Samstag, 22. Juni 1974
In der letzten Phase des Wahlkampfes habe ich immer den Eindruck
handelt es sich nur mehr um reine Routineveranstaltungen. Wir im
3. Bezirk verteilen mit der JG die restlichen noch vorhandenen
Broschüren und Flugblätter in unserer Koje der JG beim AEZ ver-
teile auch noch zu Hunderten vorhandene Kirchschläger-Postkarten
Autogramme. Die Stimmung ist eigentlich sehr gedrückt. Sicherlich
gelegentlich kommen Genossen und wenn ich sage, ich bitte sie um
die Stimme für Kirchschläger, sagen sie selbstverständlich, manche
meinen, wir werden die Daumen drücken, andere wieder, der muss ja
gewinnen, die Spitzenfunktionäre in unserem Bezirk sind so wie
immer teils sehr optimistisch, teils allerdings können sie gar
nicht glauben, dass wir gewinnen. Das Schlechteste ist eben, wenn
man in den Wahlkampf, wie dies bei Beginn der Fall war, mit
einem so grossen Vorsprung, den Kirchschläger gehabt hat, eintritt
Dadurch strengst sich der Gegner natürlich sehr stark an und das
Endergebnis ist, dass er auf alle Fälle aufholt und damit im Zusam-
menhang, entweder bei unseren Funktionären und Wahlhelfern eine
deprimierte Pfeif-Drauf-Stimmung entsteht oder wenn dann diese
Phase überwunden ist, mit umso grösseren Anstrengungen der End-
spurt in Angriff genommen wird. Ich weiss allerdings nicht, ob
wir jetzt nicht gerade das Tief erreicht haben, anstelle des
so notwendigen Hochs für die letzten Tage der Auseinandersetzung.
Die Versammlungen sind sicherlich phantastisch besucht. Im
Schwechaterhof hat Lugger wesentlich weniger gehabt als Kirch-
schläger, trotzdem glaube ich noch immer und muss meine Prognose
auch kaum ändern, dass es nur ein knapper Sieg werden kann.