Sonntag, 3. September 1972
Gerda Rischawy erzählte mir, daß sie große Schwierigkeiten in ihrer
Postdienststelle hat, das ihr seinerzeit zugesagte Sozialressort tat-
sächlich zu bekommen. Generalpostdirektor Schaginger hat noch bevor in Pen-
sion ging, durch eine Personalmaßnahme einen Abteilungsleiter vorge-
setzt, wonach sie keine Möglichkeit hat, daher jemals Abteilungsleiter
zu werden, außer sie bekommt ein eigenes Sozialreferat, welches man
seinerzeit in Aussicht genommen hat. Nun hat sich der sehr tüchtige
Sekretär von Frühbauer SR Übleis für dieses Referat sehr interessiert.
Übleis selbst ist vor 2 Jahren Obmann der Sportsektion von der Post
geworden und hat diesen Verein sehr ausgebaut und gut geführt. Nun
möchte er, wenn er einmal von Frühbauer als Sekretär ausscheidet ein
Sportreferat bekommen. Da dies aber, die Schweiger der Obmann der Ge-
werkschaft der Postbediensteten zu erkennen gegeben hat, unmöglich und
deshalb wird wahrscheinlich ein Sport- und Sozialreferat geschaffen
werden. Rischawy ersucht mich bei Frühbauer zu intervenieren, daß
ich ihr zusage, erkläre aber, daß ich kaum eine Chance sehe, daß es
zu ihren Gunsten entschieden wird. Da, wie sie sich ausdrückte, dies
ihre letzte Chance ist, frage ich wieweit sie überhaupt an der Post noch
hängt. Da wir doch dringend sozialistische Min.Räte bräuchten wäre es
sicher, wenn sie einverstanden wäre, eine Möglichkeit sie über die
Energiesektion bei dem großen Kompetenzgesetz dann ins Handelsminister-
ium einzuschleusen. Interessanterweise hat Rischawy auch die üblichen
Bedenken von einem Beamten. Sie meint, daß wenn sie als Fremde dann in
das Handelsministerium kommen würde ihr einen ungeheuren Widerstand er-
warten müßte. Da sie aber die Materie, die sie hier eventuell zu be-
arbeiten hat, nicht in Detail kennt, sondern sich erst einarbeiten
müßte, bestünde die Gefahr, daß sie nicht einen so guten Vorgesetzten
abgibt als sie dies gewöhnt war und vor allem auch in Hinkunft sein
möchte. Ich rede ihr natürlich nicht zu, sondern habe nur eine solche
Variation in die Diskussion geworfen. Ich erklärte, daß das Wissen-
schaftsministerium gegründet wurde, einige Beamte der Postdirektion
Wien ohne entsprechende Sachkenntnisse in dieses Ministerium gegangen
sind. Sie selbst hält eine solche Vorgangsweise für nicht opportun und
nicht zu sagen unverantwortlich.
Anmerkung für HEINDL:
Bitte besprich dieses Problem einmal mit Rischawy.