralen Gespräche
mit Spanien geführt, dort wurde für Schokolade-Exporte Österreichs
nach Spanien keine Konzession verlangt, obwohl andere Wünsche Spaniens
und Österreichs auf Bindungen und Zollsenkungen befriedigend gelöst
wurden. Der nächste Verhandlungspartner war die Schweiz, welche eine
25 %-ige Senkung des Schokoladezolles erreichte und dafür entspre-
chende Konzessionen machen musste. Die weiteren Verhandlungen mit
Finnland, Norwegen und Schweden führten dann ebenfalls zu den Konzes-
sionen für Schokoladezollermässigungen, ohne dass dafür entsprechende
Gegenkonzessionen gemacht werden mussten. Nur Österreich würde jetzt
nach Abschluss aller bilateralen Verhandlungen keine Zollermäs-
sigung für Schokoladeexporte nach Spanien bekommen. In diesem
Falle müsste ich es mir überlegen, ob ich einen solchen Vertrag
überhaupt der Regierung empfehlen kann, da sowohl die Gewerkschaft
der Lebens- und Genussmittelarbeiter als auch der Fachverband für
Nahrungs- und Genussmittel und damit auch die Bundeskammer mir die
grössten Vorwürfe machen werden. Der spanische Botschafter erklärte,
er versteht das Ganze nicht, es muss sich hier um einen technischen
Irrtum handeln, der selbstverständlich unseren Vereinbarungen und
Bemühungen nicht entspricht. Er anerkannte die Pionierleistung


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Österreichs bei dem Zustandekommen dieses Vertrages und wird
sofort in Madrid entsprechend intervenieren. Abschliessend
meinte er, eher würde er seinen Posten in Wien aufgeben,
als mich so zu enttäuschen.

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Tagesprogramm, 28.11.1978

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hs. Notizen (Tagesprogramm Rückseite)


Tätigkeit: Beamtin HM; evtl. Falschschreibung


Einträge mit Erwähnung:
    Tätigkeit: MR Rechnungshof, zuständig für HM


    Einträge mit Erwähnung:
      Tätigkeit: SChef HM
      GND ID: 12195126X


      Einträge mit Erwähnung:
        Tätigkeit: Professor, Maler


        Einträge mit Erwähnung:
          Tätigkeit: Lebensmittelhändler
          GND ID: 118579304


          Einträge mit Erwähnung:
            Tätigkeit: Bewerberin für HM-Posten


            Einträge mit Erwähnung:
              Tätigkeit: Büro des Bundesministers


              Einträge mit Erwähnung:
                Tätigkeit: Baumeister Union-Bau; evtl. Falschschreibung


                Einträge mit Erwähnung:
                  Tätigkeit: SPÖ-NR-Abg., KAD AK


                  Einträge mit Erwähnung:
                    Tätigkeit: Fa. Austriaconsult (Austria Consult?)


                    Einträge mit Erwähnung:


                      Einträge mit Erwähnung:
                        Tätigkeit: Beamter HM


                        Einträge mit Erwähnung:


                          Einträge mit Erwähnung:
                            Tätigkeit: schwed. Energieminister


                            Einträge mit Erwähnung:
                              Tätigkeit: Branchenreferent HM


                              Einträge mit Erwähnung:
                                Tätigkeit: MR HM


                                Einträge mit Erwähnung:
                                  Tätigkeit: Beamter HM (SPÖ)


                                  Einträge mit Erwähnung:
                                    Tätigkeit: HR HM


                                    Einträge mit Erwähnung:
                                      Tätigkeit: ZS Textilgewerkschaft


                                      Einträge mit Erwähnung:
                                        Tätigkeit: Dir. Z, Kassier SPÖ-Landstraße


                                        Einträge mit Erwähnung:
                                          Tätigkeit: 1970-1973 Büro Staribacher, SPÖ-NR-Abg., stv. Vors. SPÖ-Landstraße
                                          GND ID: 102318379X


                                          Einträge mit Erwähnung:
                                            Tätigkeit: Beamter HM


                                            Einträge mit Erwähnung:
                                              Tätigkeit: Ministerialrat, Leiter Grundsatzabteilung


                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                Tätigkeit: Leiter vw. Abt. ÖGB, SPÖ-NR-Abg.


                                                Einträge mit Erwähnung:
                                                  Tätigkeit: öst. Botschafter in Nigeria


                                                  Einträge mit Erwähnung:
                                                    Tätigkeit: Beamter HM, Fraktion soz. Beamter im HM


                                                    Einträge mit Erwähnung:
                                                      Tätigkeit: Beamtin HM, Fraktion soz. Beamter im HM


                                                      Einträge mit Erwähnung:
                                                        Tätigkeit: MR HM


                                                        Einträge mit Erwähnung:
                                                          Tätigkeit: Kabinett Staribacher


                                                          Einträge mit Erwähnung:
                                                            Tätigkeit: HM


                                                            Einträge mit Erwähnung:
                                                              Tätigkeit: Bundeskanzler
                                                              GND ID: 118566512


                                                              Einträge mit Erwähnung:
                                                                Tätigkeit: ÖVP-NR-Abg.


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